Von Salzburg nach Wien
In 11 Tagen zu Fuss von Salzburg nach Wien (388km/403km).
Intro
Donnerstag, 15. April 2023 – Anreise nach Salzburg
Da war es wieder. Das Gefühl, dass die Wanderung und Reise weitergehen musste. Vergessen die Anstrengung, die schmerzenden Füsse, die Frage der Sinnhaftigkeit. Die Sehnsucht nach Abenteuer, einer zeitlich begrenzten Freiheit und körperlichen sowie psychischen Herausforderungen wuchs in mir wieder heran. Dies schon im letzten Jahr als ich definitiv beschloss, meine Weitwanderung, welche ich in Basel begann, fortzusetzen.
Im Jahr 2021 hatte ich bereits die Planung einer Wanderroute von Salzburg nach Wien und weiter nach Bratislava entworfen. Damals dachte ich sogar noch daran, die Reise weiter in die Ukraine zu unternehmen. Damals war der Krieg - zumindest für mich - noch weit weg.
Dass ich nicht schon 2022 losmarschierte lag daran, dass die Bedingungen im April als ich in Bayern war, sich nicht als geeignet herausstellten. In der Höhe lagen noch Schneereste, die Wettervorhersage war durchwegs schlecht und die Verfügbarkeit der Gasthöfe aufgrund der Nebensaison reduziert. So plante ich die Wanderung für diesen Sommer.
Als ich mich am späteren Nachmittag direkt von der Arbeit in Richtung Bahnhof aufmachte, war ich alles andere als „ready“ für die grösste Wanderherausforderung, die ich bisher je in Angriff nahm. Ausgelaugt von den vergangenen Tagen des Geschäftslebens, mit untrainierten Beinen, einer starken Heuschnupfenallergie und minimaler Vorbereitung machte ich mich auf den Weg nach Zürich. Dort würde ich auf den ÖBB Railjet RJX 367 in Richtung Wien wechseln.
Das Einzige was ich geplant und auch organisiert hatte, waren die Streckenabschnitte, ein Ort für die Übernachtung und eine Essensmöglichkeit am Abend. Dabei hatte ich darauf geachtet, dass die Tagesetappen in der Regel eine Strecke von 40 Kilometer nicht überschritten. Was einfach klingt, war eine Herausforderung. Denn die Übernachtungsmöglichkeiten in den Gebirgszügen von Salzburg bis Wien, die ich zu überqueren gedachte, waren für einfache Wanderer ohne fahrbaren Untersatz spärlich. Eine Reise ohne Planung ist m.E. heutzutage nicht mehr möglich; ausser man hat ein Zelt mit dabei. Doch genau dieses Setup wollte ich nicht! Ich wollte mit möglichst wenig Gepäck leichtfüssig unterwegs sein. "Reduce to the max" war einmal mehr mein Motto.
In der Zwischenzeit war ich am Grenzbahnhof in Buchs angekommen. Nachdem der Zug für eine längere Zeit stoppte, erklang die amüsante Meldung "Wir müssen noch 5 bis 10 Minuten auf den Lokführer warten. Der ist noch nicht hier…." wo gibt es denn so was. Ah ja, es war ja ein österreichischer Zug. Nach 30 Minuten kam der Lockführer schliesslich und die Fahrt ging weiter in Richtung Österreich.
- Etappe 1: Salzburg -> St. Wolfgang im Salzkammergut (42 km)
- Etappe 2: St. Wolfgang im Salzkammergut -> Ebensee (37 km)
- Etappe 3: Ebensee -> Grünau im Almtal (35 km)
- Etappe 4: Grünau im Almtal -> Molln (31 km)
- Etappe 5: Grünau im Molln -> Grossraming (33 km)
- Etappe 6: Grossraming -> Hollenstein an der Ybbs (28 km)
- Etappe 7: Hollenstein an der Ybbs -> Lunz am See (31 km)
- Etappe 8: Lunz am See -> Annaberg bei Mariazell (32 km)
- Etappe 9: Annaberg bei Mariazell -> Rohr im Gebirge (46 km)
- Etappe 10: Rohr im Gebirge -> Weissenbach an der Triesting (33 km)
- Etappe 11: Weissenbach an der Triesting -> Mödling/Wien Hbhf (40/55 km)
Die Zugroute führte über Feldkirch - Bludenz - Landeck - Imst - Innsbruck - Wörgl - Kufstein bis Salzburg, um nur einige Zwischenstopps zu nennen. Unterwegs änderte auch die Fahrtrichtung meines Sitzes und ich erinnerte mich an Manni Matters Lied "Ir Ysebahn":
"Ir Ysebahn sitze die einte ä so,
Dass alles was chunnt
Scho zum Vorruss gseh cho
Und dr Rügge zue cheere
Dr Richtig vo wo,
Dr Zug chunnt.
Die andre die sitze im Bank wisawii,
Dassi lang no chöi gseh
Wo dr Zug scho isch gsii,
Und dr Rügge zue cheere
Dr Richtig wo hii,
Dr Zug fahrt…"
Ich schaue definitiv lieber in die Zukunft, also was kommt; denke aber gerne an das zurück, was war.
Die fast dreiviertelstündige Verspätung aufgrund des fehlenden Lockführers konnte bis Salzburg nicht mehr aufgeholt werden. Kurz vor 23:00 Uhr traf ich am Hauptbahnhof ein und machte mich auf zu meiner Übernachtungsstätte The Keep Eco Rooms, wo ich ein Zimmer reserviert hatte. Die Hotelanlage kam in einem eco-rustikalen Look mit viel Holzelementen daher. Doch dies interessierte mich um diese Zeit nicht mehr sonderlich. Nach einer Dusche ging ich mit viel Respekt vor der morgigen ersten Etappe ins Bett.