Von Bregenz nach Innsbruck
Dienstag, 15. September 2020 – Etappe 1: Bregenz - Gfäll bei Langenegg (23 km)
Nach einem Wochentag arbeiten, startete ich an diesem Dienstagmorgen in die alleinigen Wanderferien. Zeit für mich, abschalten, Erholung, Bewegung. Kurz bevor ich das Haus um 06:00 Uhr verliess, packte ich den kleinen Regenschirm nach einem erneuten Blick auf die Wettervorhersage der nächsten sieben Tage wieder aus. Bei so guten Wetterprognosen musste ich das Wasserschild nicht mitnehmen.
Der Linienbus brachte mich durch dicken Nebel nach Liestal, von wo es weiter mit dem Zug nach Zürich ging. Die herbstlichen Morgenstunden würden kalt werden, die Tagestemperaturen waren vielversprechend.
Nach zweimaligem Umsteigen erreichte ich kurz nach 10:00 Uhr den Hauptbahnhof von Bregenz in Österreich. Hier breche ich also auf zur ersten Etappe. Die Freude war gross.
Mit kurzer Hose und Sonnencreme auf der Haut, startete ich durch das ausgedehnte Bregenz mit Agglomeration. Der erste Eindruck von der Bregenzer Bahnhofsumgebung war nicht wirklich sympathisch. Doch ziehen Bahnhöfe bekanntlich immer sonderbare Menschen, Schmutz und Unbehaglichkeit an.
Die Wegfindung war anfangs nicht einfach. Zahlreiche verwinkelte Strassen mit kleinen Gehwegen, gekennzeichnet mit Verbots- und Privatschildern, galt es zu umgehen. Doch schliesslich traf ich auf den ausgeschilderten Wander- und Veloweg in Richtung Bregenz Weidach, dem grossen Autobahnkreuz vor dem Pfändertunnel.
Hier kam endlich ein wenig Ruhe in meine Unternehmung und ich folgte dem asphaltierten Fahrradweg in Richtung Kennelbach, der letzten grösseren Ortschaft, welche ich heute passieren würde. Ich war erstaunt, wie viele Verbotsschilder sich meinem Weg entlang säumten: Zutritt verboten, Durchgang verboten, Privat, Verzeigung bei Betretung etc. Ich hatte gleich ein Flashback an meine letztjährige Wanderung auf Malta: Wir in Zentraleuropa sind kein bisschen besser!
Als erster Gast betrat ich am östlichen Zipfel von Kennelbach das Restaurant Krone. Hier im Biergarten gab es gleich schonmal ein Radler, obwohl ich erst eine Stunde unterwegs und gerade mal geschätzte 5 Kilometer gewandert war.
Nachdem ich das Menü "Kartoffelpuffer mit Rahmgemüse" vertilgt hatte, machte ich mich ernsthaft auf zu meiner Unternehmung. Immer der Nordseite der Bregenzerach folgend, schritt ich flott voran. Ich war entzückt, so einen tollen Weg herausgesucht zu haben. Beim Beginn des Wanderwegs stand sogar, dass der Weg nicht durchgehend bewandert werden kann, da bei einigen Tunnels Einsturzgefahr bestehe. Es gab also sogar Tunnels unterwegs; cool! Bestimmt könnten diese bei Absperrung überklettert oder über die Bregenzerach umgangen werden. Das Abenteuer schien vorprogrammiert.
Doch schlussendlich relativierte sich alles. Bereits auf halber Strecke traf ich noch bevor ich den alten Tunnel erreichte (welcher ursprünglich für eine schon lang stillgelegte Eisenbahnlinie erbaut wurde), auf einen Wanderkameraden, welcher meine Unternehmung sehr relativierte. Hier ginge es rein um versicherungstechnische Themen. Der sehr oft begangene und wunderschöne Weg ist „quasi“ nur gesperrt, weil niemand für evtl. Unfälle haftbar gemacht werden will.
Ich vergnügte mich auf dem sehr gut ausgebauten Wanderweg. Immer wieder schweiften meine Blicke über das kühle Nass, welches in Windeseile im Flussbett neben mir vorbeischoss. Ich hingegen schwitzte in meinen schon sehr spärlichen Klamotten wie im Hochsommer.
Der Weg nach Bozenau zog sich in die Länge, doch ich genoss ihn. Zu meinem Erstaunen war der Campingplatz geschlossen. Corona lässt grüssen. Auf einem Schild stand "Wieder offen in 2021" - in der Hoffnung, dass die Reserven bis dahin reichen.
Weiter ging es der Bregenzerarch entlang bis kurz vor der Strasse zu Müselbach. Ein wenig vorher wechselte ich auf den steilen Wanderpfad nördlich hoch in die Agglomeration von Langenegg, meinem Zielort. Als ich oben aus dem wunderschönen Waldpfad heraustrat, befand ich mich ganz überraschend auf einem professionellen Fussballfeld mit Umschwung. Hier musste ich richtig sein.
Google-Maps sagte mir dann, dass ich bald auf einen Dorfladen treffen würde. So war es auch. Hastig suchte ich meine Gesichtsmaske und streifte sie über mein Gesicht. Drinnen im Laden warteten schon sehnsüchtig die Almdudler-Dosen auf mich.
Als der Durst gestillt war, nahm ich mich den letzten Metern bis zum Hotel Krone an. Das sehr exklusive „Seminarhotel“ wirkte auf mich sehr souverän. Das Zimmer war schnell bezogen. Nachdem ich meine Socken, Unterhose und T-Shirt gewaschen und in der Abendsonne aufgehängt hatte, nahm ich sogleich auf der Gartenrestaurantterrasse Platz. Doch zum Essen war es noch zu heiss und die Sonne brannte auf die frisch gedeckten Tische runter.
Als ich im Schatten mein Tagebuch geschrieben und meine morgige Etappe geplant hatte, bestellte ich mir zum Abendessen eine Forelle, zu welcher ich mir einen vorzüglichen Weisswein als Belohnung gönnte.