Von Salzburg nach Wien
Montag, 19. April 2023 – Etappe 4: Grünau im Almtal -> Molln (31 km)
Mit dem Koch hatte ich Frühstück für 08:00 Uhr vereinbart. Etwas spät. Aber irgendwie hatte ich Hemmungen den sympathischen Mann alleinig wegen mir früh aufstehen zu lassen. Er fragte mich, um welche Zeit ich beabsichtige zu Frühstücken und da ich als anständiger Schweizer die auffällige Informationstafel über dem Tresen im Blickwinkel hatte wo gross draufstand „Frühstück wird von 08:00 - 10:00 Uhr serviert“, sagte ich gradewegs 08:00 Uhr.
Ich kam dann doch eine halbe Stunde früher runter und siehe da, „mein Tisch“ stand schon bereit. Es gab sogar Schinken, Wurst, Speck und Käse. Diese hatte ich für mein Sandwich bestellt, welches ich für die Verpflegung selbständig herrichten konnte.
Gerade als ich die Sandwiches in den Rucksack verstaute, erhielt ich eine Hitzewarnung von meiner Wetter-App. Es soll in dieser Region extrem intensiven Sonnenschein geben und Temperaturen von über 30 Grad erreicht werden. "Wow", dachte ich, sah aus dem Fenster und wunderte mich über den Regen, welcher gerade aus dem wolkenverhangenen Himmel heruntertröpfelte.
Kurz nach 08:00 Uhr startete ich auf die Skipiste ohne Schnee. Als erstes galt es mit kalten Knochen und Bändern die teilweise steilen Wiesen runterzukommen. 500 Höhenmeter im Bewusstsein, dass ich in der nächsten Gebirgskette wieder 1‘000 aufsteigen würde.
Ausgangslage für den nächsten Wanderabschnitt war Zwischengrünau. Von hier startete der wirklich wunderschöne Gebirgswanderweg (T4) hinauf zum 1‘423 Meter hohen Pfannstein. Der Weg mit der Nummer 441 bot einiges und verlangte auch viel. Steile und heikle Passagen muss der Berggänger überwinden. Mir setzte vor allem das feuchte, schwüle Klima zu, welches durch den morgigen Regenschauer entstanden war.
Der Gipfel bot tolle Aussichten und ich nahm mir Zeit für einen längeren Halt. In der Zwischenzeit war die Sonne den Wolken und Regen Herr geworden und es bahnte sich, wie prognostiziert, ein heisser Sommertag an.
Der Abstieg (wiederum 1‘000 Höhenmeter) brachte mich zur weitläufigen Gemeinde Micheldorf in Oberösterreich, welche ich südöstlich passierte. Bald befand ich mich auf dem offiziellen „Wienerweg“, welcher passender zu meiner Unternehmung nicht sein konnte. Ab hier kam ich eher schleppend voran. Das Thermometer bestätigte die vorausgesagten 30 Grad und die Sonne schien erbarmungslos herunter. Mein Trinkvorrat wurde immer weniger und ich musste ihn gut einteilen.
Bezüglich Wassernachschub wunderte ich mich auf meinen Wandertagen hier in Österreich immer wieder. In der Schweiz gibt es in fast jeder Siedlung einen Dorfbrunnen, wo die Bevölkerung und die Reisenden mit Wasser versorgt werden. Hier in Österreich ist das nicht so und ich verstehe nicht weshalb. Früher musste die Bevölkerung ja auch eine Wasserstelle gehabt haben; bspw. um ihre Wäsche zu waschen oder Lasttiere wie Pferde und Esel zu versorgen. Normalerweise befand sich die Wasserstelle auf dem Dorfplatz oder an der Hauptverbindungsachse des Ortes. Die einzige Erklärung, die ich mir zurechtrücken konnte war, die klischeehafte und dass ich eben in Österreich unterwegs war.
Ab Göritz verlief der weitere Weg bis zu meinem Etappenziel Leonstein (Molln) nur noch der Steyer entlang. Gleich neben dem Gasthof Leonsteinerhof, wo ich ein Zimmer gebucht hatte, gab es einen Landwirtschaftsladen analog der Landi in der Schweiz. Hier konnte ich mich mit kühlen Getränken eindecken, bevor ich das Zimmer bezog.
Der Leonsteinerhof hatte alles was mir wichtig war und das zu einem unschlagbaren Preis von 59.00 Schweizer Franken: Einen Outdoorpool (den ich alleine für mich hatte), saubere Zimmer, (wirklich) frische, nicht verwaschene Handtücher und Bettanzüge, ein grosszügiges Frühstücksbuffet und freundliches Personal! Was will man mehr.
Abend gegessen hatte ich im Restaurant La Dolce Vita bei der Stefaniebrücke, welches von aussen nicht sonderlich wirkte, der Biergarten und das Essen jedoch überzeugten.