Höhlenübernachtung im Kaltbrunnental

Eine Nacht in den Höhlen unserer Vorfahren. Die Erfüllung des Weihnachtsgeschenks für Emilia.

Dienstag, 30. August 2016

Weihnachten war schon lange her und das eigentliche Weihnachtsgeschenk für Emilia war ein zweitägiger Skiausflug in die Berge. Doch meine Leiste liess dieses Frühjahr nur ein beschränktes Skifahren zu. So änderte ich Emilias «Gutschein» in eine abenteuerliche Übernachtung in einer Höhle - weg von der Zivilisation.

Lange dauerte es, doch diesen Dienstag war endlich das perfekte Datum dafür. Erstens hatte Emilia am nächsten Tag dank einer Lehrerweiterbildung schulfrei, anderseits war es bis auf ein Gewitter die letzten Tage, ja fast schon wochenlang trockenes, hochsommerliches Wetter.

Voll beladen ging es los…
Voll beladen ging es los…

Das Ziel unserer Unternehmung was das Kaltbrunnental in der Nähe von Himmelried. Also nicht sonderlich weit von uns zu Hause. Nach der Schule, der Erledigung der Hausaufgaben und einer kurzen Mittagsruhe – genannt Zimmerstunde – ging es schliesslich los.

Mit einem Rucksack, so gross als ob wir ein Jahr unterwegs wären, zielten wir Himmelried an. Dort stellten wir unterhalb von Schindelboden bei Pt. 397 das Auto ab und folgten dem Flüsschen Ibach südwärts. Schon bald erreichten wir die Höhlensysteme des oberen Kaltbrunnentales, wo schon die Neandertaler hausten.

Am Ibach
Am Ibach

Natürlich kannte ich die Gegend schon ein wenig und wusste, dass man dort fernab des hektischen Treibens ein Stückchen Geborgenheit in der Natur findet.

Als erstes suchten wir uns eine Höhle, bereiteten das Nachtlager vor, bauten eine Grillstelle und suchten Holz. Dazwischen bauten wir am Ibach einen Staudamm, um Rivella, Orangensaft und Bier zu kühlen.

Unsere Höhle.
Unsere Höhle.

Danach erkundeten wir die nähere Umgebung ein wenig genauer. Wollten wir doch sicher sein, dass wir hier auch alleine sind. Und das waren wir auch. Wer ist schon so verrückt, an einem Dienstagabend im Wald zu übernachten.

Als kurz nach 17:00 Uhr einige Wanderer unterhalb unserer Höhle vorbeischritten, welche verwundert unsere Getränkevorräte und das durch uns montierte Absteigseil hinunter zum Bach betrachteten, kehrte endgültige Ruhe ein.

Selbst gebastelte Traumfänger werden aufgehängt.
Selbst gebastelte Traumfänger werden aufgehängt.

Bereits um 20:00 Uhr wurde es finster und das Outdoorfeeling erstrahlte am Lagerfeuer, welches unsere Schatten an den Kalkfelsen wiedergab. Kurz später brutzelten Klöpfer über dem Lagerfeuer und der noch in der Verpackung befindliche Speck schwitze bereits. Er wusste, dass er im Verlauf des Abends auch noch drankommen würde.

Es nachtet ein. Zeit für ein Feuer.
Es nachtet ein. Zeit für ein Feuer.

Doch vor dem zweiten Gang gönnten wir uns im Bach noch eine kleine Abkühlung. Mir war es wichtig, dass Emilia die Natur kennen lernt – fernab von unseren zivilisierten Zwängen und Vorstellungen.

In der Zwischenzeit bekam unser Nachtlager Besuch von einer Kröte. Sie setzte sich hinter unsere Schlafmatten und wollte vermutlich mitteilen, dass dies eigentlich ihr Schlafplatz war. Als wir ihr zu nahekamen, sprang sie flink in die Kameratasche, worauf wir sie dann hinaus ins Laub tragen konnten.

Klöpfer auf Holzkohle!
Klöpfer auf Holzkohle!

Nach dem Abendessen versprach ich Emilia dann so viele Geschichten vorzulesen wie sie hören wollte. Ein ganz schön heikles Versprechen. Doch nach dem Kartenspiel Max Mümmelmann und etwa 30 Seiten Pferdegeschichten mit Lotta und Knuffel hatte sie genug und ging friedlich in ihren Schlafsack.

Der perfekte Ort für eine Gutenachtgeschichte!
Der perfekte Ort für eine Gutenachtgeschichte!

Ich trank noch mein Bierchen aus und horchte den Geräuschen des Waldes bei Nacht. Einfach toll! Wie einfach das Leben doch sein kann.

Der Blick aus dem Schlafsack.
Der Blick aus dem Schlafsack.

Mittwoch, 31. August 2016

Die Nacht war doch kälter als erwartet. Ich hatte nur einen Faserpelzschlafsack dabei, im Gegensatz zu Emilia, die im Daunenschlafsack kuscheln konnte. Gleich nach dem Aufwachen entfachten wir das Feuer wieder, um uns aufzuwärmen. Glut war noch vorhanden und sogar die Steine waren noch warm.

Langsam brach der Tag an und die Sonne kam immer näher an unsere Lagerstätte. Doch bis sie uns erreichen würde, ginge es wohl noch ein paar Stunden. So lange wollten wir nicht ausharren und begannen unsere Sachen einzupacken.

Frühstück am nächsten Morgen. Der Kaffee durfte nicht fehlen.
Frühstück am nächsten Morgen. Der Kaffee durfte nicht fehlen.

Dabei entdeckten wir, dass die Kröte von gestern wieder zurück war. Sie sass am gleichen Ort hinter unserem Gepäck und hielt vermutlich nach Mücken Ausschau.

Der Weg zurück zum Auto dauerte nicht lange. Bald waren wir wieder zu Hause und der Alltag konnte seinen Lauf nehmen. Doch erst musste unser Gepäck ausgelüftet werden, denn der rauchige Geschmack des Feuers war in allen Poren - als kleine Erinnerung an einen tollen Ausflug.

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