Von Bregenz nach Innsbruck

Sonntag, 20. September 2020 – Etappe 6: Ehrwald – Seefeld (31 km)

Und schon startete ich auf zur zweitletzten Etappe meiner Wanderung. Am Vorabend hatte ich mir über den heutigen Routenverlauf noch Gedanken gemacht und herausgefunden, dass die Ehrwalder Almbahn auch im Sommer in Betrieb war! Um 08:00 Uhr würde sie öffnen - ideal für mich.

Hoch geht es mit der Ehrwalder Almbahn.
Hoch geht es mit der Ehrwalder Almbahn.

Nach dem Check-Out und der Frühstücksauswahl an einem riesigen Buffet, verabschiedete ich mich vom Sporthotel Schönruh und wanderte dem Geissbach entlang bis zur Gondelbahnstation. Kein anstehen, keine Leute, keine Hektik. Dafür 12.- Euro weniger in der Tasche. Egal, ich hatte meine eigene Gondel, die mich meinem Zielort um 500 Höhenmeter näherbrachte.

Das Wetter war einmal mehr genial. Besser konnte man es im Herbst gar nicht erwischen. Moderate Temperaturen, sanftes Licht und tolle Farben. Trotzdem würde ich heute wieder ins Schwitzen kommen. Doch dies erst am späteren Nachmittag.

Guten Morgen!
Guten Morgen!

Frohgemut schritt ich am berühmten Tirolerhaus vorbei, welches in etwa so touristisch daherkam wie die Sänits-Seilbahnunternehmung. Nicht falsch verstehen, es ist alles wunderschön, authentisch passend und zweckdienlich gebaut. Es gibt hier für jeden etwas... und vielleicht ist ja gerade dies das Problem.

Unterwegs auf schmalen Pfaden.
Unterwegs auf schmalen Pfaden.

Muss denn jeder in die Berge? Ein Thema das mich die nächsten Stunden beschäftigte. Nämlich beispielsweise die E-Bikes. Soll man Personen, welche nicht die Kraft haben aus eigenem Antrieb bis auf die Almen hochzufahren einen motorisierten Untersatz zu Lasten der Natur zugestehen? Hier im Tirol nimmt diese Fortbewegungsart Dimensionen an, welche bei mir Kopfschütteln verursacht. Auf den Wanderwegen und den Bike-Trails hat es doch tatsächlich schon Tankstellen (Ladestationen)! Ist das wirklich umweltfreundlich und nachhaltig? Welche Energien sind notwendig, um diese vielen Akkus herzustellen? Wie werden diese entsorgt?

Schockierend für mich war, dass bereits Kinder mit einem motorisieren Fahrrad die Berge hochfahren. Beim Grossvater, welcher mit den Kindern und Enkeln eine Tour mit dem E-Bike unternimmt, damit er "mitkommt", kann ich ja noch verstehen. Aber nein - der Trend geht hin zum "Bequemen" und das finde ich beängstigend.


Nach einem ärgerlichen Verhauer war ich aber plötzlich für die nächsten zwei Stunden völlig alleine unterwegs. Meine Wanderkollegen konzentrierten sich anscheinend hauptsächlich auf die Zugspitze, den Drachensee oder ähnliche populäre Ziele.

Dies war cool für mich und ich kam auf dem breiten Kiesweg durch das breite Gaistal sehr gut voran. Auf der Höhe der Gaistalalm setzte ich mich für eine halbe Stunde nieder und ass eines meiner Sandwiche, welche ich mir vom Hotel als Lunchpaket mitgeben liess. Das Liegen auf der Wiese in der Sonne lud zum Verweilen ein und so las ich noch einige Seiten in meinem Buch, welches ich immer mit mir im Rucksack trug.

Um den Mittag herum erreichte ich den Autoparkplatz bei Salzbach. Mir war schon aufgefallen, dass mir gegen Ende der Gaistaldurchquerung immer mehr Leute entgegenkamen. Doch die Dimension an (kostenpflichtig) parkierten Autos kann man sich fast nicht vorstellen. Vermutlich geht es bei schönem Wetter hier jeden Sonntag so ab.

Ich querte auf die andere Flussseite, wanderte weiter durch die Klamm bis Obern. Alle passierten Restaurants waren geschlossen. Zum Glück hatte ich Verpflegung dabei, sonst wäre es mir wieder wie vor zwei Tagen ergangen. Was ist nur los mit den Wirten hier? Corona oder schon Saisonende?

Den weiteren Weg zu meinem Zielort Seefeld musste ich mir genau zurechtlegen, um mir nicht unnötige Kilo- und Höhenmeter aufzulasten. Über den Schlagweg bahnte ich mir den Weg, ohne erschlagen zu werden bis nach Wildmoos, wo ich in der Gaststätte Ferienheim fast einem Schlag-Anfall aufgrund des Zuckergehaltes eines riesigen Topfenstrudels erlegen wäre. Das Ding war so gross und hatte Kalorien für einen Weitermarsch bis Innsbruck gehabt. Ich bekam jedoch nur die Hälfte runter und einen bösen Blick vom Wirt.

Als ich in Seefeld eintraf war ich erstaunt, dass viele Geschäfte am Sonntag geöffnet hatten. Seefeld hat einen positiven Eindruck hinterlassen. Gegenüber den anderen Ortschaften, wie bspw. Ehrwald etc. gibt es hier einen netten Dorfkern zum flanieren.

Meine heutige Etappe.
Meine heutige Etappe.

Mein Domizil für diese Nacht war das Wellnesshotel Schönruh. Ja, schon wieder ein „Schönruh“ wie gestern. Dies wurde mir erst bewusst, als ich hier ankam. Vermutlich war dies einfach das günstigste, was ich in Seefeld fand.

Aber auch das Beste meiner Streckenreise. Allein die Tatsache, dass 90% Schweizer hier ihren Urlaub verbringen, zeugt von Qualität. Nur liess sich das Wellness nicht so einfach mit Corona vereinbaren. Bei den Saunen musste man sich vorgängig eintragen und die diversen Pools durften nur von einer gewissen Anzahl Personen betreten bzw. beschwommen werden. Anstehen war angesagt. Dazu hatte ich keine Lust und ich ging an die Bar.

Typische Häuser
Typische Häuser

Das Abendessen war ein Bouquet; jeder Gang ein Genuss. Hier könnte ich wieder mal hinkommen. Aber ohne Kinder: Denn im Schönruh gilt "Adults only".

Karte der Etappe 6: Ehrwald - Seefeld (31 km)

Weitere Fotos vom Sonntag, 20. September 2020