Samstag, 23. Juli 2022 – Loch An Eilein und Highland Folk Museum

Bereits um 04:45 Uhr schien die Sonne durch die Jalousien in das Schlafzimmer. Noch zu früh zum Aufstehen, doch irgendwie kann ich, wenn es draussen schönes Wetter ist, einfach nicht im Bett liegen bleiben. Später um 09:45 Uhr rief ich zum Frühstück, welches ich vorbereitet hatte.

Loch An Eilein mit dem Castle auf der kleinen Insel im Hintergrund.
Loch An Eilein mit dem Castle auf der kleinen Insel im Hintergrund.

Verschlafen kam der Rest der Familie die Treppe hinunter. Ein wenig später zogen wir schliesslich los für die erste Erkundung im Cairngorms National Park.

Vor über 40 Millionen Jahren entstand diese Bergkette in den Grampian Mountains vor der letzten Eiszeit. Sie bildete eine natürliche Barriere, die für die Abgeschiedenheit der Highlands sorgte. Namensgeber für den Park ist der 1'245 Meter hohe Gipfel Cairn Gorm. Fünf von Schottlands höchsten Bergen stehen in den Cairngorms.

Wunderschöne Wanderwege führen direkt am Seeufer entlang.
Wunderschöne Wanderwege führen direkt am Seeufer entlang.

Uns trieb es jedoch nicht in die Berge, dafür war der heutige Wetterbericht zu schlecht. Daher entschieden wir uns, den Loch An Eilein zu umrunden. Angekommen auf dem Wanderparkplatz, drückten wir gleich mal 4£ Eintritts- und Parkgebühren ab. Wir mussten auf der Highland-Route leider die Erfahrung machen, dass man für alles und überall etwas bezahlen muss. War es Eintritt in sämtliche Schlösser (für eine Familie zwischen 30-50 £), Parkplatz (3-5 £, egal wie lange man dort stehen bleibt), Toilette etc. Mit einer Familie kommt einen das teuer zu stehen.

Loch An Eilein
Loch An Eilein

Der Loch An Eilein war es jedoch wert! Wir fühlten uns wie in Kanada. Der blaue See, die Kiefernbäume am Ufer, die üppige Flora. Der See könnte sich tatsächlich im Norden Amerikas befinden.

Den Namen (englisch Loch of The Island) hat der See durch die Insel im See erhalten. Bekannt und als Fotoobjekt beliebt ist auch das Loch An Eilein Castle. Es steht auf einer natürlichen Insel direkt vor dem nordwestlichen Ufer von Loch An Eilein, tief im Rothiemurchus Forest. Die Burg wurde im 13. Jahrhundert vom Bischof von Moray erbaut. Ein Turm wurde Ende des 14. Jahrhunderts von Alexander Stewart, Earl of Buchan, hinzugefügt.

Die Gegend präsentiert sich wie in Kanada!
Die Gegend präsentiert sich wie in Kanada!

Im späten 18. Jahrhundert wurde der Wasserspiegel von Loch An Eilein im Zuge von Grundstücksarbeiten erhöht, wodurch die Insel schrumpfte, und der Damm bedeckt wurde. Heute ist die Burg eine unzugängliche Ruine und beherbergt nistende Fischadler.

Weiter wanderten wir unter den riesigen Kiefern am Ufer des Loch an Eilein im Rothiemurchus-Wald. Immer wieder gab es mächtige Kieferbäume zu bestaunen. Der hochwüchsige, grüne Farn gab den notwenigen Kontrast zu den tiefbraunen Baumrinden.


Wir schlugen eine Extrarunde um den naheliegenden Loch Gamha ein. Dieser Trail war schmaler, unberührter und wunderschön zu gehen. Von der schönen Seite zeigte sich auch das Wetter. Laut Wetterbericht sollte es regnen. Aber in Schottland schaut man sich die Wettervorhersage nicht an, sondern den Himmel.


Nach einer Picknickpause verliessen wir Loch An Eilein und besuchten das Highland Folk Museum. Dies ist ein Freilichtmuseum, welches das Leben in den Highlands von der frühen Neuzeit bis in die frühe Nachkriegszeit darstellt. Man möchte es kaum glauben, aber der Eintritt in das Museum ist frei und man wird lediglich zu einer Spende für den Erhalt des Museums gebeten.

Es ist eine Wanderung durch die Zeit: Auf einer Länge von eineinhalb Kilometern zeigt das Highland Folk Museum mehr als 30 historische Häuser. Auf einem Weg spazierten wir somit an den Jahrhunderten vorbei, sahen alte Dorfschulen, Uhrmacher-Werkstätten, Tweed-Weber, Schreiner und natürlich eine Kirche.

Im Highland Folk Museum. Hier wurden u. a. Szenen der Outlander-Serie gedreht.
Im Highland Folk Museum. Hier wurden u. a. Szenen der Outlander-Serie gedreht.

Highlight der Ausstellung ist für viele das Dorf aus dem 18. Jahrhundert, das aus sechs strohgedeckten Häusern besteht. Zum einen, weil es am weitesten in die Vergangenheit zurück reicht. Zum anderen aber, weil hier zwischen diesen Häusern ein Teil der Serie «Outlander» gedreht wurde. Die Macher der Serie hielten die alten Hütten für die perfekte Kulisse für den Dreh einer Dorfszene und Tanja wollte natürlich hierhin.

Den Abend verbrachten wir in unserem Apartment. Es gab leckere Pouletschenkel aus dem Backofen, serviert mit Bohnen und Reis.

Sonntag, 24. Juli 2022 – Lochan Uaine: Wo Feen am Abend ihre Kleider waschen

Im Cairngorms National Park hat man die Qual der Wahl bei der Entscheidung, welche Outdoorbeschäftigung man als nächstes angehen möchte. Wir beschränkten uns aufs Wandern und auch da war die Auswahl der Wanderrouten schier unendlich.

Die Old Pack Horse Bridge von Carrbridge.
Die Old Pack Horse Bridge von Carrbridge.

Wir entschieden uns, von Glenmore aus eine Wanderung an den Lochan Uaine zu unternehmen. Zuvor stoppten wir jedoch kurz bei der "Old Pack Horse Bridge" von Carrbridge. Die alte Packpferdbrücke wurde im Jahre 1717 erbaut und ist die älteste Steinbrücke in den Highlands.

Nach deren Besichtigung fuhren wir weiter in den Glenmore Forest Park am Loch Morlich. Hier parkten wir das Auto und starteten unsere Rundwanderung hinauf zum Lochan Uaine. Der Forstweg hinauf war eher langweilig zu gehen, jedoch zeigte sich die üppige Landschaft mit Heidekraut, Farn und den riesigen Kieferbäumen links und rechts des Weges mit bezaubernder Schönheit.

Dichte Wälder gilt es zu durchwandern.
Dichte Wälder gilt es zu durchwandern.
Lochan Uaine
Lochan Uaine

Nach ein paar Kurven und einem immer schöner werdenden Wanderpfad, erreichten wir schliesslich das "grüne Loch", so wie Lochan Uaine in der deutschen Übersetzung heisst, denn das kristallklare Wasser trägt einen grünlichen Schimmer. Dieser kommt der Legende nach von den Feen, welche ihre Kleidung am Abend im Loch waschen.

Hochebene beim Ryvoan Pass.
Hochebene beim Ryvoan Pass.

Tanja, Luca und ich, wanderten schliesslich noch weiter hoch zum Ryvoan Pass, wo sich eine Schutzhütte befindet. Hier oben war die Landschaftsszenerie nochmals eine andere. Eine schier endlose Weite bereitete sich vor uns aus und die Farben der Hügel und der Moorlandschaften wechselten sich fortlaufend im Sonnenlicht, welches diffus durch die schnell voran gleitenden Wolken drang.

Unterhalb des Ryvoan Pass im Glenmore Forest Park.
Unterhalb des Ryvoan Pass im Glenmore Forest Park.

Zurück am Lochan Uaine und bei Emilia, gab es eine Brotzeit. Dann nahmen wir den weitaus attraktiveren nordwestlich gelegenen Weg zurück zum Loch Morlich unter die Füsse. Da er auch etwas höher im Tal verlief, hatten wir eine willkommene Aussicht auf die umliegende Region. Wahrlich kann man hier im Winter mit Tourenski oder Schneeschuhen unterwegs sein. Es muss wohl ein Traum für Wintersportler sein.

Den späteren Nachmittag und Abend verbrachten wir in unserem Haus am Orchid Place. Zum Z’Vieri gab es leckere Crêpes und zum Abendessen von Tanja frisch zubereiteten schottischen Lachs.

Montag, 25. Juli 2022

Wir verliessen Carrbridge und begannen den Cairngorms Nationalpark ostseitig zu umfahren. Unser erstes Ziel war die Ortschaft Crathie, wo sich das Balmoral Castle, ein Herrenhaus im schottischen Baroniestil der Königsfamilie, befindet.

Wir hatten nicht vor, die Sommerresidenz von Elisabeth II bzw. den Garten der Residenz zu besuchen. Unser Interesse galt vielmehr den Balmoral Cairns. Dies sind Steinhaufen, welche an Mitglieder der britischen Königsfamilie und Ereignisse in ihrem Leben erinnern. Die meisten davon wurden von Königin Victoria errichtet.

Der grösste Steinhaufen in der Form einer Pyramide wurde von Victoria in Erinnerung an ihren Ehemann Prinz Albert nach seinem Tod im Jahr 1861 errichtet. Unser Plan war es, dieses für Schottland untypische Objekt, aufzusuchen.

Der Besucherparkplatz des Balmoral Castles ist riesig. Etwa so wie vor einem Fussballstadion. PKWs, Reisebusse und Wohnmobile reihen sich zu einer Blechlawine und die Kasse der Parkuhr läuft auf Hochbetrieb.

Zum Glück nehmen die Wanderung zu den Balmoral Cairns die wenigsten Leute auf sich. Trotzdem ist man auf den Wanderwegen durch den dichten Wald selten allein unterwegs. Auch sind verschiedene Sicherheitsposten, welche zur Sicherung des Palastes gehören, zu passieren.

Die Prinz Albert Pyramide.
Die Prinz Albert Pyramide.

Doch der steile Aufstieg zur Prinz Albert Pyramide lohnt sich allemal. Nicht nur das Bauwerk ist faszinierend, auch die Wanderung durch den dichten Wald und die anschliessende Aussicht auf die Landschaft sind grossartig.

Nachdem wir gute zwei Stunden später wieder auf dem Parkplatz ankamen, setzten wir Kurs auf Edinburgh. In einer geraden Linie setzten wir Kurs nach Süden. Vorbei an Perth, erreichten wir bald Firth of Forth und fuhren über die 2'700 Meter lange und vier Spuren breite "Queensferry Crossing" Brücke.

Wir fanden dieses Bauwerk faszinierend und es beeindruckte uns fast mehr als die parallel verlaufende Forth Bridge, eine zweigleisige Eisenbahnbrücke über den Firth of Forth, welche unter Weltkulturerbe steht. Die Auslegerbrücke hatte bei ihrer Eröffnung 1890 die grösste Spannweite aller Brücken weltweit. Diesen Rekord musste sie 1919 an die Québec-Brücke abtreten. Sie gilt als die erste Brücke, die im Gegensatz zu dem bis dahin verwendeten Schmiedeeisen, vollständig aus Stahl hergestellt wurde.

Doch es ging schnell und schon befanden wir uns auf der Südseite und damit vor den Toren von Edinburgh. Hier hatten wir mitten in der Stadt das Oldtown Bedroom Apartment inkl. Garagenparkplatz gemietet und waren nur eine Strassenüberquerung vom Herzen der Innenstadt entfernt. Ein toller Ort, um Edinburgh zu erkunden.

Für heute hatten wir jedoch genügend erlebt und gingen nicht mehr aus dem Haus… Bis wir merkten, dass wir keinen Weisswein zu dem frischen Lachs, den wir unterwegs gekauft hatten, hatten. Also suchten Emilia und ich doch noch kurz einen Laden auf. Es wäre wirklich schade gewesen, nicht auf das feine Abendessen anzustossen, welches Tanja zwischenzeitlich zubereitete.

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