Von Budapest nach Debrecen

Samstag, 21. Juni 2025 - Etappe 06: Kisköre – Tiszafüred (33 km)

Zu meinem Erstaunen war es nachts ruhig auf dem Campingplatz. Alles ging sehr gesittet zu und her. Die Gäste der Anlage trugen alle ein pinkes Armband um das Handgelenk, damit man sie schon von Weitem erkennen konnte, dass sie sich hier aufhalten durften und zum „Club“ gehörten. Der Park war eingezäunt und die Tore in der Nacht geschlossen.

Auf dem grossen Staudam und Kraftwerk des Theiß-Sees
Auf dem grossen Staudam und Kraftwerk des Theiß-Sees

Stolz erklärte man mir gestern beim Check-in, dass ein Security-Mann die ganze Nacht Wache schiebt. Vermutlich, um grössere Alkoholexzesse zu verhindern, denn hier trank jede und jeder und dies in üppigen Massen. Vermutlich war deshalb das Bistro auch nur bis 20:00 Uhr geöffnet.

Nach dem Frühstück, welches ich mir aus zwei Tassen Schwarztee und zwei abgepackten Croissants, gefüllt mit Vanille, selbst hergerichtet hatte, verliess ich den skurrilen Ort. Das Ziel war heute die Ortschaft Tiszafüred, welche sich nordwestlich des Theiß-Sees, etwa 35 Kilometer von Kisköre befand.

Ich passierte den riesigen Staudamm des grössten künstlich angelegten See Ungarns. Dann folgte ich dem gut ausgebauten Fahrradweg zur Ortschaft Abádszalók, wo ich etwas zu trinken kaufte. Eigentlich wollte ich einen Kaffee, doch das Bistro hatte noch geschlossen. Nur ein Langos & Dönerstand hatten schon geöffnet. Nein, darauf hatte ich noch keine Lust. Zu vorgerückter Stunde würde dies bestimmt anders aussehen.

Die Wanderung ging nun in nördliche Richtung weiter. Über langgezogene Felder und durch einen künstlich angelegten Wald, traf ich auf einen schmalen Kanal, der links und rechts wunderschön mit Bäumen gesäumt war, welche ihre langen Äste wie Torbögen herunterhängen liessen und unter denen ich hindurchgehen konnte. Ein kleines, durch Menschenhand erstelltes Märchenland. 

Immer wieder queren Rehe und Feldhasen meinen Weg.
Immer wieder queren Rehe und Feldhasen meinen Weg.

Die nächste und letzte Ortschaft, wo mein heutiger Tag vorbeiführte, war Tiszaderzs. Auch hier fand ich kein Lokal, wo ich eine Rast hätte einlegen können. So liess ich mich in einer kleinen Grünanlage auf einer Bank im Schatten nieder, um wenigstens eine kurze Pause zu machen.

Ich kam nur schleppend voran, fühlte mich müde und ausgelaugt. Die Hälfte des Weges lag aber noch vor mir. In dieser Situation kam mir ein Bistro bei einer Bootsanlegestelle gerade richtig! Diese unerwartete Stärkung aus Kaffee, Cola und einem Eiscornetto verlieh mir wieder Kraft für die restliche Wegstrecke bis Tiszafüred.

Die Dame vom Napsugár & Virág Apartment rief ich, wie abgemacht, eine Stunde im Voraus an, um mitzuteilen, wann ich eintreffen würde. Das Appartement war riesig und es gehörte auch ein gemeinschaftlicher Aussenbereich mit origineller Feuerstelle, Liegen und Hängesesseln dazu.

Mir wurde auch angeboten die Sauna oder den Whirlpool zu nutzen; beides war mir zu warm. Ich wollte unter die kalte Dusche.

Willkommene Stärkung in einem Bistro
Willkommene Stärkung in einem Bistro
Leider gabs die Pizza nur aus der Mikrowelle :(
Leider gabs die Pizza nur aus der Mikrowelle :(

Das Appartement lag etwas ausserhalb der Ortschaft und es gab in unmittelbarer Nähe keine Restaurants. Jedoch befand sich ein grosses Einkaufscenter gleich um die Ecke. Ich kaufte grosszügig ein, denn ich hatte unersättlichen Hunger. Auch der Proviant für den nächsten Tag lag im Einkaufswagen. Bei der morgigen Etappe würde ich nicht die Gelegenheit haben, unterwegs irgendwo einzukaufen. Das bedeutete, dass ich Essen und Getränke für den ganzen Tag mitnehmen musste.

Den Abend verbrachte ich in der schönen Anlage im Garten. Nach einem Apéro belegte ich die beiden gekauften Tiefkühlpizzas zusätzlich mit Peperoni und Zwiebeln und freute mich auf das Festessen. Doch sobald ich den Ofen einschaltete, flog die Sicherung raus! Auch wenn ich alle nicht benötigten Stromläufe abschaltete, der Hauptsicherung gefiel der Backofen noch immer nicht. Verärgert und enttäuscht gab es dann die Pizzen aus der Mikrowelle. Bei dem Hunger, den ich hatte, schmeckte es trotzdem.

Detailroute der sechsten Etappe

Etappe 06: Kisköre – Tiszafüred (33 km)
Etappe 06: Kisköre – Tiszafüred (33 km)

Weitere Fotos vom Samstag, 21. Juni 2025