Marokko

Kameltrekking entlang des Atlantiks.

Donnerstag, 06. April 2023

Als wir am Morgen des 06.04.2023 aufstanden, wussten wir noch nicht, was für ein hektischer und langer Tag uns erwartete. Noch in guter Laune das Frühstücksbrot streichend, erklang auf dem Handy plötzlich der Klingelton der SBB. Jener der daran erinnert, dass man bald am Ziel ankommt, oder aber eben auch jener, wenn etwas mit der Verbindung nicht stimmt.

Eilig schaute ich auf das Display. Die automatische Gesichtserkennung schaltete die Nachricht frei und tatsächlich – das konnte doch nicht sein – unser gewählter Zug von Basel nach Frankfurt fällt aus! Nicht nur dieser, auch die nächsten drei Verbindungen waren betroffen. Sofort prüfte ich, ob wir es schaffen würden, den früheren Zug zu erreichen, denn dieser schien von der Störung nicht betroffen zu sein.

Basel Badischer Bahnhof.
Basel Badischer Bahnhof.

Nach kurzer Abklärung der Möglichkeiten entschieden wir, unsere Freundin Isi anzurufen und zu fragen, ob sie uns sofort zum Badischen Bahnhof fahren konnte. Wir hatten Glück und sie war zu Hause. 15 Minuten später sassen wir bei Ihr im Auto auf dem Weg nach Basel.

An der Bahnhofinfo erfuhren wir dann, dass nur die Verbindungen von Basel SBB bis Badischer Bahnhof von der Störung betroffen waren. Dies hätte den Kunden auch genauer erklärt werden können. Trotzdem entschieden wir uns den früheren Zug zu nehmen, obwohl wir bei dieser Verbindung in Mannheim umsteigen mussten.

Kurz nach 13:00 Uhr, trafen wir am riesigen Frankfurter Flughafen ein. Hier hatten wir nun genügend Zeit, nach dem Check-In uns auszuruhen und uns mental auf die weitere Reise einzustellen. Weiter ging es geplant erst um 18:00 Uhr, in Realität mit einer Stunde Verspätung kurz vor 19:00 Uhr. Die Flugzeit nach Casablanca in Marokko dauerte rund 3.5 Stunden. Mit einem Zeitunterschied von zwei Stunden, landeten wir dort um 20:15 Uhr.

Am Frankfurter Flughafen.
Am Frankfurter Flughafen.

Unser reservierter Transfer wurde schon ungeduldig, denn seine eingeplante Wartezeit war 45 Minuten. Sollten wir später am vereinbarten Treffpunkt vor dem Flughafen eintreffen, müssten wir 30.- Euro Aufschlag bezahlen. Wir schafften es nicht in dieser Zeit durch die Zoll- und Gepächkontrollen zu gelangen. Doch den Aufpreis zahlten wir nicht.

Um 22:00 Uhr trafen wir nach 24 Stunden Anreise im vorreservierten Gray Boutique Hotel ein. Müde bestellten wir ein paar Burger aufs Zimmer und schon bald gingen die Kinder freiwillig ins Bett. Das wollte was heissen; es war ein anstrengender Tag.

Freitag, 07. April 2023

Wir hatten eine sehr ruhige Nacht, obwohl wir uns mitten in der 3.5 Millionenmetropole von Casablanca befanden. Kein Autolärm, nur Vogelgezwitscher konnten wir am Morgen wahrnehmen. Zwar hatte uns der Muezzin in den frühen Morgenstunden geweckt, doch wir hatten noch Nachholbedarf und schliefen sogleich wieder ein. Nur Luca fand es unheimlich und legte sich zu uns in Bett.

Street Art in Casablanca
Street Art in Casablanca

Die Sightseeingtour starteten wir direkt am Hotel. Durch die belebten und teilweise stark befahrenen Strassen schritten wir nördlich immer in Richtung Küste. Schon von weitem roch man die salzige, frische Meeresluft, welche der Wind heranbliess.

Nach einer halben Stunde erreichten wir den Strand, welchem wir fortan in östlicher Richtung folgten. Das erste Ziel war der markante Leuchtturm El Hank. Vom Leuchtturmplatz konnten wir das Wahrzeichen von Casablanca bereits sehen: Die mächtige Hassan-II.-Moschee, eine der grössten Moscheen der Welt.

Je näher wir kamen, desto genauer konnte man die enormen Aussmasse des Gebäudes erkennen. Aus allen Himmelsrichtungen stürmten Menschen heran um dort zu beten. Heute war ein Freitag, also im arabischen Raum der Sonntag. Dazu kam, dass es Ramadan war, also die heiligsten Tage und Fastenzeit im Islam. 

Blick auf Hassan-II.-Mosche aus der Ferne.
Blick auf Hassan-II.-Mosche aus der Ferne.

Für uns war es äusserst interessant, die Menschen zu beobachten. Einige hatten eigene Teppiche zum Beten mit dabei, kamen alleine oder mit der ganzen Familie. Es ging sehr ruhig und respektvoll zu und her. Nur der Muezzin sang lautsprecherverstärkt oder trug Verse vor.

Wir beobachteten das Geschehen aus einem gebührenden Abstand ehe wir weitergingen um ein Restaurant zu finden. Dies stellte sich in der Zeit des Ramadans als echte Herausforderungen heraus, da von Morgendämmerung bis Abenddämmerung weder gegessen noch getrunken wird.

Ein Blick aufs Meer.
Ein Blick aufs Meer.

Im Restaurant La Sqala wurden wir schliesslich fündig. Müde vom vielen Laufen waren wir froh, im gemütlichen und schattigen Garten einen Tisch zu erhalten. Wir verbrachten einige Zeit im La Sqala. Unsere Sightseeingtour setzen wir im riesigen Einkaufszentrum Anfaplace fort. Um dahin zu gelangen, nahmen wir eines der vielen roten Taxis. Der Preis muss im Voraus vereinbart werden. Handeln lohnt sich dabei immer.

Als wir in das Zentrum mit über hundert Geschäften eintraten, kam ich mir ein wenig vor wie in Las Vegas. Hohe Gänge, überall funkelte es, übergrosse Bildschirme propagierten Werbung und es lief Musik aus den Lautsprechern. Der Komplex war so surreal für die Gegend wie auch die Preise, welche für die Waren verlangt wurden. Uns war es schleierhaft, wer sich hier was leisten konnte; und trotzdem hatte es einige Besucher. Vermutlich die obere Schicht der Gesellschaft.

Wir investierten unser Geld lieber in Erlebnisse als in überteuerte Ware. So besuchten wir das grosse Aquarium, welches sich mitten in der Shopping Mall befindet und bis fast zur Decke reicht. Damit die vielen verschiedenen Fische ganz nah beobachtet werden können, fährt ein runder Glas-Lift von unten nach oben und stoppt zweimal in verschiedenen Höhen. So hat man die Gelegenheit, die auf unterschiedlicher Höhe schwimmenden Tiere aus nächster Nähe zu betrachten.

Für die Rückfahrt zum Hotel nahmen wir ein Taxi. Der Verkehr ist für europäische Verhältnisse desolat. Nicht mal in Italiens Palermo herrscht ein derart quirliges Verkehrschaos. Aber dennoch wird aufeinander Rücksicht genommen und einige Kratzer oder Dellen gehören eben beim Auto dazu.

Die mächtige Hassan-II.-Moschee.
Die mächtige Hassan-II.-Moschee.

Am Abend standen wir wiederum vor der gleichen Herausforderung. Ein offenes Restaurant für das Abendessen zu finden war aufgrund des Ramadans nicht einfach. Zwar konsultierten wir, bevor wir in die Strassen von Casablanca loszogen, Mr. Google, doch der wusste zur Ramadanzeit nur bedingt, ob die Restaurantbesitzer ihr Tore öffneten.

All unsere Ideen erwiesen sich als Gebäude mit dunklen und geschlossenen Räumen. Gezwungenermassen entschieden wir uns für einen Asiaten. Die Restaurants mit Angeboten von Sushi, India, Vietnam & Co hatten immer geöffnet. Am Hotel nahegelegenen Yo Ti Tam Bourgogne wurden wir schliesslich fündig.

Samstag, 08. April 2023

Das umfangreiche Frühstücksbüffet stärkte uns für den Tag. Wir packten unsere Taschen und deponierten sie an der Rezeption. Es stand erneut die Besichtigung der Hassan-II.-Moschee an. Dieses Mal von innen. Um das zu erleben, muss der nicht Muslim eine der Führung buchen, welche in den Morgenstunden durchgeführt wird.

Eine solche ist jedem Casablanca Besucher zu empfehlen, denn man erhält dabei viele Hintergrundinformationen und gerät mit diesem Wissen noch mehr ins Staunen. Die Bauzeit des 200 Meter langen Gebetsraum und dem ebenso hohen Turm dauerte von 1986 bis 1993. Das komplette Gebäude wurde auf einer Stahlkonstruktion auf dem Meer erbaut. Auf diesem Fundament finden insgesamt 105’000 Gläubige Platz, um zu beten; 25’000 Personen drinnen im Gebetsraum, 80’000 draussen auf dem riesigen Vorplatz.

Die Hassan-II.-Moschee ist eine von ca. 500 Moscheen in Marokko, jedoch eine der fünf grössten auf der Welt. Obwohl im ganzen Komplex kein Gramm Gold verbaut wurde, kostete der Komplex 800 Milliarden Dollar! Die Kosten liefen den Planern beim Bau davon. War es für die Bevölkerung erst freiwillig zum Spenden, wurde nach und nach reglementiert und es kam soweit, dass sogar eine Art Steuer für die Finanzierung aufgebracht werden musste. Dies kam entsprechend bei der Bevölkerung nicht gut an und das Bauprojekt wurde immer umstrittener.


Trotz alledem; das Resultat ist beeindruckend und regt zum Staunen an. Erwähnen möchte ich noch die Besonderheit des riesigen, elektrischen Schiebedachs über dem Gebetsraum! Was muss das für ein Anblick des Sternenhimmels sein, wenn in der Moschee alle Lichter gelöscht werden und im Gebäude unter freien Himmel gebetet werden kann.

Weiter hat mich der Waschraum fasziniert, welcher sich im Kellergeschoss befindet. Hier können sich an 41 Brunnen und weiteren Wasserstellen 4’000 Personen gleichzeitig waschen! Man muss sich diese hohe Zahl einmal vorstellen. Wirklich beeindruckend, wie gross diese Anlage ist.

Nach dem Museumsbesuch fuhren wir für das Mittagessen zu Rick‘s Café. Das Restaurant ist eine freie Nachbildung des gleichnamigen Schauplatzes aus dem Film Casablanca mit Ingrid Bergman und Humphrey Bogart. Im Film befand sich der Drehort Rick’s Café in einem Studio in Hollywood. Hier kann sich der Besucher das Ambiente des Films nochmals richtig an sich heranlassen.

Wir bestellten eine grosse Meeresfrüchteplatte und Luca bekam eine Portion Nudeln. Mit vollen Bäuchen fuhren wir in einer klapprigen Kiste, die sich Taxi nannte, zurück zum Hotel, um unsere deponierten Taschen abzuholen. Ein weiteres Taxi brachte uns gleich im Anschluss in 40-minütiger Fahrt zum Flughafen Mohamed ll.

Im unterirdischen Waschsaal können sich 4'000 Personen gleichzeitig waschen!
Im unterirdischen Waschsaal können sich 4'000 Personen gleichzeitig waschen!

Am nationalen Teil des Flughafens war nicht viel los. Von den Leuten, die am Terminal auf den Flug nach Agadir warteten, handelte es sich nur um wenige Touristen. Bereits in der Wartezone bekam Emilia Durchfall und ihr war schlecht. Als die Propellermaschine in der Luft war, kam dann noch Erbrechen dazu. Als wir eineinhalb Stunden später auf dem Flughafen Al Massira landeten, war sie kreideweiss.

Zum Glück stand unser Transfer zum Hotel Litoral in Tamraght bereit. Eine halbe Stunde später trafen wir dort ein, bezogen die Zimmer und Emilia konnte sich ausruhen. Luca und ich assen noch eine Kleinigkeit im Hotelrestaurant und gingen dann ebenfalls schlafen. Wir alle waren müde und mussten uns ausruhen. Morgen startete schliesslich das Kameltrekking und somit das ersehnte Abenteuer mit den Trampeltieren.

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