Kapverdische Inseln

Abenteuerferien auf den kapverdischen Ilhas de Sotavento: Unterwegs mit dem Flugzeug, Fähre, Auto und zu Fuss in einem Land voller Kontraste und liebenswürdigen Menschen. Ein aktives Familienerlebnis der besonderen Art für Gross und Klein.

Prolog

Als ich im Oktober vor 13 Jahren von den Kapverden zurückkehrte verzeichnete ich den folgenden Tagebucheintrag: 

"Mit Freude und Wehmut denke ich an die schöne Zeit zurück und wenn’s mir einmal schlecht gehen sollte, so lege ich eine kapverdische Musik CD ein und schon sehe ich wieder den majestätischen Vulkan Fogo im Abendlicht, an welchem ich mit dem Aluguer auf der Küstenstrasse vorbeifahre...."

Die Erlebnisse dieser Reise waren derart intensiv, dass es besser nicht gehen würde. Entsprechend war für mich lange klar, dass ein erneuter Besuch der Inseln nicht in Frage kommen würde. Ich wollte mir die tollen Erinnerungen nicht nehmen lassen und erfahren, wie das Land immer mehr vom Tourismus heimgesucht wurde und sich die Gesellschaft dadurch ins Negative entwickelte. Beispielsweise die Begegnungen mit Menschen, die noch nie einen "Weissen" in Person kennengelernt und berührt hatten; Kinder die mit selbst gebastelten Spielzeugen anstatt den Plastikkonserven vergnügt spielten; das ehrliche Lachen, Singen und Diskutieren der Menschen mit den Fremden; oder der heimische Fischfang, welcher ohne Hightech noch komplett urban erfolgte. Nein, ich wollte – obwohl ich genau wusste, dass sich das Land weiterentwickeln und verändern würde – nichts davon wissen. Zu heilig waren mir die Erinnerungen und die Angst, dass sich zu viel ins Negative entwickelt hatte.

Ein Jahrzehnt später stand ich – in der Zwischenzeit mit der gegründeten Familie – wieder vor der Frage, wohin denn die nächste Reise gehen sollte. Auf der Suche nach einem warmen Ort im Oktober, blieb der Finger auf der Landkarte bei den Kapverdischen Inseln stehen. In der Tat hatte ich dort noch lange nicht alle Inseln gesehen. Zudem passte das Klima um diese Jahreszeit und auch das Potential an Abenteuer. Aber mit Kindern im Alter von vier und acht Jahren in Afrika in einem Drittweltland reisen?

Doch die Idee war geboren und meine Bedenken vorerst im Hintergrund. So kam es, dass wir bereits in 2016 mit dem Planen begannen. Denn eines war klar: Wir wollten in die Ursprünglichkeit, in die abgelegensten Orte fernab der Pauschaltouristenresorts und herumreisen, um möglichst viel zu sehen und zu erleben. 

Wir erkannten schnell, dass Buchung von Unterkünften, Transportmitteln, Guides für Touren etc. nicht alleinig von der Schweiz aus möglich war. Wir benötigten jemanden, der damit Erfahrung hatte und auf die wechselnden Gegebenheiten kompetent und zeitnah Einfluss nehmen konnte. Schliesslich waren wir mit zwei kleinen Kindern unterwegs und die wollten am Abend etwas zu Essen und ein Dach über dem Kopf haben. Wir benötigten also einen starken Partner vor Ort.

In den folgenden Monaten begannen wir unsere Wunschroute mit den Inseln und Ausflügen zusammen zu stellen. Wir recherchierten, welche Reiseagentur am besten zu uns passen würde und holten verschiedene (zum Teil auch kostenpflichtige) Angebote ein. In der Zwischenzeit buchten wir den Hin- und Rückflug in Eigenregie. Für die restliche Koordination beauftragten wir schliesslich die Agentur "Kapverden Wandern", eine Marke der Aventura Lda., welche eine der grösseren lokalen Player der Reisebranche auf den Kapverden war und sich sehr für Nachhaltigkeit im Tourismus einsetzte.


Nun begann die eigentliche spannende Arbeit des Planens, denn auf den Kapverden läuft vieles in afrikanischer Mentalität. Flugpläne und Fährverbindungen werden erst einige Wochen vor der Durchführung bestätigt und können immer ändern. Dies oft auch aufgrund von Wind oder stürmischer See. Viel wird improvisiert und alternativ gelöst. Es musste also für jeden Inseltransfer mindestens ein Tag Reserve eingeplant werden. Auch sollte der Besuch der Abfluginsel, also von wo der Flug dann nach Hause ging, am Ende des Urlaubs platziert werden. Denn es kann auch vorkommen, dass Transportmittel auch mehrere Tage ausfallen.

Dies alles in eine praktikable Reihenfolge zu bringen, alle gewünschten Ausflüge unterzubringen und trotzdem uns und die Kinder nicht zu überfordern, war nun die Herausforderung. Zudem brauchte es eine (sehr) grosse Portion Vertrauen an "Kapverden Wandern", ein Unternehmen, dass wir nur vom Internet her kannten. Als das ganze Arrangement langsam abschlussfähig wurde, haben wir dann mit unserem Kontaktmann Lukas telefoniert und auch einige Fragen zum Unternehmen und dessen Tätigkeiten gestellt. Schlussendlich buchten wir die speziell auf unsere Wünsche und Anforderungen zusammengestellte Kapverden Rundreise.

Nach einer Anzahlung ging unsere Planung weiter, denn es stellten sich zahlreiche Fragen: Welche Ausrüstung würden wir mitnehmen; haben wir und vor allem die Kinder die geeigneten Kleider und Schuhe; welche Impfungen sind notwendig; wie ist die Abdeckung der Unfall- und Krankenkassenversicherung, wie sehen die Notfallpläne aus und welche Szenarien sind denkbar; mit welchen Artikeln und Medikamenten wird die Notfallapotheke bestückt; wie viel Sonnencreme, Mückenmittel, Duschmittel etc. sollen wir mitnehmen, da sie vor Ort schwierig und teuer zu beschaffen sind; wie viele Ausflüge und deren Dauer waren für die Kinder zumutbar usw.

Ein Besuch im Tropeninstitut Basel klärte einige der Fragen und frischte unsere Impfungen auf. Um die restlichen offenen Punkte kümmerten wir uns in den Folgemonaten indem wir Literatur studierten und im Internet recherchierten. Auch die Beschaffung des Equipments stand fortan im Vordergrund. Mit jedem Einkauf wuchs der Berg des bereitgestellten Gepäcks.

Dann stand die Restzahlung der Reise an die Agentur an. Es war ein komisches Gefühl, mehrere tausend Franken an ein Unternehmen zu überweisen, dessen deutsches Bankkonto einen Monat vor unserer Abreise aufgelöst wurde und die man noch nie persönlich zu Gesicht bekommen hatte. Man wollte als vollwertiges Kapverdisches Unternehmen künftig keine Bankverbindungen im Ausland mehr pflegen – so die Argumentation. Wenn das nur gut kam; ab jetzt lag es nicht mehr in unserer Hand.

Zwei Wochen vor dem Abreisetermin hatten wir bereits all unser Material zusammen und gepackt: drei grosse Reisetaschen, einen grossen Rucksack und als Handgepäck für jeden einen kleinen Rucksack. Es konnte losgehen.