Indien – Rajasthan & Kerala
Rundreise im Süden: Kerala
Route:
Delhi – Kochi - Anachal – Munnar – Yellapatty – Thekkady – Alleppey – Marari – Kochi – Delhi
Montag, 29. September 2025 – Flug nach Kochi & Fahrt nach Anachal
Um 05:30 Uhr sassen wir bereits in einem grossen Van, der uns wieder mal an den Flughafen von Delhi brachte. Den nationalen Teil des Airports kannten wir bereits. Dieses Mal würden wir mit Indian Airlines fliegen und im Süden von Indien eine zweite Rundreise beginnen.
Unser Startpunkt im Süden war Kochi – die lebendige Hafenstadt, die oft als „Tor zu Kerala“ bezeichnet wird. Am Flughafen wurden wir bereits von Riz erwartet, unserem Fahrer für die kommenden 11 Tage. Auch hier im Süden klappte die Organisation unserer Reise reibungslos, was uns den Einstieg in den neuen Abschnitt angenehm erleichterte.
Es folgten nun ein langer Transfer in die Bergregion von Munnar, vorbei an einer beeindruckenden Landschaft aus sanften Hügeln und dichten Teeplantagen, die sich kilometerweit erstreckten. Die Strasse schlängelte sich endlos und kurvenreich den Berg hinauf. Auch hier war der Verkehr chaotisch und die kurvenreiche Strasse mit vielen Fahrzeugen jeder Art überfüllt.
Es waren lange dreieinhalb Stunden mit immer wieder abrupten Bremsstopps, dem Schaukeln über Schlaglöcher in der Fahrbahn und spannenden Überholmanövern. Trotz der anstrengenden Fahrt wurde sie durch die immer spektakulärer werdende Aussicht belohnt. Gleichzeitig wurde die Luft mit jedem zurückgelegten Höhenmeter spürbar frischer und kühler. Heute Abend würden wir gut schlafen können.
Im Licht der Scheinwerfer erreichten wir das Hotel Elephant Passage in der Ortschaft Anachal, welches über eine sehr steile Zufahrt hoch oben auf einem Hügel lag. Nach dem Check-In gönnten wir uns alle eine Massage, ehe es Abendessen vom Buffet gab.
Dienstag, 30. September 2025 – Die Teeplantagen von Munnar & Camp Footprint
Wir verliessen das Hotel Elephant Passage für eine Nacht, um mitten im Naturschutzpark auf 2'100 Meter im Camp Footprint zu übernachten. Die Anlage liegt hoch an den Hängen des Meesapulimalai (Meesapuli-Berg), eingebettet zwischen Wäldern, Tälern und Teeplantagen.
Um dorthin zu gelangen, folgten wir der stark befahrenen und sanierungsbedürftigen Strasse hinauf nach Munnar. Auf der kurvenreichen, sehr schmalen Strasse herrschte das reinste Verkehrschaos. Die Menschen feierten Durga Puja – ein bedeutendes Fest zu Ehren der Göttin Durga, das in der Regel vier Tage dauert und mit schulfreien Tagen für die Kinder verbunden ist. Viele Familien und ganze Verwandtschaftsgruppen nutzten die Gelegenheit, um der Hitze zu entfliehen und in die Bergregion zu reisen, wo sie die zahlreichen Freizeitangebote genossen.
Bevor wir zu Fuss zum Camp Footprint aufsteigen würden, hatten wir eine Wanderung über die Hügel von Munnar, auf dem sogenannten Lakshmi Hill Trek, geplant. Am Ortseingang stand bereits Sibbi bereit, der uns auf dem Trek begleiten würde. Wahrscheinlich wartete er schon eine ganze Weile, denn statt der geplanten 45 Minuten hatten wir für die Fahrt fast die doppelte Zeit gebraucht.
Nachdem wir alle unsere Wanderschuhe und Gamaschen gegen die Blutegel angezogen hatten, starteten wir die Wanderung durch die üppigen Teeplantagen. Da und dort konnte wir die einheimischen Teepflückerinnen bei der Arbeit beobachten. Je höher wir zur Hügelkette aufstiegen, desto atemberaubender waren die Ausblicke auf die teilweise mit Nebel verhüllten Täler und die scheinbar endlosen Teefelder.
Sibbi erläutere uns, dass in der Region rund um Munnar, folgende Teesorten angebaut werden:
- Schwarzer Tee (Black Tea) – die häufigste, wichtigste und günstigste Teesorte, oft kräftig im Geschmack.
- Grüner Tee (Green Tea) – milder und weniger oxidiert, gewinnt zunehmend an Bedeutung.
- Weisser Tee (White Tea) – selten, hochwertig und ziemlich teuer, mit sehr feinem Geschmack.
Auf einem der Hügel legten wir schliesslich eine Pause ein und genossen frische Bananen, Orangen und Passionsfrüchte. Zurück beim Auto, machte Tanja das erste Mal Bekanntschaft mit einem Blutegel, der es – trotz langer Hose, Gamaschen und Socken - irgendwie geschafft hatte, in ihre Hose zu gelangen. Die Wunde wollte gar nicht mehr aufhören zu bluten. Anscheinend war er schon lange am Saugen.
Nach dieser ersten Wanderung brachte uns Riz in ein Restaurant zum Mittagessen. Danach ging die Fahrt weiter hoch in Richtung Yellapatty. Statt der üblichen 45 Minuten dauerte die Fahrt aufgrund des motorisierten Verkehrschaos fast zwei Stunden.
Auf der Fahrt passierten wir auch die hohe Staudammbrücke des Kundale Lake und sahen wenig später eine wilde Elefantenfamilie, die sich vom herrschenden Trubel auf der Strasse nicht aus der Ruhe bringen liess.
Wir waren erleichtert, als wir kurz vor Yellapatty endlich aus dem Van aussteigen konnten – die zahlreichen Kurven hatten uns bereits schwindelig gemacht und ein flaues Gefühl im Magen hinterlassen.
Auch hier erwartete uns unsere Kontaktperson bzw. unser Guide bereits und hiess uns willkommen. Wir packten unsere Tagesrucksäcke mit dem Nötigsten für die Wanderung und die Nacht und schritten wiederum los durch Teeplantagen in Richtung des dichten Regenwaldes.
Die Wanderung dauerte etwa zwei Stunden. Als wir aus dem Dschungel austraten, konnten wir die drei Tipi‑ähnlichen Gebäude des Camp Footprint bereits von weitem in der Lichtung entdecken. Die Anlage sah von der Ferne sehr idyllisch und schön aus.
Als wir jedoch ankamen und unsere Zimmer bezogen, wurde schnell klar, dass die Anlage in einem vernachlässigten Zustand war. Es war schmutzig, vieles war abgenutzt und kaputt und offenbar wurde hier schon länger nichts mehr instandgehalten. Das war enttäuschend und schade, denn die abgeschiedene Lage auf den Hängen des Meesapulimalai, umgeben von dichten Wäldern und mit Blick auf das Tal und die Ebene Tamil Nadus, ist wunderschön.
Trotz allem, es war ein Erlebnis und einen weiteren Aspekt hatte der Aufenthalt auch noch: Durch die begrenzte Stromversorgung und das fehlende Mobilfunknetz war es ein idealer Ort für eine kleine Digital-Detox-Auszeit.
Mittwoch, 01. Oktober 2025 – Wanderung zum KS-Point
Wir hatten die Kleider nicht nur wegen den schmuddeligen Decken zum schlafen anbehalten, sondern hauptsächlich wegen der Kälte, die uns hier auf 2'000 Metern in der Nacht heimsuchte. Ein wenig verfroren und schläfrig tranken wir einen heissen Tee, dessen Blätter aus den umliegenden Teeplantagen stammten und assen das frisch für uns zubereitete Frühstück im kleinen Campgebäude neben der Küche.
Danach starteten wir die Wanderung auf dem sogenannten Yellapetty-Topstation-Trail hoch zum KS-Point. Der Pfad führte durch dichteres Buschwerk und dschungelartige Abschnitte und wurde begleitet von Vogelstimmen, dem Rascheln von Affen in den Bäumen und fantastischen Ausblicken über die umliegenden Täler.
Je höher wir stiegen, desto frischer wurde die Luft und umso eindrucksvoller zeigte sich der Blick auf die grünen Hügel und die schroffen Bergkämme im Hintergrund. Der KS-Point selbst ist ein ruhiger Aussichtspunkt mit Panoramaaussicht auf die beeindruckende Natur Keralas.
Nach einer ausgiebigen Pause am Gipfel, erfolgte der Abstieg hinunter zum kleinen Dorf Yellapatti an der Grenze zu Tamil Nadu, von wo aus wir gestern unser Trekking gestartet hatten. Hier unten inmitten der grossen Teeplantagen war die Hitze bereits wieder drückend und wir erfrischten uns in einem Strassenrestaurant mit mehreren kühlen Zitronenwassern.
Die Rückfahrt nach Munnar war eine echte Geduldsprobe. Wegen des grossen Besucherandrangs während der Durga-Puja-Festlichkeiten, kam der Verkehr völlig zum erliegen. Autos, Busse und Tuk-Tuks blockierten sich gegenseitig und manche ungeduldige Fahrer versuchten sogar, die ohnehin enge Kurvenstrasse dreispurig zu nutzen. Ein einziges Verkehrschaos, das viel Gelassenheit erforderte. Statt den üblichen 45 Minuten erreichten wir nach über drei Stunden Blechlawine das Hotel Elephant Passage wieder.
Am frühen Abend hatten wir für alle eine Ayurveda-Massage in unmittelbarer Nähe organisiert, um diese traditionelle indische Heilkunst selbst kennenzulernen. Sie verbindet sanfte bis kräftige Massagetechniken mit warmen, oft mit Kräutern und Ölen angereicherten Substanzen, um Körper, Geist und Seele zu harmonisieren. Ziel ist es, die Doshas (die drei Energietypen Vata, Pitta, Kapha) ins Gleichgewicht zu bringen, die Durchblutung zu fördern, Giftstoffe auszuleiten und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
Auch ein Shirodhara hatten wir gebucht. Dabei wird warmes Öl gleichmässig und sanft auf die Stirn, besonders auf den Bereich des sogenannten „dritten Auges“, gegossen. Diese Behandlung wirkt sehr beruhigend auf Geist und Nerven, fördert tiefe Entspannung und kann Stress, Schlaflosigkeit oder Kopfschmerzen lindern.
Entsprechend waren wir müde und tiefenentspannt. Nach dem Abendessen ging es sogleich in die Heia.
Donnerstag, 02. Oktober 2025 – Anachal: Relaxen im Hotel Elephant Passage
Der heutige Tag lag ganz im Zeichen des Relaxings. Die geplante Besichtigung der Teeplantage mit anschliessender Tee-Verkostung haben wir abgesagt. Teeplantagen hatten wir bereits genügend gesehen, durch sie hindurchgewandert sind wir ebenfalls und auch Tee hatten wir schon oft getrunken.
So hatten wir heute Zeit, um auszuschlafen, Wäsche zu waschen und die Anlage des Hotels Elephant Passage in vollen Zügen zu geniessen.
Freitag, 03. Oktober 2025 - Periyar-Wildschutzgebiet & Kalaripayattu Show
Um 08:30 Uhr verliessen wir das Elephant Passage Hotel in Anachal und fuhren in rund zweieinhalb Stunden nach Thekkady, dem Tor zum Periyar-Wildreservat. Hier checkten wir im Coffee and Pepper Homestay ein, wo wir ein grosses, luxuriöses Zimmer mit eigenem kleinen Pool gebucht hatten. Luca war so aufgeregt über den privaten Indoor-Pool, dass er gar nicht mehr das Zimmer verlassen wollte. Doch wir hatten vor, dem Periyar-Wildreservat einen Besuch abzustatten und dort eine Bootstour zu unternehmen.
Das Periyar-Wildschutzgebiet zählt zu den bekanntesten Nationalparks Südindiens und liegt eingebettet in eine hügelige, dicht bewaldete Landschaft. Es wurde ursprünglich 1934 als Wildschutzgebiet eingerichtet, um die Tierwelt rund um den künstlich angelegten Periyar-Stausee zu schützen. Der See entstand Ende des 19. Jahrhunderts durch den Bau eines Damms am Fluss Mullaperiyar, um die Wasserversorgung für das benachbarte Tamil Nadu zu sichern. Die entstehende Wasserfläche bot ideale Bedingungen für zahlreiche Tierarten, was wiederum den Impuls gab, das Gebiet unter Schutz zu stellen.
1978 wurde das Gebiet offiziell in das Project Tiger aufgenommen – ein nationales Schutzprogramm zur Erhaltung des Tigers. Heute umfasst das Reservat über 900 Quadratkilometer tropischen Regenwald, Feuchtgebiete und Graslandschaften. Neben Tigern leben hier Elefanten, Gaure (indische Bisons), Sambar- und Axis-Hirsche, Wildschweine, Nilgiri-Languren, Otter, Leoparden sowie eine Vielzahl an Vogelarten. Auch viele seltene Pflanzenarten, darunter Orchideen, Pfefferpflanzen und tropische Hölzer, sind hier zu finden. Das Schutzgebiet gilt als Vorzeigemodell für nachhaltigen Ökotourismus in Indien.
Die zweistündige Tour war jedoch deutlich touristischer als erwartet: Zahlreiche Boote kreuzten gleichzeitig den See, was die Atmosphäre etwas unruhig machte. Trotzdem genossen wir die Fahrt über das Wasser, vorbei an abgestorbenen Baumstämmen, die wie stille Zeugen aus dem See ragten.
Tierisch gesehen blieb es überschaubar; wir sahen einige Gaur, weibliche Sambarhirsche und ein paar Vögel. Elefanten, Wildschweine oder gar Tiger liessen sich leider nicht blicken, aber die Szenerie und die dichte Natur machten den Ausflug dennoch sehr lohnend.
Bevor wir am Abend zum Homestay zurückkehrten, schauten wir uns eine Kalaripayattu-Vorführung an, bei der die traditionelle indische Kampfkunst eindrucksvoll präsentiert wurde. Kalaripayattu ist eine der ältesten (über 2000 Jahre alt) bekannten Kampfkünste der Welt und stammt aus dem südindischen Bundesstaat Kerala. Der Name bedeutet übersetzt etwa „Kampf im Kampfplatz“ (Kala = Kampf, Payattu = Kampf oder Übung). Diese Kampfkunst kombiniert körperliche Übungen, Meditation, Yoga-Elemente und verschiedene Waffentechniken.
Kalaripayattu ist nicht nur eine reine Selbstverteidigungsmethode, sondern auch eine ganzheitliche Disziplin, die Körper, Geist und Seele stärkt. Die Bewegungen sind fliessend und elegant, oft inspiriert von Tierbewegungen, und beinhalten Schläge, Tritte, Hebeltechniken sowie den Umgang mit Waffen wie Stöcken, Schwertern und Messern.
Traditionell wurde Kalaripayattu in speziellen Trainingshallen, sogenannten Kalari, unterrichtet. Heute erlebt diese Kampfkunst weltweit eine Renaissance und wird auch als kulturelles Erbe Keralas geschätzt und praktiziert.
Ein Akt der Vorführung war ein weiter Sprung über ausgewählte Besucher mit anschliessender Rolle. Auch Emilia hatte sich freiwillig gemeldet und durfte ins Kalari hinuntersteigen und sich in die Reihe der Personen aufstellen, über die die Kämpfer mit beeindruckender Leichtigkeit hinwegflogen.
Wir waren froh, nach dem langen Tag im Homestay ein Abendessen zu bekommen. Danach genossen wir unseren kleinen, privaten Indoor-Pool, ehe wir bei angenehmen Temperaturen und offenen Fenstern schlafen konnten; denn trotz des tropischen Klimas gab es hier auf knapp 1’000 Metern Höhe kaum Mücken.
Samstag, 04. Oktober 2025 - Periyar-Nationalpark & Bamboo Rafting
Zum heutigen Abenteuer starteten wir bereits um 07:00 Uhr. Im Thekkady Wildlife Sanctuary im Zentrum des Periyar-Nationalparks hatten wir ein Bamboo Rafting gebucht. Als Riz unser Fahrer uns dort ablud, befanden sich bereits weitere Teilnehmer der Gruppe im Eingangsgebäude und zogen kniehohe Stoffsocken zum Schutz gegen die Blutegel an.
Jeder Teilnehmer erhielt zudem einen Rucksack gefüllt mit Frühstück und einer Flasche Wasser. Um 08:00 Uhr starteten wir mit der 12-köpfigen Gruppe, begleitet von fünf Naturführern und einem bewaffneten Ranger, in den dichten Dschungel.
Der Pfad führte anfangs über einen Forstweg und später über schmale Wege vorbei an riesigen Bambusstauden, wilden Lianen und offenen Graslandschaften. Immer wieder sahen wir Spuren von Elefanten, Wildschweinen, Tigern und Sambarhirschen.
Unterwegs begegneten wir mehrmals Gaur, den indischen Bisons, denen wir dann abseits des Hauptwegs weiträumig aus dem Weg gingen oder sie mit Geräuschen vertrieben.
Besonders beeindruckt haben mich die tiefen Kratzspuren der Tiger an den Baumstämmen – ein stiller, aber eindrücklicher Beweis ihrer Präsenz im Gebiet. Auch die Schädel und Knochen von Hirschen, vermutlich Überreste ihrer Beute, wirkten irgendwie unheimlich real. Im feuchten Matschboden konnten wir zudem die Fussabdrücke der Elefanten und der Tiger gut erkennen.
Nach etwa einer Stunde erreichten wir den Periyar-See, wo wir in einer einfachen Hütte bei eindrucksvoller Aussicht auf das Wildschutzgebiet unser Frühstückspaket verspeisten. In jedem Rucksack befand sich neben der Wasserflache eine Dose gefüllt mit einem Gemüsesandwich, Apfel, Banane und Mandarine.
Die Pause gab uns auch die Gelegenheit, uns von den lästigen Blutegeln zu befreien. Dieses Mal hatten Luca und ich einen abbekommen; aber wir waren nicht die einzigen der Gruppe, die Bekanntschaft mit den lästigen Viechern machten.
In der Zwischenzeit holten unsere Guides die Bambusboote ans Ufer, welche etwas ausserhalb im See parkiert waren. Vermutlich wegen den Affen, die hier immer wieder ihr Unwesen treiben. Als alle Teilnehmer einen der bequemen Sitzplätze eingenommen hatten, stachen wir auf dem Bambus-Floss ins Gewässer.
Der Periyar-See ist ein künstlich angelegter Stausee, der durch den Bau eines Damms im Jahr 1895 entstanden ist. Umgeben von dichtem Regenwald und sanften Hügeln, wirkte der See auf uns ruhig und geheimnisvoll – besonders markant waren die abgestorbenen Baumstämme, die wie stille Wächter aus dem Wasser ragten.
Obwohl der See vielen Wildtieren als Trinkwasserquelle dient, entdeckten wir auf der ganzen Fahrt ausser Vögeln keine Tiere. Wir genossen jedoch die eindrucksvolle Stille, während wir mit unseren Bambusbooten ruhig über das stille Wasser glitten.
Zurück bei der Hütte, begaben wir uns auf den Rückweg, welcher durch immergrüne Vegetation mit hohen Bäumen, dichten Bambusfeldern, riesigen Farnen und märchenhaften Waldlichtungen das Bild prägte. Immer wieder durchbrach Vogelgezwitscher oder das Rufen von Affen die Stille.
Die Kombination aus Wanderung, Tierbeobachtung und ruhiger Fahrt auf dem See machte das Bamboo Rafting zu einem eindrucksvollen Naturerlebnis im Herzen von Kerala und kann ich wirklich weiterempfehlen.
Nach rund fünf Stunden erreichten wir wieder den Ausgangsort und liessen uns von Riz in ein gutes Restaurant zum Steak-Essen fahren. Denn in Kerala ist der Verzehr von Rindfleisch erlaubt, weil der Bundesstaat – im Gegensatz zu vielen anderen Teilen Indiens – eine religiös und kulturell vielfältige Bevölkerung hat. Besonders die grosse Zahl an Christen und Muslimen spielt dabei eine Rolle, da diese Religionsgemeinschaften traditionell Rindfleisch konsumieren.
Auch viele Hindus in Kerala haben eine liberalere Haltung gegenüber dem Verzehr von Rindfleisch, was mit der historisch toleranten und säkularen Ausrichtung des Bundesstaats zusammenhängt. Indien hat keine einheitlichen Gesetze zum Rindfleischverzehr – die Regelungen unterscheiden sich je nach Bundesstaat. Während in vielen nordindischen Staaten die Schlachtung von Kühen strikt verboten ist, ist sie in Kerala legal und Teil der lokalen Esskultur. Für uns war es auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung, mal etwas anderes als das traditionelle indische Essen zu geniessen.
Bevor wir zurück ins Hotel fuhren, besuchten wir noch eine Gewürzplantage, denn die Region rund um Kerala wird oft als „Gewürzgarten Indiens“ bezeichnet und hat eine lange Geschichte. Bereits im Altertum kamen Händler aus Europa und dem Nahen Osten, um diese kostbaren Waren zu kaufen. Bis heute spielt der Gewürzanbau eine wichtige Rolle für die lokale Wirtschaft.
Gemeinsam mit einem lokalen Guide schlenderten wir über schmale Pfade durch das grüne, leicht feuchte Gelände, umgeben von dichter Vegetation und tropischem Klima. Zwischen den hohen Bäumen wuchsen überall verschiedene Gewürzpflanzen, die wir teils anfassen, riechen und probieren konnten.
Der Guide erklärte uns anschaulich, wie schwarzer Pfeffer an langen Ranken wächst, Kardamom in Bodennähe gedeiht und Vanilleschoten von Hand bestäubt werden müssen. Wir entdeckten auch Muskatnuss, Zimt, Kurkuma und Ingwer – viele davon hätten wir im natürlichen Zustand kaum erkannt.
Kerala ist besonders berühmt für seine hochwertigen Gewürze wie schwarzen Pfeffer – einst als „schwarzes Gold“ gehandelt, Kardamom, Zimt, Muskat, Nelken, Kurkuma, Ingwer und Vanille. Aber auch Zitronengrass, Kaffee- und Kakobohnen, Basilikum, Chili, Kardamom und Curryblätter bekamen wir zu sehen.
Am Schluss kauften wir natürlich im Hofladen noch etwas ein. Ohne etwas zu erwerben, kommt man selten von der Plantage runter. Etwa so wie im IKEA; man nimmt immer was mit nach Hause.
Sonntag, 05. Oktober 2025 – Alleppey: Hausboot auf den Backwaters
Nachdem wir gestern Abend noch einmal ausgiebig den privaten Pool im Zimmer genossen hatten, ging die Reise heute Morgen bereits weiter. Wir wünschten uns, nicht so ein taffes Programm zusammengestellt zu haben. Aber es gab hier so viel zu entdecken und wir wollten möglichst viel erleben.
Während der Weiterfahrt hatten wir nochmals die Gelegenheit uns im Van auszuruhen und zu Dösen. Obwohl die Fahrt nach Alleppey anfangs erneut holprig und kurvenreich war, verbesserten sich die Strassen mit jedem zurückgelegten Kilometer.
Landschaftlich war die Fahrt unglaublich abwechslungsreich. Wir fuhren durch dichte grüne Vegetation, vorbei an Pfefferpflanzen-Plantagen, Bananenstauden, Kokospalmen und üppigen Gewürzgärten, in denen Kardamom, Nelken und Muskat angebaut werden. Die Gegend wird auch treffend als die «Cardamom Hills» bezeichnet.
Eindrücklich waren die riesigen Gummibaum-Plantagen, deren angezapfte Stämme und kleinen Auffangschalen überall zu sehen waren; ein Zeichen der starken Kautschukindustrie in dieser Region. Einmal überholten wir sogar einen grossen Tankwagen, welcher mit flüssigem Kautschuk beladen war. Wäre er nicht angeschrieben gewesen, hätte man ihn für einen Benzin- oder Dieseltank gehalten.
Immer wieder entdeckten wir am Strassenrand ganze Affenfamilien, die neugierig das Geschehen beobachteten oder zwischen den Bäumen und den Dächern der Essensstände herumtollten. Besonders auffällig waren auch die vielen christlichen Kirchen in unterschiedlichsten Farben und Baustilen; ein Hinweis auf den starken christlichen Einfluss in dieser Region Keralas.
Faszinierend fand ich zudem, dass die wichtigen Strassenschilder in fünf Sprachen angeschrieben sind: Englisch, Malayalam, Hindi, Tamili, Tulu. In Indien werden über 1’200 Sprachen gesprochen, davon sind etwa 122 als bedeutende Sprachen eingestuft. Die indische Verfassung erkennt 22 offizielle Sprachen an. Zur Kommunikation untereinander wird jedoch oft die englische Sprache verwendet, da diese überall gelernt wird.
Je näher wir Alleppey kamen, desto flacher wurde die Landschaft und wir fuhren durch weitläufige Reisfelder; ein Zeichen, dass wir die Backwaters bald erreichten. Hier würden wir einen Tag und eine Nacht auf einem ehemaligen Reisboot der Lakes & Lagoons Company verbringen und diese Gegend besser kennen lernen.
Die Backwaters in Kerala sind ein weit verzweigtes Netz aus Kanälen, Seen, Flüssen und Lagunen, das sich parallel zur Malabarküste erstreckt. Die Landschaft ist geprägt von ruhigem Wasser, gesäumt von dichten Palmenhainen, Reisfeldern und kleinen Dörfern.
Als wir an Board gingen, hiessen uns Vishnu, Manney und Thomy herzlich willkommen. Sie würden uns bis morgen rund um die Uhr zur Verfügung stehen und uns jeden Wunsch erfüllen. Das Hausboot (auch Kettuvallams genannt) verfügte über zwei Schlafkabinen mit Fenstern, Toilette und Dusche, einen luftigen Aufenthaltsraum an Deck und eine kleine Bordküche, in der sehr leckere, landestypische Gerichte frisch für uns zubereitet wurden.
Am Bug des Bootes waren sogar einige Matratzen ausgelegt. So konnten wir es uns liegend gemütlich machen und direkt hinter dem Kapitän die Aussicht wie Könige geniessen. Gegessen wurde jeweils an einem grossen Tisch und zum Entspannen standen im schattigen Bereich des Decks bequeme Sessel bereit.
Die Fahrt über die Backwater-Kanäle war ruhig und entschleunigend. Unser Boot glitt gemächlich durch die palmengesäumten Wasserwege, vorbei an Reisfeldern und kleinen Dörfern. Fischer, Wäsche waschende Frauen und winkende Kinder am Ufer gaben einen lebendigen Einblick in das ruhige Alltagsleben entlang der Backwaters – eine Region, die nicht nur landschaftlich, sondern auch kulturell eindrucksvoll ist.
Montag, 06. bis Mittwoch, 08. Oktober 2025 – Marari: Abad Turtle Beach
Ich war schon nach 06:00 Uhr an Deck und beobachtete den Sonnaufgang. Wenig später kamen auch Emilia und Luca aus ihrer Kajüte raus. Während des Frühstücks tuckerten wir weiter durch die Kanäle, bis wir schliesslich wieder unseren Ausgangsort erreichten.
Von hier aus war es nur eine kurze Autofahrt nach Alappuzha und dem Abad Turtle Beach Resort, wo wir für die nächsten drei Nächte zwei Beach Cottages gebucht hatten. Es war an der Zeit, eine Reisepause einzulegen, die gesammelten Eindrücke zu verarbeiten und ein paar Tage am Strand zu entspannen.
Hier verabschiedeten wir uns auch von Riz, welcher uns die letzten acht Tage als Fahrer begleitete und uns sicher durch den teilweise haarstäubenden Verkehr chauffierte. Wir waren dankbar, dass uns so ein toller und aufgeschlossener Fahrer zur Seite stand.
Das Abad Turtle Beach ist ein entspanntes Strandresort an der Küste von Mararikulam, in der Nähe von Alappuzha (offizieller ursprünglicher Malayalam-Name) in Kerala. Der Name Alleppey ist die anglisierte Form des Ortsnamens. Die weitläufige Anlage liegt inmitten eines üppigen, gepflegten Gartens mit vielen Kokospalmen, blühenden Sträuchern und kleinen Wegen, die zu den einzelnen Bungalows führen.
Zum langen, naturbelassenen Sandstrand war es von unserem Bungalow mit zwei Zimmern nur einen Katzensprung. Er war kaum überlaufen und wir fanden immer Liegen mit Schattenplätzen unter den Kokospalmen. Also nicht direkt darunter, sondern in sicherer Entfernung der hoch oben bammelnden Kokosnüsse.
Wir genossen nicht nur den schönen Blick auf die Weite des Arabischen Meeres, sondern gingen oft auch in den Pool und spielten Federball. Am Morgen waren jeweils die Fischer die Attraktion, wenn sie in ihren Booten die Netze an Land brachten und ihren Fang für den Verkauf sortierten.
Kurz gesagt, wir verbrachten ein paar entspannende Tage in der traumhaften Umgebung mit Sonne, Strand und Meer.
Donnerstag, 09. Oktober 2025 – Kochi
Noch vor dem Frühstück gingen Luca und ich am Strand entlang joggen. Dabei konnten wir drei Delphine beobachten, welche in sicherer Nähe einem kleinen Motorboot folgten. Ein schönes Erlebnis als Abschluss unseres Strandaufenthaltes.
Nachdem wir uns ein letztes Mal am Frühstücksbuffet gestärkt hatten, ging die Reise weiter nach Kochi, eine wichtige und historische Hafenstadt an der Südwestküste von Indien. Hier checkten wir – passend zum Stadtnamen – im Hotel Forte Kochi ein.
Bei der Unterkunft handelt es sich um ein liebevoll restauriertes Boutique-Hotel, das den Charme vergangener Kolonialzeiten mit modernem Komfort verbindet. Die Architektur spiegelt Einflüsse aus der portugiesischen, niederländischen und britischen Kolonialgeschichte wider und verleiht dem Haus ein ganz aussergewöhnliches Flair. Besonders gefallen hatte uns der Innenhof mit kleinem Pool, in welchem wir uns am Abend noch abkühlen würden.
Doch zuerst setzten wir uns mit der Geschichte von Kochi genauer auseinander. Es war Vasco da Gama der im Jahr 1498 als erster den Seeweg nach Indien fand und Kochi erreichte. Ziel der Portugiesen war es, direkt mit Indien zu handeln, insbesondere wegen des begehrten Pfeffers und anderer Gewürze, dessen Handel bislang nur über den Landweg oder den Zwischenhandel über arabische und venezianische Händler erfolgte.
Der Rajah von Kochi empfing Vasco da Gama und seine Männer freundlich und erlaubte den Aufbau eines Handelspostens. Diese Partnerschaft legte den Grundstein für die erste europäische Kolonie in Indien. Die Portugiesen errichteten Fort Immanuel und später weitere koloniale Strukturen. Damit wurde Kochi zum Zentrum des portugiesischen Handels in Asien und ein strategischer Ort für den Gewürzhandel und für die weitere Ausbreitung des europäischen Einflusses auf dem Subkontinent.
Vasco da Gama selbst kehrte mehrmals nach Indien zurück und wurde 1524 zum Vizekönig Portugiesisch-Indiens ernannt. Er starb wenig später in Kochi und wurde zunächst in der St. Francis Church beigesetzt, ehe sein Sohn später die sterblichen Überreste nach Portugal überführte. Sein Grab ist in der St. Francis Kirche noch immer zu sehen.
Doch 1663 eroberten die Holländer Kochi und setzten die Portugiesen ab, um ihre Handelsmacht in der Region auszubauen. Später, im 18. Jahrhundert, kamen die Briten ins Spiel. Mit der Schwächung der niederländischen Macht in Indien und durch geschickte politische und militärische Strategien übernahmen die Briten nach und nach die Kontrolle über Kochi und ganz Kerala. Sie nutzten Kochi als wichtigen Handelshafen und Verwaltungspunkt in ihrem Kolonialreich, wodurch die Stadt unter britischem Einfluss weiterwuchs und modernisiert wurde. So spiegeln die verschiedenen europäischen Einflüsse heute die wechselvolle Kolonialgeschichte Kochis wider.
Noch vieles mehr über Hintergründe von Kochi erfuhren wir im Verlauf des Tages von Sadu, unserem Guide hier vor Ort. Mit ihm besuchten wir auch die St. Francis Kirche, die erste Ruhestätte von Vasco da Gama, welcher im Alter von 56 Jahren in Folge von Malaria starb.
Eindrücklich war auch der Besuch des Mattancherry Palace. Der sogenannte Dutch Palace ist ein bedeutendes historisches Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert. Er wurde ursprünglich 1555 von den Portugiesen als Geschenk an den König von Kochi errichtet, später aber von den Niederländern erweitert und renoviert, weshalb er heute oft als „Dutch Palace“ bezeichnet wird.
Der Palast besticht durch seine Mischung aus portugiesischer Architektur und traditionellem Kerala-Stil. Besonders sehenswert waren die wunderschönen Wandmalereien, die Szenen aus dem Ramayana und anderen hinduistischen Epen darstellen. Der Palast diente lange Zeit als königliche Residenz und ist heute ein Museum, das einen Einblick in die Geschichte und Kultur der Region bietet.
Speziell fand ich auch den Besuch im jüdischen Stadtteil, der ein faszinierendes Relikt der jahrhundertealten jüdischen Geschichte in Kerala ist. Die jüdische Gemeinde von Kochi, auch Cochin Jews genannt, zählt zu den ältesten jüdischen Gemeinschaften Indiens. Manche Überlieferungen gehen davon aus, dass Juden bereits nach der Zerstörung des Zweiten Tempels (70 n. Chr.) oder noch früher, nach dem babylonischen Exil, nach Südindien kamen.
Im 16. Jahrhundert flüchteten viele Sephardim vor der Inquisition aus Europa nach Indien und fanden in Kochi Zuflucht. Die jüdische Gemeinde erhielt Unterstützung vom einheimischen König, dem Raja von Cochin, der ihnen Land schenkte, um sich niederzulassen. In dieser Zeit wurde auch die berühmte Paradesi-Synagoge (1568) erbaut, welche wir ebenfalls besuchten.
Heute ist die jüdische Gemeinde in Kochi fast verschwunden. Nur noch wenige, meist ältere Juden leben in der Stadt. Jew Town ist heute ein beliebtes Touristenziel mit vielen Antiquitätenläden, Gewürzständen und Souvenirgeschäften. Der Ort erzählt eindrucksvoll von einem kulturellen Austausch, der über Jahrhunderte friedlich bestand.
Auf dem Rückweg zum Hotel spazierten wir entlang der Promenade am Kanal, der den Vembanad-See mit dem Arabischen Meer verbindet und besichtigten die berühmten chinesischen Fischernetze in Kochi.
Diese sogenannten Cheena vala sind grosse, hölzerne Fischfangvorrichtungen, die an der Küste installiert sind und bis zu 10 Meter ins Wasser hinausragen. Sie wurden vermutlich im 14. Jahrhundert von chinesischen Händlern eingeführt, die unter der Führung von Admiral Zheng He die Gewässer Indiens bereisten. Diese Netze funktionieren nach dem Prinzip eines grossen, senkbaren Netzes, das ins Wasser gelassen und nach einer Weile wieder hochgezogen wird.
Am Abend besuchten wir eine traditionelle Kathakali-Tanzshow, ein faszinierendes Erlebnis, das tief in der Kultur Keralas verwurzelt ist. Kathakali ist ein klassisches indisches Tanzdrama, das Geschichten aus alten hinduistischen Epen wie dem Ramayana und Mahabharata erzählt; vermittelt durch ausdrucksstarke Gesten, bunte Kostüme und kunstvolle Gesichtsbemalung.
Die Darsteller tragen aufwendige Masken und auffällige Kopfbedeckungen und jede Bewegung ist präzise choreografiert, um Emotionen und Handlungen lebendig darzustellen. Die Kombination aus Musik, Tanz und Schauspiel machte die Kathakali-Performance zu einem beeindruckenden kulturellen Erlebnis.
Den restlichen Abend verbrachten wir im Forte Kochi, wo wir in der wunderschönen Innenhofanlage des Hotels zu Abend assen.
Freitag, 10. und Samstag, 11. Oktober 2025 – Heimreise: Kochi – Delhi – Zürich
Der letzte Tag auf einer Reise ist meistens der mühsamste und anstrengendste. Dies war auch bei unseren Indien-Ferien nicht anders. Bereits um 06:00 Uhr begann unser Marathontag. Wir wurden zum Flughafen in Kochi chauffiert und checkten für den Flug nach New-Delhi ein.
Eine Meldung der Sicherheitskontrolle weckte uns aus der morgentlichen Schläfrigkeit: In einem unserer Koffer würde sich ein nicht erlaubter Gegenstand befinden. Ich solle sofort den Security-Counter aufsuchen, ansonsten würde das Gepäckstück nicht ins Flugzeug verladen.
Eine Dame begleitete mich anschliessend durch die vielen Räume des Flughafenbetriebsbereiches, welche mit zahlreichen Türen und Schleusen gesichert waren, bis zum Hold Baggage Screening Hangar, wo mein Koffer noch einsam auf dem Förderband lag. Beim nicht erlaubten Gegenstand im Koffer handelte es sich um ein kleines Feuerzeug, welches ich seit Jahren in meiner Erste-Hilfe-Tasche mitführte. Bislang wurde es noch nie entdeckt und es war mir auch nicht mehr bewusst. Hier wurde also souverän gearbeitet!
In New Delhi angekommen, quälten wir uns einmal mehr durch den dichten Verkehr zu den bekannten Lutyens-Bungalows, wo wir uns vor der Weiterreise nochmals ausruhten, frischmachten und zu Abend essen konnten.
Um 22:00 Uhr wurden wir schliesslich erneut zum Flughafenterminal gefahren, wo wir uns von unserem Reisekoordinator Pravendra Tiwari und auch von Indien verabschiedeten. Der Flug zurück in die Schweiz nach Zürich startete erst nach Mitternacht, sodass wir eigentlich Zeit zum Schlafen gehabt hätten – doch im vollen Flugzeug war die Reise nicht erholsam.
Erschöpft, aber mit der Vorfreude auf einen guten Kaffee und ein frisches Gipfeli, verliessen wir um 07:00 Uhr den Flughafen und machten uns mit Zug und Bus auf den Heimweg, wo unsere Reise ihr Ende nahm.
Auf unserer dreiwöchigen Reise in Indien entdeckten und erlebten wir so viel, und trotzdem sahen wir nur einen Bruchteil dieses riesigen Landes, welches gegensätzlicher fast nicht sein kann. Es waren Einblicke in die Facetten der vielfältigen Kultur, Religionen, Natur, Geschichte, Kulinarik, Sprachen, Politik, Architektur, Mythen und Legenden. Es wäre vermessen zu sagen, dass wir Indien nach diesem kurzen Aufenthalt kennen. Doch es gab einen Einblick in das zu Recht genannte «Land der Vielfalt» und es war auf jeden Fall eine Reise wert!