Kletterferien in Muzzerone

Klettern und Wandern an der ligurischen Küstenregion entlang den Ausläufern der Cinque Terre.

Muzzerone – Klettern über dem Meer
Muzzerone – Klettern über dem Meer

Donnerstag, 27. April 2023

Die diesjährigen Kletterferien brachten Dominik und mich zur ligurischen Küstenregion in die Nähe von La Spezia. Dort gibt es am südlichen Ende der Cinque Terre das Klettergebiet Muzzerone, welches wir uns genauer anschauen wollten.

Wir buchten in Portovenere, welches wie die Cinque Terre ebenfalls zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, ein Appartement für die kommenden sechs Tage. Von dort aus sind die Kletterspots von Muzzerone zu Fuss oder mit dem Auto einfach zu erreichen.

Der Sektor Parete Centrale...
Der Sektor Parete Centrale...
...bietet viele freudige Routen :-)
...bietet viele freudige Routen :-)

Kurz nach 06:00 Uhr trafen wir uns in Liestal und fuhren gemeinsam mit dem Auto weiter in Richtung Süden. Wir kamen gut voran, assen nach dem Gotthard noch eine Kleinigkeit und waren dann auch schon bald in der grossen Autobahnumfahrung von Mailand. Der Weg führte weiter über Piacenza bis kurz vor Parma. Dort wechselten wir die Autobahn in Richtung Süden nach La Spezia.

Nach sechseinhalb Stunden Autofahrt trafen wir schliesslich am Halbinselspitz unterhalb der Hafenstadt La Spezia ein und fuhren direkt auf das Bergmassiv von Muzzerone, um noch einige Seillängen zu klettern.


Der bekannte und einfach zu erreichende Sektor Parete Centrale bot sich dazu an. Hier kletterten wir im rechten Teil des Sektors die folgenden Routen:

  • Oscar 4c
  • Via Dell'allievo 5c
  • Zip 4c (wohl eher eine 5c)
  • Basinger 5a
  • Andropausa 5a
  • Conte Max 5a
  • Il Diedro 5b
Der mittelalterliche Weg zur alten Ortskirche San Pietro.
Der mittelalterliche Weg zur alten Ortskirche San Pietro.

Nachdem wir den Fels und die tolle Aussicht ein wenig kennengelernt und genossen hatten, fuhren wir hinunter zur Ortschaft Le Grazie um einzukaufen. Wir hatten in Portovenere ein Appartement gemietet und benötigten Getränke sowie die notwendigen Dinge für das Frühstück. 

Alessandro, der Vermieter des Appartements MAL Portovenere, hatten wir über unser Eintreffen vorinformiert. So konnten wir, als wir kurz vor 18:00 Uhr eintrafen, zügig unsere Zimmer beziehen und uns einrichten. Am Abend ging es dann das erste Mal auf die Piazza von Portovenere.

Blick vom Felssporn, wo ursprünglich der Venustempel "Portus Veneris" gestanden haben soll. Auf der rechten Seite verabschieden sich die letzten Sonnenstrahlen von den Kletterfelsen.
Blick vom Felssporn, wo ursprünglich der Venustempel "Portus Veneris" gestanden haben soll. Auf der rechten Seite verabschieden sich die letzten Sonnenstrahlen von den Kletterfelsen.

Dicht an dicht drängten sich die bunt bemalten Fischerhäuser an der Kaimauer von Portovenere aneinander, zu deren Füssen sich der kleine Hafen mit seinen Fischerbooten erstreckt. Wenn das Sonnenlicht auf die pastellfarbenen Fassaden strahlt, entfaltet das Dorf seinen einzigartigen malerischen Charme.

Wir schlenderten der Promenade entlang zur alten Ortskirche San Pietro, welche auf einem steilen Felsen dem Wind und dem Wetter trotzt. Ursprünglich soll an ihrer Stelle im 1. Jahrhundert der "Portus Veneris" gestanden haben, ein Venus-Tempel, dem der kleine Ort seinen Namen verdankt.


Die kleine Kirche auf dem Felssporn, die weit in das Meer hineinragt, wurde bereits 1198 eingeweiht. Die Fassade, die in sich abwechselnd in schwarzen und weissen Steinblöcken gehalten ist, stammt aus dem 13. Jahrhundert und verleiht dem Gotteshaus etwas Eigentümliches. Dazu trägt auch der beim Bau verwendete lokale Stein Nero Portoro bei, welcher in der Region abgebaut wird. Umgeben ist das Areal von Festungsmauern, die noch als Ruinen zu sehen sind.

Über alledem thront die mächtige Burg Doria, die einst zum Schutz vor Piratenangriffen im 12. Jahrhundert auf dem hohen Felsmassiv errichtet wurde. Faszinierend ist auch der Blick auf die vom Muzzerone bis auf Meereshöhe abfallenden Felswände, wo geklettert werden kann und die dunkel schimmernden Meereshöhlen, welche nur per Boot erreichbar sind.

Fotomotive ohne Ende!
Fotomotive ohne Ende!
Die engen Gassen von Portovenere.
Die engen Gassen von Portovenere.

Wir konnten uns wirklich glücklich schätzen, all diese Dinge bei einem wunderschönen Sonnenuntergang beobachten zu können. Gefolgt, von einem leckeren Fischmenü, welches wir im Restaurant des Hotels Locanda La Lucciola serviert bekamen.

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Freitag, 28. April 2023

Der Wetterbericht prophezeite zu unserem Missfallen, dass die nächsten Tage mit schlechterem Wetter und auch ergiebigen Regenfällen zu rechnen ist. Heute gab es jedoch – und das war die gute Nachricht – eine stabile und sonnige Vorhersage. Dies bewegte uns dazu, bereits am zweiten Tag eine der langen Mehrseilrouten in den steil abfallenden Felswänden von Muzzerone in Angriff zu nehmen.

Portovenere: noch sind keine Touristenschiffe und Buse eingetroffen und es kommt ruhig und verschlafen daher.
Portovenere: noch sind keine Touristenschiffe und Buse eingetroffen und es kommt ruhig und verschlafen daher.

Nach dem Frühstück machten wir uns zu Fuss auf zum 325 Meter höher liegenden Monte Muzzerone. Unterwegs legten wir immer wieder Fotopausen ein, denn der Ausblick auf den Golf von La Spezia mit der Insel Palmaria, die Halbinsel von Portovenere und die alten Festungen, Kirchen und Schlossruinen booten herrliche Ausblicke.

Komplett verschwitzt vom sehr steilen Aufstieg, kamen wir nach etwa einer Dreiviertelstunde beim sogenannten Bunker an. Auf dieser Plattform tummeln sich zahlreiche alte und neue Antennen, Parabolspiegel und Messgeräte. Der Bunker würde uns immer wieder als Orientierungshilfe dienen.

Steiler Aufstieg zur mächtigen Burg Doria.
Steiler Aufstieg zur mächtigen Burg Doria.

Wir deponierten jene Sachen, die wir fürs Klettern nicht gebrauchten in einem Rucksack und versteckten diesen. Dann nahmen wir den alpinen und abenteuerlichen Abstieg hinunter in Richtung Küste auf uns, um in den Sektor "Pilastro del Bunker" zu gelangen. Unser Ziel war die Route "Chi Vuol Essere Lieto, lieto sia", zu Deutsch "Wer glücklich sein will, soll glücklich sein" zu klettern. Mit einer Länge von 200 Metern, aufgeteilt in 6 Seillängen, welche sich fast immer im Schwierigkeitsbereich 5c befindet, ein anregendes Vorhaben für uns zwei.

Die Kirche San Pietro auf dem eindrücklichen, vorgelagerten Felssporn von Portovenere.
Die Kirche San Pietro auf dem eindrücklichen, vorgelagerten Felssporn von Portovenere.

Anfangs waren die Stahl- und Fixseile noch gut. Je weiter runter wir jedoch gelangten, desto mehr verloren wir das Vertrauen in die Absicherung. Wir verbrachten lange Zeit um den Einstieg in die (richtige) Route zu finden. Es gab ein Wirrwarr von Pfaden und jene Route an die wir als erstes gelangten (Die Route "Prenotazione Obbligatoria" wie sich später herausstellte) war nicht angeschrieben.

In der zweiten Seillänge von "Chi Vuol Essere Lieto, lieto sia". Die ganze Route ist top abgesichert :-)
In der zweiten Seillänge von "Chi Vuol Essere Lieto, lieto sia". Die ganze Route ist top abgesichert :-)

Doch schliesslich erspähten wir den Baum der Bäume, welcher im Felsen herauswachsend in einer exponierten Steilstufe den Einstieg in die Route markierte. "Wer glücklich sein will, soll glücklich sein", ein Wortspiel, das aber nicht aussagt, ob man Glücklich wird, wenn man in diese Route einsteigt. Denn der Zustieg zum Stand und Start ist schon sehr abenteuerlich, ausgesetzt und nichts für schwache Nerven!


Exponiert, an einigen von der Witterung zerfetzten Fixseilen, muss man sich um einen Felswall herum hinüber zu einem markanten Baum hangeln. Erst dort erspäht man den ersehnten, mit einer Standkette top eingerichteten Standplatz. Hier startet dann die erste Seillänge. Auch diese Route ist nicht angeschrieben.

Um es vorwegzunehmen: Die Route wurde im 2017 saniert und ist perfekt gebohrt. Wer im unteren 6. Schwierigkeitsgrad sicher unterwegs ist, findet in "Chi Vuol Essere Lieto, lieto sia" einfach nur Genuss. Alle Stände sind mit einer Kette und zwei Schrauben abgesichert. Der Fels ist extrem vielseitig (steil, plattig, löchrig, Risse, Rinnen, Briefkästen, …) und sehr gutmütig. Es findet sich immer was, um ein Problem zu lösen.

Noch nicht ganz oben, aber schon weit. Zeit für einen grandiosen Rundumblick.
Noch nicht ganz oben, aber schon weit. Zeit für einen grandiosen Rundumblick.

Unterstrichen wird das Kletterambiente von dem phänomenalen Blick auf das blaue, tieferliegende Meer. Für mich ist es immer etwas Spezielles in Meeresnähe zu Klettern. Die Kombination aus Himmel, Fels, Meer und Horizont macht das Klettern einfach perfekt.

"Wer glücklich sein will, soll glücklich sein"; ich war es auf jeden Fall, als ich nach der letzten Seillänge oben ausstieg. Auch meine Füsse waren es, als sie endlich wieder mal aus den engen Kletterfinken raus durften. Bestimmt werden sie die nächsten Tage noch schmerzen.

Erkundung eines alten Steinbruchs, bei welchem...
Erkundung eines alten Steinbruchs, bei welchem...
einst der Edelmarmor  Nero Portoro abgebaut wurde.
einst der Edelmarmor Nero Portoro abgebaut wurde.

Nach einer Mittagspause beim Bunker, wanderten wir zurück nach Portovenere. An der Promenade gab es ein Tourenbierli, ehe wir uns zum Duschen und Umziehen ins Appartement zurückzogen. Am Abend konnten wir nochmals einen tollen Sonnenuntergang auf dem Felsvorsprung bei der Chiesa San Pietro miterleben. 

Das Abendessen gab es dann im sehr guten Restaurant Portivene, wo wir draussen in der engen Gasse einen Tisch reserviert hatten. Das Essen hat uns so gut geschmeckt, dass wir gleich für den übernächsten Abend wieder einen Tisch reservierten. 

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Samstag, 29. April 2023

Der gestrige Tag hatte mich ein wenig geschlaucht. Zudem war das Wetter, wie prognostiziert, bedeckt und neblig. Im Verlaufe des Tages sollte es auch Niederschlag geben. Wie viel und ob man dann trotzdem noch klettern kann, konnte man nicht erahnen.

Wir beschlossen eine Kletterpause einzulegen und eine Wanderung zu unternehmen. Nachdem wir bis neun Uhr im Bett lagen, gefrühstückt und für den Tag eingekauft hatten, starteten wir um 11:00 Uhr auf eine Küstenwanderung.


Unsere Idee war, zu Fuss von Porto Venere über den Monte Muzzerone und weiter über den Golle del Telegrafo in die Region von Cinque Terre zu marschieren. Der Zielort sollte Riomaggiore sein, von wo wir dann mit dem Schiff planten, zurück nach Portovenere zu gelangen (Total 12.5km / 700 Höhenmeter).

Den steilen Aufstieg zum Monte Muzzerone auf eine Höhe von 325m kannten wir ja bereits von gestern. Wir folgten dieses Mal jedoch nicht dem Hauptwanderweg, sondern jenem, welcher am Rifugio Muzzerone vorbeiführte. Dieses Rifugio ist bei Kletterern sehr beliebt, da von dort aus alle Sektoren in kürzester Zeit erreichbar sind.

Auf dem Weg nach .....!
Auf dem Weg nach .....!

Von dort folgten wir dem Weg, welcher unterhalb der Festung vorbeiführte, und passierten einen grossen Steinbruch, in welchem der schwarze Edelmarmor Nero Portoro abgebaut wird. Recherchen im Internet ergaben, dass ein Quadratmeter Bodenplatte bei ca. 1'500.- Euro liegt. Nicht jedermanns Portemonnaiegrösse.

Immer wieder hatten wir herrliche Blicke auf die steil abfallenden Felswände und das Meer. Auch jene Felswand des Sektors Pilastro del Bunker, wo wir gestern die 200 Meter lange Kletterroute "Chi Vuol Essere Lieto, lieto sia" durchstiegen.

Hier wird gelegentlich noch Nero Portoro abgebaut.
Hier wird gelegentlich noch Nero Portoro abgebaut.
Doch die Hochkonjunktur ist schon sehr lange vorbei.
Doch die Hochkonjunktur ist schon sehr lange vorbei.

Wenig später passierten wir die Häuser von Campiglia, ehe der schmale Weg im dichten Wald weiterführte. Nur selten hatten wir hier einen Ausblick auf das Meer. Umso grösser war der Panoramablick, als wir wieder auf die Steilküste Ausschau halten konnten.

Den höchsten Punkt erreichten wir bei Coll del Telegrafo auf 516 Meter. Von nun an ging es Altiplano und später immer etwas abwärts. Bei der Kapelle der Madonna die Montenero legten wir eine Pause ein und assen unser Mittagessen mit freiem Blick auf den Zielort Riomaggiore. Selbst von der Ferne konnten wir die bunten Häuser erkennen, welche die Orte der Region von Cinque Terre so einmalig machen.

Blick zurück auf die Felsen von Muzzerone.
Blick zurück auf die Felsen von Muzzerone.

Insgesamt bestehen die Cinque Terre aus fünf kleinen Ortschaften: Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und eben das vor uns liegende Riomaggiore. Sie alle befinden sich an der steil abfallenden Küste der Region Ligurien und gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Oberhalb der Ortschaften werden Wein, Zitrusfrüchte und Oliven angebaut, was die viel begangenen Wanderwege sehr reizvoll machen.

Durch den Weinanbau entstanden bereits im Mittelalter die ersten Terrassen, die noch heute so typisch für die Region sind. Heute tragen sie mit den Trockenmauern massgeblich zur Kulturlandschaft bei.

Riomaggiore - Das südlichste der Cinque Terre.
Riomaggiore - Das südlichste der Cinque Terre.

Über einen steilen Pfad mit sehr viel Treppenstufen, stiegen wir hinunter zu dem immer turbulenteren Treiben des ehemaligen Fischerortes. Während die Dörfer der Cinque Terre früher noch schwer zugänglich waren, sind sie heute längst kein Geheimtipp mehr. Jedes Jahr strömen tausende von Touristinnen und Touristen in die Region, um die Schönheit an der italienischen Riviera selbst erleben zu können.


Für uns eindeutig zu viel: Wir erstickten fast in der Menge der Menschenmassen. Die Idee, mit dem Boot zurück nach Portovenere zu fahren schlugen wir bald aus. Zum einen, weil wir nirgends ein Geschäft fanden um Tickets zu kaufen, zum andern, weil wir einfach nicht mit so einer Masse von Menschen auf einem Boot sein wollten.

Portovenere
Portovenere

Wir entschieden uns, mit dem Zug nach La Spezia zu fahren. Dieser verkehrt alle 15 Minuten. So kam es, dass wir bald in der ligurischen Hafenstadt, welche an die Toskana angrenzt, eintrafen. Wir hatten keine Musse mehr, den passenden Bus für die Fahrt nach Portovenere zu suchen und gönnten uns kurzerhand ein Taxi (40.- Euro) für die 15 Kilometer lange Fahrt.

Am Abend assen wir in der Antica Osteria del Carugio. Anschliessend machten wir noch einen Spaziergang hinaus zur Halbinsel und konnten gerade noch das Untergehen der Sonne beobachten.

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Sonntag, 30. April 2023

Als ich um 08:00 Uhr die Türe zu unserer Terrasse öffnete, begrüssten mich Sonnenstrahlen. Die Umgebung war zwar noch etwas nass, die Situation sah jedoch vielversprechend aus. Nach dem Frühstück machten wir uns mit dem Auto auf und fuhren hoch zu einem der Parkplätze in der Nähe der Festung von Muzzerone.

Klettern unterhalb des Bunkers
Klettern unterhalb des Bunkers
Der Sektor Cajenna bietet abwechslungsreiche Kletterei
Der Sektor Cajenna bietet abwechslungsreiche Kletterei

Von dort wanderten wir in Richtung des Bunkers und bogen nur wenige Meter später rechts ab (Steinmännli und Beschriftung) zum Sektor Cajenna. Nach einer kurzen, mit Fixseilen versicherten Kletterpartie hinunter zu den Bereichen, standen wir vor einer weiteren sehr abwechslungsreichen und vielseitigen Felswand. Einige der Routen waren bereits in der Sonne und der Fels trocken.

Von dort wanderten wir in Richtung des Bunkers und bogen nur wenige Meter später rechts ab (Steinmännli und Beschriftung) zum Sektor Cajenna. Nach einer kurzen, mit Fixseilen versicherten Kletterpartie hinunter zu den Bereichen, standen wir vor einer weiteren sehr abwechslungsreichen und vielseitigen Felswand. Einige der Routen waren bereits in der Sonne und der Fels trocken.


Wir kletterten folgende Routen:

  • Tamburi (neu 30m) 5b
  • A Franco G. 5a
  • I have a dream 5b
  • Bolscioi 5c
  • Papillon (1 pa) 6c+
  • Mia che te mio 5c
  • Lang sang Johnny 5b
"Risse, Platten, Löcher, Stufen und Überhänge wechselten sich innerhalb von wenigen Metern ab."
"Risse, Platten, Löcher, Stufen und Überhänge wechselten sich innerhalb von wenigen Metern ab."

Noch immer erfreut, dass das Wetter sich so gut gehalten hat, assen wir auf einem Felsvorsprung mit Aussicht auf das Meer unsere mitgebrachte Brotzeit. Danach machten wir uns auf zum Rifugio Muzzerone, wo wir auf der grossen Terrasse bei Café und einem italienischen Bierchen die grossartige Aussicht auf die Insel Palmaria und den Golf von La Spezia geniessen konnten.

Das Rifugio hinterliess auf uns keinen guten Eindruck. Das ganze Anwesen ist ein wenig heruntergekommen und die Leute unfreundlich. Wir waren froh, dass wir uns für eine Unterkunft in Portovenere entschieden hatten.

Dominiks Blick für die Botanik.
Dominiks Blick für die Botanik.
Auf der Terrasse des Rifugio Muzzerone.
Auf der Terrasse des Rifugio Muzzerone.

Den späteren Nachmittag verbrachten wir im Appartement und ruhten uns aus. Um 18:30 Uhr zogen wir dann abermals los an den Hafen und ins Zentrum der Ortschaft. Auch dieses Abendessen im Restaurant Portivene war wieder ein Erlebnis! Das Lokal zählt wirklich zu einem der Besten in Portovenere.

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Montag, 01. Mai 2023

Bereits am Morgen, als wir aufstanden, nieselte es. Der Wetterbericht liess für den Tag nichts Gutes verhoffen. Wir assen ausgiebig und gemütlich Frühstück und machten uns dann auf den Weg an den Hafen von Portovenere.

Unser Plan war es, der Insel Palmaria einen Besuch abzustatten und das Naturreservat zu erkunden. Wir hatten Glück; gerade als wir zum Hafen kamen, fuhr die kleine Fähre hinüber zum Punta Secco. Schnell lösten wir noch ein Ticket (5.- Euro) und schon befanden wir uns auf dem Meer.

Die Wanderwege auf der Insel Palmaria sind gut ausgeschildert und ausgebaut.
Die Wanderwege auf der Insel Palmaria sind gut ausgeschildert und ausgebaut.

Die Fahrt im Golf von La Spezia dauerte nur wenige Minuten. Als wir ankamen, gab es im Restaurant beim Gabbiano Beach erst mal einen Espresso, um die Lebensgeister zu wecken. Dann starteten wir die Wanderung um die kleine Insel.

Die Isola Palmaria ist Teil des Naturparks «Parco Naturale Regionale di Porto Venere». Zusammen mit den vorgelagerten Eilanden Tino und Tinetto bilden sie einen kleinen Archipel. Die beiden Nachbarinseln sind deutlich kleiner und militärisches Sperrgebiet.

Unterwegs schritten wir immer wieder an Bunkeranlagen und Batterien aus den beiden Weltkriegen vorbei. Auch ein altes Fort aus der Zeit der napoleonischen Herrschaft über La Spezia im 19. Jahrhundert findet man mitten im Dickicht. 


Die meisten dieser Anlagen sind heute grösstenteils verfallen und von dichter mediterraner Vegetation überwuchert. Aber genau das macht auch den Reiz von Palmaria aus: Ein leicht morbider, vernachlässigter Charme. Natur, die die menschengemachten Bauwerke langsam zurückerobert. Wandern auf vergessenen Wegen.

Schliesslich erreichten wir den alten Steinbruch am Südzipfel von Palmari. Hier wurde früher schwarzer Kalkstein abgebaut, der begehrte „Nero Portoro“. Heute ist der Steinbruch komplett verlassen, nur ein rostiger Kran und die Ruinen der Arbeiterunterkünfte erinnern an vergangene Tage. Die spektakuläre Lage an den Steilklippen gibt dem Ort aber eine ganz besondere Atmosphäre.

Zwei Dudes auf Inselerkundung.
Zwei Dudes auf Inselerkundung.
Frutti di Mare - Ein Pizzaiolo setzt Masstäbe!
Frutti di Mare - Ein Pizzaiolo setzt Masstäbe!

Von hier folgten wir dem Wanderweg in nordöstliche Richtung der Küste entlang und trafen nach einer sieben Kilometer weiten Wanderung im Hafen von Terrizzo ein. Erneut hatten wir das Glück, dass gleich eine Fähre anlegte, auf welche wir aufspringen konnten.

Das Wandern gab Hunger, welchen wir im Restaurant Locanda La Lucciola mit einer Pizza tilgten. Als wir aus der Pizzeria traten, regnete es in Strömen. Der Nachmittag war gelaufen und wir relaxten im Appartement, bis wir um 19:00 Uhr wiederum loszogen, um uns am letzten Abend an der Promenade einen Aperol Spritz mit inklusivem Aperoplättli genehmigten. Das anschliessende Abendessen gab es dann in der Risto-Pescheria Porto 82.

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Dienstag, 02. Mai 2023

Es war bereits am Vorabend klar, dass wir heute in der Umgebung von Muzzerone nicht klettern konnten. Die ganze Nacht über schüttete es in Strömen. In einigen nördlichen Provinzen Italiens kam es zu heftigen Überschwemmungen und auch uns würden dicke dunkle Regenwolken bis nach Mailand treue Gefährten bleiben.

Schuppen gesucht! Eine ganz schön plattige Angelegenheit.
Schuppen gesucht! Eine ganz schön plattige Angelegenheit.

Wir beschlossen Italien zu verlassen und machten uns auf den Heimweg in die Schweiz. Im Tessin auf der Südseite des Gotthards wurde stabiles, sonniges und frühsommerlich warmes Wetter vorhergesagt. Dank dem vergangenen Regen hatten wir auf der Rückfahrt eine klare Sicht auf die vor uns liegenden Alpen. Es war erstaunlich, wie weit runter auf den Bergen noch Schnee lag. Die Hochtourensaison schien noch in weiter Ferne.

Bei Bellinzona verliessen wir die Autobahn und fuhren zur kleinen Ortschaft Galbisio. Hier, an den Falesia di Galbisio, verbrachten wir den Nachmittag. Der Klettergarten bietet einfache Routen in gut griffigem und im Allgemeinen wenig steilen Gneis. Ein absoluter Genuss, wenn man auf der Durchfahrt von Süden in den Norden mal ein paar «Moves» machen möchte.


Soweit ich mich erinnern kann, kletterten wir die folgenden Routen:

  • Böscri (4b)
  • Patrizio; qui é gratis (4a)
  • Risotto dream (6b)
  • Ma guarda... (5c)
  • Opera a tre mani (5a+)
  • Lopra (5a)
  • Ghezz (5b)
  • Anellone (5b)

Nach einem Picknick, machten wir uns dann auf, um den Rest unserer Heimreise anzutreten. Dank dem Stopp in Galbisio, konnten wir den Tag heute nochmals bei Sonnenschein und warmen Temperaturen zum Klettern nutzen. Man muss eben flexibel sein und wenn möglich immer einen Plan B in der Hinterhand haben.

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