Badus & Borel

Eine B&B-Skitour mit Sandro im Val Maighels bei bestem Winterwetter.

Ein Skitourenfahrer buckelt seine Ski die letzten Metern den Grat zum Rossbodenstock hoch.
Ein Skitourenfahrer buckelt seine Ski die letzten Metern den Grat zum Rossbodenstock hoch.

Sonntag, 17. Februar 2019

Seit Wochen zählten die Tage die volle Sonnenstundenanzahl, Schnee lag genüge in den Bergen und von der Schönwetterperiode war kein Ende in Sicht! Sandro und ich hatten einen guten Termin für die zweitätige Skitour ausgesucht.

Unser Ausgangspunkt war wie schon so oft der Oberalppass. Nachdem ich von der Andermatt- und Sandro von der Bündnerseite her mit der Bahn zur Passstation angefahren waren, starteten wir die Tour nach einem Kaffee im Restaurant Piz Calmot um halb zehn Uhr morgens.

Los ging die Tour am markanten Leuchtturm des Oberalppasses 2'044m
Los ging die Tour am markanten Leuchtturm des Oberalppasses 2'044m

Vorbei am Leuchtturm verliessen wir die Heerscharren an Skipistenfahrern und wendeten uns mit den doch sehr zahlreichen anderen Skitourengehern dem Pazolastock (2'740m) zu. Der Pazolastock ist hier am Oberalppass klar das Nummer 1 Ziel. Einfach zu besteigen, relativ ungefährlich und grossartige Abfahrtsmöglichkeiten.

Doch für uns nur ein Durchgangsziel. Auf dem Piz Nurschalas, so lautet er mit Bündnernamen, waren wir beide schon. Unser heutiges Hauptziel war der Six Madun bzw. der Badus auf 2'928m und anschliessend die ebenfalls bekannte Maighelshütte.

Eine erste Pause in der Nähe des Pazolastocks.
Eine erste Pause in der Nähe des Pazolastocks.

Aber der Reihe nach… Bei Pt. 2685 machten wir erst einmal eine kleine Rast und genossen bei heissem Tee und Schokoladenriegel die prächtige Aussicht. Besser konnte man es sich nicht wünschen. Auch die Temperaturen waren trotz starker Sonne erträglich und so stiegen wir ohne gross zu schwitzen oder frieren weiter hoch.

Unterhalb der Martschallücke schnallten wir die Skie auf den Rucksack und montierten die Steigeisen. Mit dem Pickel in der Hand ging es dann steiler aufwärts bis zum Rossbodenstock (2'8838m). Spätestens hier hatten wir aufgrund der höheren Anforderungen die anderen Skitourengänger abgehängt und waren allein unterwegs. Die meisten fuhren von der Lücke hinunter nach Andermatt. Sicherlich eine lohnende Abfahrtsvariante.

Aufstieg zum Rossbodenstock.
Aufstieg zum Rossbodenstock.

Doch als wir so gemütlich die alleinige Aussicht beim Mittagessen verbrachten, stieg von der Ostseite ebenfalls eine Skitourengruppe hoch und bald war wieder reges Geschwätz am Gipfel.  Aber wem konnten wir die tollen Verhältnisse verwehren? Schliesslich war es ein perfekter Skitourensonntag.

Auf der Weiterfahrt unterhalb des Piz Parlet und Piz Tuna waren wir nun definitiv alleine unterwegs. Wir konnten unsere Abfahrts- und Aufstiegsspuren in unberührten Schnee legen; es war einfach genial.

Sandro am flachen Gipfel des Rossbodenstocks auf 2'460m Höhe.
Sandro am flachen Gipfel des Rossbodenstocks auf 2'460m Höhe.

Der Aufstieg auf den Badus war nochmals ein wenig kräftezehrend, doch es stimmte an diesem Tag einfach alles. Die Aussicht vom Gipfel ist ein Rundumpanorama dessen gleichen sucht. Und auch die anschliessende Abfahrt mit Ziel Capanna da Maighels nicht wirklich weit weg. Wir hatten also Zeit für eine längere Pause und für den Genuss, welcher uns die Bergwelt hier oben bot.

Der Abstieg auf dem hart gepressten, rutschigen Grat hinunter zur Südostseite bereitete mir Mühe. Mit dem Pickel in der Hand wog ich jeden Schritt ab. Ich war kurz davor die Steigeisen erneut auszupacken und zu montieren. Es ist manchmal schon interessant, wie einen das Selbstvertrauen verlassen kann. Evtl. ein vorsorglicher Impuls?

Tolle Abfahrt hinunter zur Alp Tuna.
Tolle Abfahrt hinunter zur Alp Tuna.

Doch sobald ich wieder auf den Skiern stand, beflügelte mich das Gefühl der schwerelosen Abfahrt. Und dies obwohl die Oberschenkel langsam von der Anstrengung zu schmerzen begannen. Für die zurückgelegte Strecke Oberalppass, Pazolastock, Rossbodenstock, Badus, Capanna da Maighels benötigten wir etwa sechseinhalb Stunden inklusive den Pausen.

"Blöderweise" muss man zur Maighelshütte – egal von welcher Seite man kommt – auch noch ein paar Meter aufsteigen. Doch für diese Höhenmeter schnallten wir die Skier auf den Rucksack. Dort angekommen, genossen wir noch etwa eine Viertelstunde die letzten Sonnenstrahlen des Tages, bevor der grosse Schatten der Nachbarberge über uns hereinbrach.

Erneuter Aufstieg. Im Hintergrund das Massiv des Badus.
Erneuter Aufstieg. Im Hintergrund das Massiv des Badus.

Verglichen mit der Gästezahl vom Vortag (Samstag), waren wir heute fast allein hier oben. Gerade mal 11 Personen übernachteten auf der Hütte, welche gestern noch mit 80 Personen (!) voll belegt war. Es ist schon toll, wenn man die Massentage meiden kann :-)

Auch das Abendessen kam vielfältig und lecker daher! So gab es unter anderem als Hauptspeise Pasta mit einer Sossenauswahl von Tomate, Speck, Kürbis, Peperoni und Pesto! Dazu eine gute Weinauswahl mit bezahlbaren Preisen. Toll, dass es so Hütten gibt, welche Dich beim Weinkonsum nicht abschröpfen – Danke!

Am Gipfel des Badus / Six Madun 2'928m
Am Gipfel des Badus / Six Madun 2'928m

Auch soll hier positiv erwähnt werden, dass man in der Maighelshütte einmal für die Wasserflasche zahlt, und diese danach beliebig wieder auffüllen lassen kann. Top!

Montag, 18. Februar 2019

Das heutige Gipfelziel hiess Piz Ravetsch (3'007m) oder Piz Borel (2'952m), so genau wussten wir dies beim losmarschieren noch nicht. Die beiden Gipfel liegen direkt nebeneinander und sind je nach vorliegendem Verhältnis unterschiedlich schwierig bzw. einfach zu besteigen.

Los ging unsere Tour nach dem Frühstück kurz nach 08:00 Uhr. Wir nahmen unser ganzes Material mit, da wir nicht wussten, welchen Rückweg wir einschlagen würden.

Los geht es das schattige Maighels-Tal hoch.
Los geht es das schattige Maighels-Tal hoch.

Entlang des Maighels-Tals passierten wir den Piz Taglioa, dessen Gipfel im Sonnenschein bereits leuchtete. Doch im Talboden blieb uns die Sonne fortan verwehrt. Dafür bekamen wir frontal einen eisigen Wind zu spüren, der das Tal hinunter zischt.

Es legte sich ein schon fast meditativer Rhythmus in unserem Gehen ein. Schritt für Schritt in einem gleichmässigen Tempo, schritten wir dem Pt. 2303 entgegen. Auch der Aufstieg über den ehemaligen Maighelsgletscher zog sich in die Länge, war jedoch ebenfalls ohne Probleme zu beschreiten.

Blick zurück auf die Maighels-Hütte mit dem Piz Cavardi.
Blick zurück auf die Maighels-Hütte mit dem Piz Cavardi.

Nach einer kurzen Trinkpause nahmen wir dann den Nordhang für den Schlussaufstieg bis unterhalb des Grates in Angriff, welcher die beiden Gipfel Ravetsch und Boral verbindet. Hier gab es ein Skidepot und wir kletterten zu Fuss auf die Krete und weiter bis zum Gipfelkreuz des Borals (2'952m).

Die Schlüsselstellen waren gut mit Fixseilen gesichert und der Pickel in der Hand gab zusätzliches Vertrauen. Von der Hütte bis zum Gipfel benötigten wir knapp drei Stunden und es stellte keine grösseren alpinen Anforderungen dar. Eine Genusstour eben.

Wie am gestrigen Tag bescherte uns auch heute der Gipfel ein prächtiges Weitsichtpanorama. War die Schweiz doch durch Berge und Täler geprägt!

Auf dem Grat zwischen dem Piz Ravetsch (im Hintergrund) und dem Piz Borel.
Auf dem Grat zwischen dem Piz Ravetsch (im Hintergrund) und dem Piz Borel.

Wir entschlossen uns für die Abfahrt ins Maighelstal mit Einkehr in der Hütte. In der Sonne mit einem Tourenbierchen und Bündner Nusstorte, genossen wir den Zwischenstopp bevor die Abfahrt weiter nach Tschamut folgte.

In den Südhängen des Calmut gingen schon einige Nassschneelawinen runter und bedeckten die Passstrasse. Das Geröll zwang uns auf die Talsohle auszuweichen und mit einer anschliessenden Schussfahrt die kleine Ortschaft Tschamut zu erreichen.

Freie Fahrt das Tal hinunter.
Freie Fahrt das Tal hinunter.

Gerade noch rechtzeitig erreichten wir das parkierte Auto von Sandro. Schnell verstauten wir die Ausrüstung und Sandro fuhr mich hoch zur kleinen Bahnstation, wo wenig später die stündlich verkehrende Matterhorn-Gotthard-Bahn eintraf.

Ich fuhr bis zur Station Nätschen und anschliessend die sulzige Skipiste hinunter bis Andermatt, wo ich noch vor der Bahn eintraf. Erfreulicherweise musste ich im Parkhaus Reuss nicht den ganzen Tag bezahlen, sondern nur die benötigten Stunden. Leider bietet Andermatt nach wie vor keine Mehrtagesparkplätze im Freien an, sodass man um das teuere Parkhaus nicht herumkommt :-(

 Auf der Sonnenterasse der Maighelshütte
Auf der Sonnenterasse der Maighelshütte

Wetter top, Schnee top, Verhältnisse top, Hütte top, Tourenpartner top! Ich freue mich bereits auf die nächste Skitour.

Weitere Fotos der Tour