Von Budapest nach Debrecen
Donnerstag, 19. Juni 2025: Etappe 04: Jászberény – Jaszapati (30 km)
Der vierte Tag ist erfahrungsgemäss der härteste auf einer mehrtägigen Tour. Danach gewöhnt sich der Körper langsam an die ihn gestellten Anforderungen.
Aber meine Beine und Füsse fühlten sich noch fit an. Keine Schwielen und Blasen, dafür hatte ich mir einen starken Schnupfen eingefangen. Wie konnte das nur bei diesen warmen Temperaturen passieren?
Das Frühstück war um 07:00 Uhr noch nicht wie bestellt bereit. Es war auch noch niemand da; ich war der einzige im Gebäude. Ein Telefonanruf von mir klärte, dass ein Kollege gleich kommt. Dieser kam wenige Minuten später, werkelte herum und sagte schliesslich in gebrochenem Deutsch: Hier Frühstück.
Drei frische Brötchen sowie Salamischeiben und Käsescheibletten deckten den Teller. Darüber verzierte eine aufgeschnittene Paprika das Frühstücksbouquet.
Ich haute rein was ging, damit ich gestärkt in den Tag starten konnte. Viel Proviant musste ich für den Vormittag nicht mitnehmen. In der Ortschaft Jászjákóhalma, die ich passieren würde, gab es einen Coop, wo ich Mittagessen und Getränke kaufen konnte.
Ich lief auf den hohen Böschungen des Flusses Zagyva. Ich verstand gar nicht, wieso diese Kanalwände so hoch waren? Stieg der Pegel des Wassers bei Regen so hoch an? Ich konnte mir das nicht vorstellen.
Immer wieder huschten Feldhasen aus den Gebüschen in Ufernähe und rannten unkontrolliert weg. Sie fühlten sich wohl durch mich gestört. Sonst war ja niemand unterwegs.
Über unnötig zurückgelegte Kilometer, verursacht durch den Zickzack des Flusslaufs, erreichte ich kurz vor Mittag die Ortschaft Jászjákóhalma. Wie geplant kaufte ich Proviant für den restlichen Tag ein. Auch die Apotheke suchte ich auf, um ein Nasenspray zu kaufen. Diese Nacht wollte ich wieder einmal besser schlafen.
Im Schatten von grossen Kastanienbäumen ruhte ich mich am kleinen Gedenkpark an die heilige Árpád-házi Szent Erzsébet bei der Katholischen Kirche von Jászjákóhalma aus. Es tat gut, den lauen Wind zu spüren, während ich meine Beine auf einer Holzbank ausstreckte.
Mit neuer Energie schritt ich wieder voran; ostwärts über weite Felder und verlassene Waldstücke. Hier stimmte die OSM-Karte oftmals nicht, was hin und wieder bedeutete, einen Umweg in Kauf zu nehmen.
Das heutige Mittagessen nahm ich auf einem Jägerhochsitz bei traumhafter Aussicht ein. Eine angenehme, niedrigere Wolkenschicht bedeckte die Sonne und liessen die 30 Grad Celsius erträglicher werden.
Mir fiel auf, dass viele Kornfelder noch nicht gemäht waren. Auch die Sonnenblumen auf den Feldern waren erst einen halben Meter hoch. Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo ich um die gleiche Zeit in Ungarn war, hinkte die Natur hinterher. Dies bedeutete auch, dass ich keine Abkürzungen querfeldein durchführen konnte. Auf der letzten Wanderetappe hatte ich dies oft gemacht und einiges an Weg und somit Zeit eingespart.
Gegen 15:00 Uhr erreichte ich den Ortseingang meines heutigen Zielortes Jászapáti. Dies feierte ich mit einem Eis und einer Cola. Im Stadtpark bzw. „Stadtpärkchen“ setzte ich mich in den Schatten und wechselte die Turnschuhe mit den Flipflops.
Meine heutige Unterkunft, die Auróra Rendezvényterem & Szállás, lag ganz am nordöstlichen Ende der Ortschaft. Dies hatte ich so geplant, so dass ich auf der morgigen, längeren Etappe etwas entgegenwirken konnte. Was ich dabei nicht bedacht hatte, war die Verfügbarkeit von Restaurants in dieser Ortstecke. Die gab es nämlich nicht.
Glücklicherweise befand sich ein Bistro gleich neben der Unterkunft. Da gab es zwar nur mittags etwas zu essen, doch ich bekam trotzdem ein Pizza-Baguette aus der Mikrowelle. Wesentlich besser schmeckte mir das Dessert, ein Früchtetörtchen, welches ich einpacken liess und mit aufs Zimmer nahm. Am morgigen Frühstück würde ich wieder zuschlagen.