Ecuador - Trekking

Cotopaxi-Besteigung

  • Cotopaxi-Besteigung 5897m
  • Zugfahrt über die Teufelsnase
  • Wallfahrtsort Baño

Sonntag, 09. November 2008

Ein weiterer Höhepunkt unserer Ecuador-Ferien stand an. Heute würden wir Cotopaxi-Bergsteiger (Franziska, Edgar, Dirk, James, Axel, Tanja und ich) uns auf zum Cotopaxi Nationalpark machen. Wir fuhren um 08:00 Uhr los in Richtung Süden und benötigten dafür fast drei Stunden, um den Parkplatz unterhalb der José Ribas Hütte zu erreichen. Vorher statteten wir uns bei der lokalen Partneragentur von Hauser „Campus Tours“ noch mit fehlendem Bergsteigermaterial aus und legten auf dem Weg zur Hütte noch eine Mittagspause ein.

Der Parkplatz befand sich unterhalb der José Ribas Hütte auf bereits 4600 m. Wir hatten also nur einen kurzen Hüttenaufstieg von 200 Höhenmetern vor uns. Doch die hatten es in sich. Der Weg war steil und die Luft dünn. Auf Hüttenhöhe lag bereits Schnee und es war deutlich kühler. Wir richteten uns in einem eigens für uns reservierten Schlaftrakt ein. Wir hatten 14 Betten für 7 Personen. Ein echter Luxus auf einer Berghütte.

Nach einer kleinen Stärkung mit Suppe, Brot und Käse liefen wir ca. 45 Minuten zum Gletscheranfang. Hier übten und repetierten wir einige Handgriffe, welche wir morgen einsetzen würden. Bereits am Abend zeichnete sich ab, dass James und Axel am nächsten Tag nicht zur Gipfelbesteigung starten würden. Axel hatte Durchfall und Erbrechen, James war die Tour zu anstrengend und er fühlte sich nicht sicher genug. Vor allem, weil uns allen noch das fünftägige Trekking in den Beinen lag. Doch genau dieses Akklimatisationstraining war notwendig und erlaubte uns überhaupt eine mögliche Besteigung.

Um halb sechs Uhr abends gab es bereits das Abendessen und den heissen Tee, den wir uns literweise hineinschütteten, um der Höhe und dem Kopfschmerz entgegen zu wirken. Um 19:00 Uhr war dann auch schon Nachtruhe angesagt. Ich drückte die Ohropax in die Ohren und hoffte ein paar Stunden schlafen zu können.

Montag, 10. November 2008

Um Mitternacht wurden wir geweckt. Vor der Türe erwartete uns eine milde, sternenklare Nacht. Ideales Bergsteigerwetter. Wir assen etwas Kleines zum Frühstück, was eben um diese Zeit schon rein ging – und tranken noch den ein oder anderen Liter Tee, denn für unterwegs hatten die meisten nur eine einzige Thermosflasche dabei. Um 01:00 Uhr starteten wir fünf zum Gipfel des ebenmässigen, vergletscherten Vulkans Cotopaxi (5897 m). Wir hatten drei Seilschaften, welche von Benno, Franklin und Suco angeführt wurden. Ich startete mit Dirk, Franziska und Edgar bildeten ein zweites Team und Tanja hatte ihre Soloseilschaft mit Franklin. Noch leuchtete uns der Mond den Weg und in der Ferne glitzerten die Lichter der Millionenstadt Quito.

Als wir den Gletscherrand erreichten, montierten wir die Steigeisen und seilten uns an. Gleich darauf wurde unser Pfad steil (30°) und ging unaufhörlich in die Höhe. Über mehrere Aufschwünge stiegen wir hoch, vorbei am felsigen, schon von weitem sichtbaren Krateraufbau. Gegen 03:00 Uhr morgens verschwand schliesslich der Mond und wir knipsten die Stirnlampen an. Über uns breitete sich ein Sternenmeer aus und unter uns funkelten die Lichter der umliegenden Städte nun noch intensiver. Auch unser Aufstieg wurde immer intensiver, wir hatten nun nur noch Passagen im 45° Winkel vor uns. Zum Glück sahen wir nicht allzu weit voraus.

Gegen halb sechs erreichten wir Yanasacha(5650 m). Das ist die Stelle, wo die meisten nicht mehr weiterkönnen und aufgeben, sei es wegen der Steilheit oder der Höhe. Hier überholten wir Tanja und Franklin mit unserer mittlerweile gewechselten Seilschaft, die nun aus Benno, Edgar, Dirk und mir bestand. Franziska hatte mittlerweile ebenfalls ihren eigenen Führer Suco und folgte uns. Von den total 10 gestarteten Seilschaften in dieser Nacht, kehrten bereits vier bis zu diesem Wendepunkt wieder um. Doch wir alle zogen weiter. Um 07:00 Uhr stand ich zusammen mit Benno, Dirk und Edgar auf dem 5897 m hohen Gipfel des Cotopaxi. In der Zwischenzeit ging die Sonne auf und wir hatten ein wunderschönes Panorama.

Nur zehn Minuten später traf Tanja ein. Mit 6 Stunden und 10 Minuten ebenfalls eine super Zeit. Man rechnet normalerweise mit 6-8 Stunden für den Aufstieg und ca. 2-3 Stunden für den Abstieg.

Weitere zehn Minuten später war auch Franziska oben angekommen. Stolz und überglücklich beglückwünschten wir uns gegenseitig und genossen fast eine halbe Stunde lang die fantastische Aussicht auf die umliegenden Vulkangipfel Antisana, Illiniza, Altar und den 6310 m hohen Chimborazo. Es war einfach ein absolutes Erlebnis so nahe am Kraterrand eines aktiven Vulkans zu stehen, vor allem aber bei Sonnenschein und bester Sicht. Wie wir erfahren haben, ist dieses Glück des guten Wetters nicht vielen Cotopaxi-Besteigern vorbehalten.

Für den Abstieg liessen wir uns Zeit. Der Schnee war mittlerweile schon ziemlich weich und matschig und der Weg beschwerlich, auch aufgrund dessen, da es so steil war. Je weiter runter wir kamen, desto wärmer wurde es. Nach zwei weiteren Stunden erreichten wir wieder die José Ribas Hütte, unserem Ausgangspunkt. Es war gerade nach 09:30 Uhr. Wir assen eine Kleinigkeit, packten unsere Sachen und stiegen weitere 200 m bis zum Parkplatz ab. Unser Fahrer erwartete uns bereits und brachte uns in 1,5 stündiger Fahrt zur Hacienda La Ciénega.

Dieses alte Herrschaftshaus und Gut liegt fast am Fusse des Cotopaxis. Bereits Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humbold (* 14. September 1769 in Berlin; † 6. Mai 1859), ein deutscher Naturforscher, hatte auf seiner Südamerikareise in diesen Räumlichkeiten übernachtet. Ein Ort mit ganz speziellem Flair. Doch wir konnten das ganze Ambiente gar nicht richtig geniessen. Wir wollten uns nur noch hinlegen und schlafen. Der Rest der 14-köpfigen Gruppe unternahm während unserer Besteigung ein Alternativprogramm. Gegen Abend trafen sie ebenfalls auf der Hacienda ein.

Alle Cotopaxi-Besteiger waren erst am Abend wieder zu sehen und meist mit einem müden, aber stolzem Blick. Es war also nicht erstaunlich, dass wir uns nach einer ausgiebigen Dusche und einem leckeren Abendessen gleich wieder auf unser Zimmer begaben.

Dienstag, 11. November 2008

Eine lange erholsame Nacht lag hinter uns. Nun konnten wir die Hacienda nochmals richtig erleben. Ein wunderschöner Innenhof und eine eigene Kapelle war der Stolz des Landsitzes. Aber auch die über einen Meter dicken Grundmauern, die verwinkelten Gänge, die auf antik eingerichteten Räume und die altmodische Rezeption liessen einem in der Zeit zurückgehen.

Im Vergleich des Programms der letzten Woche war heute ein gemütlicher, erholsamer Tag angesagt. Nach dem Frühstück besuchten wir eine der vielen hier betriebenen Rosenplantagen. Die „Vertigliano Roses & Roses“ zählt mit ihren 7 ha zu einem mittelständischen Betrieb. Bei unserem zweistündigen Rundgang erfuhren wir viel Wissenswertes über Aufzucht, Pflege und den Verkauf der Rosen in viele Länder der Erde. 

Die Reise mit dem Bus ging weiter. Unsere Route führte uns auf der Avenida de los Vulcanes in Richtung Süden. Leider waren die Sichtverhältnisse heute nicht optimal und so sahen wir den Cotopaxi leider nicht mehr. Das Mittagsziel war Urbina, die höchste Bahnstation Ecuador’s am Fusse des Chimborazo. Der Bahnhof ist schon seit vielen Jahren aufgrund der Einstellung der Bahnlinie nicht mehr in Betrieb und wurde in ein Restaurant umfunktioniert. Hauptsächlich Touristen und Bahnfanatiker finden ihren Weg hierher. Zwei- bis dreimal pro Jahr fährt auch eine Dampflokomotive für die Bahnliebhaber.

Nach dem Essen wanderten wir eine Stunde entlang der alten Bahngleise und genossen das schöne Wetter und die ländliche, grüne Natur. Immer wieder trafen wir Bauern an, welche auf den Feldern arbeiteten, das Vieh ausführten und die Ernte nach Hause brachten. Der Chimborazo mit seinen 6310 Metern versteckte sich derweilen leider weiterhin hinter einer Wolkendecke, die angeklebt zu sein schien. Luis, unser Busfahrer, gabelte uns schliesslich wieder auf und die Fahrt ging weiter nach Riobamba, wo wir uns in der Hosteria Abraspungo niederliessen. Leider war es schon dunkel als wir die wiederum sehr schöne Hacienda erreichten.

Nach dem Duschen und Bereitstellen der Utensilien für die morgige Bahnfahrt war es auch schon Zeit für das Abendessen. Anschliessend gingen wir früh ins Bett.

Mittwoch, 12. November 2008

Es war 04:45 Uhr als der Wecker klingelte. Frühstück gab es um 5:00 Uhr und die Busabfahrt zum Bahnhof in Riobamba erfolgte um 5:30 Uhr. Heute erwartete uns eine atemberaubende Zugfahrt durch die verschiedenen Vegetationszonen des Landes. Das ganze auf den Dächern alter Güterwagons. Um einen dieser begehrten Plätze zu ergattern, standen wir bereits um 6:00 Uhr am Peron (Gehsteig), wo der so genannte Teufelsnasenzug bereitstand. Auf einem Sitzkissen, welches wir für 1$ gemietet hatten, setzten wir uns auf dem Eisendach des Wagons nieder.

Natürlich war dies ein rein touristischer Akt, aber erlebnisreich und sehenswert allemal. Viele Verkäufer versuchten auf dem Zuggelände und auf dem Zug etwas an die Touristen zu verkaufen. Sei es Kaffee, Mützen, Handschuhe, Ponchos oder etwas zu Essen. Stets erklang „Ponchos, ponchos, rain ponchos, ponchos para la lluvia.“ Ein etwa vierzehnjähriger Junge versuchte den Touristen schlechtes Wetter einzureden, um seine Ponchos loszuwerden. Um 7:00 Uhr stiegen schliesslich schwarze Rauchschwaden der Diesellok auf und die Fahrt begann. Sie sollte uns vom Hochland über Alausi bis nach Sibambe bringen und dabei über 1000 Höhenmeter ins Tal zurücklegen.

Dick eingepackt ging es vom 2754 m hohen Riobamba los. Der Himmel war wolkenfrei und der Chimborazo zeigte seine verschneite Kuppe von seiner schönsten Seite. Endlich konnten wir ein Postkartenfoto von ihm knipsen. Doch auch die Landschaft war wunderschön und sehr vielfältig. Die Fleckenkultur der Ebenen und Hänge war beeindruckend. Nach zwei Stunden erreichte der Zug Guamote, wo wir eine kurze Pause einlegten und an den zahlreichen Essständen Empanadas mit Banane und Käse assen. Auch einen Morocho probierten wir. Er bestand aus Milch, Wasser, Zucker und Mais und schmeckte nach flüssigem Milchreis.

Weiter ging die Fahrt nach Alausi (2350 m), wo die Temperaturen schon einiges höher waren. Ab diesem Dorf befuhren wir die bereits 1902 fertig gestellte, bis heute steilste Bahnstrecke der Welt – eine wahre technische Meisterleistung. Ab Sibambe bewältigte der Zug die steilste Passage, die so genannte Teufelsnase, wo er im Schritttempo im Zickzack auf kurzer Distanz etwa 500 Höhenmeter meisterte. Nach sage und schreibe 7 Stunden waren wir wieder zurück in Alausi, wo wir den Zug verliessen und anschliessend zu Mittag assen.

Die Fahrt war in gewisser Weise sehr anstrengend, da wir fast nur auf dem harten Eisendach des Zuges gesessen hatten. Mit vollen Bäuchen stiegen wir in unseren Bus ein. Unser Fahrer Louis brachte uns schliesslich in einer weiteren vierstündigen Fahrt in die Nähe Baños. Es war bereits 21:00 Uhr als wir die Hacienda Leito erreichten. Ein anstrengender Tag ging mit vielen tollen Erlebnissen zu Ende.

Donnerstag, 13. November 2008

Nach dem gestrigen anstrengenden Programm war heute ein „Relaxtag“ angesagt. Doch das hiess nicht, dass wir nichts unternahmen. Der Bus brachte uns nach Baños, wo diverse Ausflugsmöglichkeiten zur Auswahl standen. Tanja und ich besuchten die Thermalquellen des Ortes und bummelten durch die Strassen der Stadt. Zu Mittag assen wir dann wieder alle zusammen im Hotel gegenüber der Thermalquellen. Danach ging es weiter auf den Rückweg nach Quito.

Wiederum erwartete uns eine vierstündige Busfahrt auf der Panamericana. Einen kurzen Stop unternahmen wir in Salasaca, wo wir uns am Markt nochmals mit Souvenirs eindecken konnten. Dann ging die Fahrt zurück nach Quito. Im Hotel trafen wir erst gegen 20:00 Uhr bei strömendem Regen ein. Wir bezogen die Zimmer und gingen ins nahe gelegene amerikanische Restaurant Hunter´s essen. Mit vollen Bäuchen legten wir uns anschliessend nieder.