Etappe Brava
Mittwoch, 27. September 2017 – Kapverdische Bakterien und wildes Inselwandern
Der gestrige Tag war anstrengend. Entsprechend wurde am Morgen ausgeschlafen und das Frühstück gab es erst um 09:00 Uhr. Das erscheint nicht so früh, doch um 06:00 Uhr ging bereits die Sonne auf und auf den Strassen herrschte reges und lautes Treiben. „Gebadet in Grün und gefüllt mit Blumen“, so charakterisierte der kapverdische Literat João Rodrigues die Insel Brava, welche uns mit strahlendem Sonnenschein begrüsste. Bereits von unserem grossen Zimmerfenster konnten wir einen Blick auf die üppige, grüne Umgebung werfen.
Leider fühlte sich Tanja nicht gut. Neben Durchfall kam wenig später Erbrechen und Schüttelfrost hinzu. Ein Blick auf das heutige Wanderprogramm zeigte schnell, dass eine vier- bis fünfstündige Tour mit einigen hundert Höhenmetern in der Familienbesetzung nicht möglich war.
Obwohl der Name Brava auf Deutsch "unzähmbar" hiess, wollten es Emilia und ich versuchen. Nach dem Frühstück starteten wir zu zweit. Luca durfte dafür "alleine" eine DVD seiner Wahl auf dem Notebook schauen. Diesen externen DVD-Player hatten wir extra für solche Situationen mitgenommen.
Nachdem der Film fast zu Ende war, kam die Putzfrau ins Zimmer, um zu reinigen. Als sie fertig war, fragte sie, ob sie Luca mit nach unten nehmen solle, damit Tanja sich ausruhen könne. Dankend nahm Tanja dieses nette Angebot an. Vom Fenster aus hörte sie, wie sich Luca unten mit den Damen amüsierte und erst nach 1,5 Std. wieder zurückkam.
Für die Wegfindung stand uns ein Roadbook zur Verfügung, an welchem wir uns orientierten. Jede Abzweigung war säuberlich dokumentiert. Ging es mal nicht weiter (was ein paarmal vorkam), gingen wir zurück zum letzten Punkt, wo wir noch eine Orientierung hatten.
Emilia und ich starteten um 10:00 Uhr und folgten vom Hauptplatz aus der langen grünen Allée bis zu ihrem Ende am Bergfuss. Hier startete der Anstieg hinauf zur Ortschaft Paùl auf Pflastersteinen. Immer wieder kamen uns Leute mit Eseln auf ihrem Weg nach Villa Nova Sintra entgegen. Anfangs war der Himmel noch mit Wolken bedeckt, doch langsam verdrängte die Sonne diese und es wurde tropisch heiss.
Der Eselweg führte uns hoch zu einem alten, grossen Vulkankrater, welcher in der Zwischenzeit mit wunderschönen Hibiskushainen bepflanzt war und deren Blüten einen magischen Anblick gaben. Immer wieder zogen Nebelfetzen vorbei und entlang dem Rand blies ein angenehmer Wind.
Wenig später erreichten wir die Benfica-Ebene, welche ich als einen der Höhepunkte der Wanderung in Erinnerung habe. Hier gab es saftige Wiesen wie im Berner Oberland. Kühe und Esel weideten und das satte Rot der Hibiskusblüte durchdrang die durchziehenden Nebelschwarten.
Kurz vor der Ortschaft Tapume sahen wir auch das erste Mal den Fontainhas; mit 976 Meter der höchste Punkt der Insel Brava. Um diesen herum würde unsere Wanderung noch verlaufen. Doch erst liefen wir entlang von landwirtschaftlich genutzten Feldern bis zum Dorf Lima Doce. Nach einem weiteren steilen Anstieg erreichten wir endlich den grossen Vulkankrater Fundo Grandi. Diesen umrundeten wir gegen den Uhrzeigersinn zur Hälfte, ehe wir den Gipfelanstieg starteten.
Unter einem der letzten Bäume gab es dann eine Pause und wir assen unsere Käsesandwiches und (frische!) Bananen. Dann begann das Abenteuer. Hier ein Auszug aus unserem Roadbook für die Wanderung: "Ab jetzt ist es unmöglich den Weg genau zu beschreiben, denn es gibt mehrere und alle sind von Vegetation bedeckt und alle gehen am Fusse des Fontainhas entlang. Ein Hinweis ist vielleicht dieser: wählen Sie am Anfang eher die Wege aus, die nach rechts gehen….".
Doch so schlimm war es nicht. Wir fanden unseren Weg durch das Dickicht, verzichteten jedoch ganz hoch auf den Gipfel zu steigen. Auf dem anschliessenden Abstieg nach Cova Galinha erwischten wir jedoch den falschen Pfad und landeten nach etlichem Zick-Zack in der Ortschaft Mato. Hier entschieden wir uns hoch nach Pedra Molar zu wandern um von der dortigen Hauptstrasse mit einem Aluguer zurück nach Vila Nova Sintra zu gelangen.
Es dauerte ein wenig bis ein Bus kam. Dieser nahm uns dann jedoch auch gleich mit. Wie einfach hier alles ist. Nach einer verdienten Cola in einer Bar schlenderten wir zurück zum O Castelo. Tanja und Luca schliefen. Wir duschten und legten uns ebenfalls hin.
Am Nachmittag brachen Emilia, Luca und ich schliesslich zu einer Erkundungstour von Vila Nova Sintra auf. Tanja ging es leider noch nicht besser. Wir brachten ihr Cola und Kekse von unserem Rundgang mit.
Der einfachheitshalber bestellte ich im O Castello das Abendessen. Die Kinder wollten sowieso immer nur Patatas Fritas und ich alleine mit den zweien in einem Restaurant war auch eher schwierig zu managen. Für mich gab es das "Standard" Essen: Ein frisches Thunfischsteak, Süsskartoffeln, Reis und Gemüse.
Donnerstag, 28. September 2017 – Bescheidenheit und Ursprünglichkeit in Fajã d' Água
Tanja ging es zwar besser, doch noch nicht gut genug. Sie würde auf der geplanten Wanderung fehlen. Heute stand der Standortwechsel von Vila Nova Sintra nach Fajã d'Água an, welchen wir grösstenteils zu Fuss hinter uns bringen wollten.
Um 09:00 Uhr standen wir mit all unserem Gepäck bereit für den Transfer zur "Perle der wilden Insel" im schönsten Tal Bravas. Was für eine Ansage – die Erwartungen waren entsprechend gross. Carlos, unser Fahrer, war pünktlich, musste jedoch noch ein paar Kommissionen erledigen. Die Artikel waren alle für Personen in Fajã d' Água, welche einen relativ langen Versorgungsweg hatten und entsprechend auf Lieferungen angewiesen sind. Er sagte mit einem Lächeln: "Wenn ich den Gefallen nicht nachgehe, bekomme ich auch keine Aufträge". Das war verständlich. Hier sind alle aufeinander angewiesen.
Nach nur fünf Minuten Autofahrt waren wir am Ausgangsort mit dem Namen Lomba Lomba. Die Kinder und ich sprangen aus dem Auto, nahmen Rucksack, Karte sowie das Roadbook und los ging es auf dem Schotterweg, hinein in das nebelverhangene Tal. Tanja und Carlos würden direkt zu unserer neuen Unterkunft, das Kaza di Zaza in Fajã d' Água fahren, und wir in etwa drei Stunden dazustossen.
Bereits nach kurzer Zeit lichtete sich der Nebel und wir hatten eine tolle Aussicht in das Tal und auf das Meer. Es ging steil bergab durch verwachsene Pfade, wo sich in den Sträuchern ganze Kolonien von Bananenspinnen aufhielten, ehe wir als erstes das verlassene Dorf Travessa passierten. Die Kinder wollten hier schon eine Essens-Rast einlegen. Hätten sie genug gefrühstückt, wären wir weitergekommen. Doch sie waren wie immer die Chefs…
Weiter ging es teilweise steil bergab auf dem sehr alten gepflasterten Eselsweg. Einige Stellen wurden von Erdrutschen heimgesucht und unterhalb von steileren Hängen lagen lose Steine und Felsbrocken herum. Hier musste definitiv mit Steinschlag gerechnet werden. Also schnell weiter. Doch es gab auch stark verwachsene Passagen, wo der Weg hindurchführte. Die Kinder nannten es dann Dschungel. Auf einigen Stücken musste ich Luca tragen, da das Gras und die Sträucher höher waren als er selbst.
Es folgte das ebenfalls verlassene Dorf Lavadura ehe wir auf dem steilen Serpentinenweg die Oase Lagoa erreichten. In dem kleinen Dorf lebten drei Familien (insgesamt 15 Personen), welche von der Landwirtschaft leben und ihre Produkte in Vila Nova Sintra verkaufen. Wir liefen unter Kokospalmen mitten durch ihre Häuser. Eine ältere Frau öffnete uns die Türe zum Dorfeingang, nachdem wir eine alte und ausrangierte Zuckerrohrpresse (Trapiche) begutachteten. Mit ihr wurde ehemals Grogue, der lokale Zuckerrohrschnaps, hergestellt.
Unter Mango- und Bananenbäumen führte unser Weg weiter. Immer runter in Richtung Meer. Nach zweieinhalb Stunden standen wir schliesslich auf der Promenade von Fajã d' Água. Emilias Schrittzähler zählte für diese Tour 6446 Schritte.
Unsere Unterkunft mussten wir erst suchen. Hier sind die Häuser meist nicht angeschrieben und Strassennamen gibt es auch keine. Dafür freundliche Menschen, welche gerne Auskunft geben.
Unser neues Zuhause für die nächsten zwei Tage lag herrlich etwas oberhalb der Bucht mit Sicht auf das Meer. Wir waren in zwei Gebäuden untergebracht. Eine einfache Hütte, wo Emilia und ich schliefen und eine Etage darunter in einem zweistöckigen Haus, in welchem Tanja mit Luca nächtigte. Die ganze Unterkunft war sehr, sehr einfach. Einen Schlafraum, eine Kochnische und ein Tisch mit zwei Stühlen. Dafür kamen das Flair und der Lebensstil der ursprünglichen Kapverden ungefiltert rüber.
Von unseren Terrassen aus hatten wir eine fantastische Aussicht auf die Bucht und der laue Wind am Abend entschädigte die brütende, feuchte Hitze, welche wir während des Tages ertragen mussten. Das Abendessen mussten wir bei Anna in der „Bar Dy Nos“ direkt an der Standpromenade vorbestellen, da es in diesem winzigen Ort keine Restaurants oder Geschäfte gab. Wir hatten Hühnchen mit Reis und Gemüse auf 19:00 Uhr bestellt. Neben uns waren noch ein Touristenpärchen und ganz viele Vierpfoter anwesend. Das Essen schmeckte wie bisher überall auf unserer Kapverden-Reise super.
Zurück zur Unterkunft ging es im Schein unserer Taschenlampen. Tanja und Luca gingen bald ins Bett und ich genoss mit Erik (Besitzer des Kaza di Zaza) noch einige Gläser seines selbst gemachten Maracujaweins, während Emilia mit den Hunden spielte. Schliesslich ging auch sie schlafen und ich lauschte noch bis spät in die Nacht den Geschichten über Brava und Eriks leben. Er war ein sehr guter Erzähler und das Ambiente seiner einfachen Wohnumgebung, das draussen sitzen unter dem freien Himmel bei einem Glas Wein, ein ganz tolles Erlebnis.
Freitag, 29. September 2017 – Nichtstun in Fajã d' Água
Emilia wachte um 08:00 Uhr auf. Sie "musste" Cleo, den Esel, füttern gehen. Seit wir im Kaza di Zaza angekommen sind, war sie wie vernarrt in das Tier. Sie pflegte, fütterte und streichelte sie pausenlos. Dazwischen kümmerte sie sich um die Hunde, speziell um Lazy, welche sie ebenfalls ins Herz geschlossen hatte. Sie war also beschäftigt und Luca der Assistent.
Ich erwachte mit einem Kater. Eventuell wäre ein Glas Wein weniger doch angebracht gewesen? Das Frühstück mussten wir uns selber zubereiten. Von Erik bekamen wir Brötchen, frische Eier von seinen Hühnern und ebenfalls frische Ziegenmilch. Weiter hatten wir Kaffee, Tee, Margarine, selbst gemachte Konfitüre und Orangensaft. Gefrühstückt wurde auf der Terrasse im lauen Wind und – ich wiederhole mich – mit toller Aussicht!
Die Kinder unternahmen anschliessend einen Spaziergang mit einem der Hunde und ich hatte Zeit, um ein wenig in meinem Tagebuch zu schreiben. Während der Tage kamen immer wieder so viele neue Eindrücke hinzu, dass fast keine Zeit da war, um diese zu verarbeiten, geschweige denn niederzuschreiben.
Nachdem sich Erik um die Ziegen gekümmert hatte, unternahmen wir alle zusammen einen Spaziergang zu den Badebecken beim stillgelegten Flughafen. Dabei durfte Emilia Cleo, den Esel, ausführen. Doch nach einigen störrischen Aktionen verging ihr bald die Lust und sie führte fortan Lazy mit einer selbst gebastelten Leine, welche uns ebenfalls begleitete.
Die natürlichen Becken der Bucht lagen wunderschön unterhalb von Felsklippen. Eine Treppe führte hinunter. An den Wochenenden wäre hier einiges los, erzählte Erik. Da würden die Einheimischen ebenfalls hinkommen, um zu baden und relaxen. Doch heute hatten wir die Bucht einige Stunden für uns alleine, ehe sich später ein paar Jungs in den mit Meerwasser gefüllten Becken vergnügten.
Nach einem kleinen Lunch aus unserer Tupperware Box, wanderten wir weiter zum still gelegten Flughafen. Dieser wurde in der Hochkonjunktur der Achtzigerjahre dank Europäischen Geldern und unter der Leitung von Deutschen Ingenieuren erbaut. Der Hintergrund bestand hauptsächlich darin, dass die Emigranten für Besuche eine angenehmere Anreise auf die Insel hatten. Schliesslich brachten sie ja das Geld ins Land. Doch das ganze Projekt wurde komplett falsch aufgegleist und umgesetzt. Der Hauptgrund für die Schliessung war, dass der Flughafen nordwestlich auf der Insel angelegt wurde. Flugzeuge konnten zwar an windstillen, schönen Sommertagen dort landen, doch die meiste Zeit und vor allem im Winter, herrschten dort unkontrollierbare, gefährliche Kreuzwinde, welche den Flugverkehr nicht zuliessen. Dazu kam, dass es schlichtweg zu wenig Interessenten an einer solchen Flugverbindung gab!
Zurück beim Kaza di Zaza mussten wir schon wieder unsere Taschen für die morgige Weiterfahrt nach Fogo packen. Das ständige Ein- und Auspacken war anstrengend und ging uns langsam auf die Nerven.
Den Abend verbrachten wir nochmals in der „Bar Dy Nos“ bei Anna. Weil es gestern so gut geschmeckt hatte, bestellten wir heute gleich nochmals dasselbe: Hühnchen, Reis, Pommes, Bohnensalat und eine Gemüseplatte. Dann ging es bald zurück in unsere Häuschen. Es würde eine kurze Nacht werden.
Samstag, 30. September 2017 – Goodbye Brava und leckeres Essen beim Italiener
Tagwache 05:15 Uhr! Erich half uns das Gepäck hinunter zur Bucht zu tragen. Die Elektrizität im Ort war ausgefallen und es war stockdunkel. Doch dies war keine Seltenheit hier. An der Promenade warteten wir noch einen Moment bis wir von weitem Carlos Bus die Küstenstrasse hinunterfahren sahen. Es war bereits schwülheiss. Nur ein laues Lüftchen half uns nicht gleich wieder einzuschlafen.
Die Autofahrt hoch nach Vila Nova Sintra und die anschliessende steile Fahrt hinunter zum Hafen von Furna war einmalig. Es wurde langsam Tag und aus den Lautsprechern von Carlos Bus drang kapverdische Musik (die ich mir sogar kopieren durfte – über 200 verschiedene Lieder!).
Wir waren zeitig dran und Carlos liess sich bei der Runterfahrt viel, viel Zeit. Er bremste im ersten Gang mit dem Motor und somit kamen wir mit relaxten 20 Stundenkilometern voran. Doch wir wussten ja die Hintergründe: Erstens plante Kapverden Wandern immer genügend Zeit für die Transfers ein (musste mal ein Rad gewechselt werden, so würde es noch locker auf das Schiff oder die Fähre reichen); zweitens – und dies beeindruckte mich viel mehr – war, dass die Pflasterstrassen derart schlecht für die Autoreifen waren, dass Carlos diese alle vier Wochen erneuern musste!
Am Hafen trafen wir auf ganz viele Schüler, welche auf den Schulbus warteten. Es dauerte nicht lange, bis weitere Passagiere für die Fähre ankamen. Das Gepäck wurde wieder auf einen Lastwagen geschmissen und anschliessend auf die Fähre verschifft. Wir gingen zu Fuss an Bord. Immer mit Blick auf den Hafen und die zahlreichen Fischer, welche an den Klippen standen, verliessen wir pünktlich um 08:00 Uhr den Hafen.
Die Überfahrt nach Fogo war zwar etwas welliger als beim letzten Mal, jedoch problemlos. Einzig Emilia hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Das kam vermutlich auch daher, dass wir noch nichts Richtiges gefrühstückt hatten. Nene, der inzwischen der auserkorene Lieblingsfahrer von Luca und Emilia war, wartete bereits hinter der Sicherheitsabsperrung. Bald erreichten wir das Hotel Santos Pina, welches nur wenige hundert Meter vom Hotel Beiramar (wo wir letztens wohnten) und in der Nähe des Fischmarktes lag.
Die Zimmer waren noch besetzt, so hatten wir erstmal Zeit, um uns am grossen Frühstücksbuffet zu verköstigen. Gegen 10:00 Uhr bezogen wir schliesslich die zwei Zimmer, welche durch eine Türe miteinander verbunden waren und über eine Klimaanlage verfügten! Nach den letzten schwül-heissen Tagen und Nächten war dies ein Geschenk!
Bis wir uns eingerichtet, geduscht und runtergekühlt hatten, war bereits wieder Mittagessenszeit. Auf der Hinfahrt hatten wir eine Pizzeria gesehen. Eine Abwechslung beim Essen würde uns guttun. Der Betreiber war auch wirklich ein Italiener. Schön eingerichtet mit Pizza, Pasta und frischem Gelato im Angebot. Heiss war es hier heute in São Filipe! In der Sonne kaum auszuhalten, im Schatten erträglicher und selbst in gut durchlüfteten Räumen lief einem der Schweiss immer noch den Rücken runter.
Tanja bestellte eine Fischsuppe, ich und die Kinder stillten unseren Hunger mit Lasagne. Endlich mal etwas anderes. Am Nachmittag schliefen wir alle in den angenehmen kühlen Zimmern. Das zeitige Aufstehen und die Wärme machten uns ganz schön schläfrig.
Am Abend suchten wir nochmals die Pizzeria auf, da uns das Essen am Mittag überzeugt hatte, wir unbedingt noch Pizza essen wollten (war nicht im Mittagsangebot) und sie zudem nahe gelegen war. Es war immer noch sehr heiss und der Caipirinha verdunstete bereits beim hinunterschlucken.
Sonntag, 01. Oktober 2017 – Am schwarzen Sandstrand von São Filipe auf Fogo
Es war ein weiterer Tag in der kleinen Ortschaft São Filipe auf Fogo. Im Frühstücksraum des Hotels Santos Pina trafen wir zufällig erneut auf den Touristen-Guide Fabio. Ihm liefen wir die letzten Tage bereits mehrmals über den Weg. Schon interessant wie man immer wieder die gleichen Menschen trifft. Er kam hierher um zu frühstücken. Er sagte, dass es hier für 500 CVE (ca. 5 Euro) ein verhältnismässig anständiges und günstiges Frühstück gibt.
Wir luden ihn ein, sich zu uns zu setzen, mit dem Hintergedanken, dass er etwas über das Leben hier erzählen würde. Natürlich tat er das, doch seine Fremdsprachenkenntnisse in Deutsch und Englisch waren leider (noch) nicht sehr ausgeprägt. An dieser Stelle sei gesagt, dass die meisten jungen Leute sich ihre Fremdsprachenkenntnisse hier selbst aneigneten. Zum Beispiel mittels dem Internet, Videos, Bücher, Fernsehen usw.
Er erwähnte immer wieder, wie schwierig es ist, als unabhängiger Guide an Aufträge zu kommen. Wir fragten ihn auch, was so ein Guide für einen Tagesausflug, z.B. auf den Pico mit allem Drum und Dran verdient. 8'000.- CVE so sagte er. Würde er über eine Agentur den Auftrag erledigen, wären nur etwa 4'000.- CVE drin.
Es war für ihn überhaupt nicht verständlich, wie die Agentur so viel für sich behalten konnte. Doch uns war schon bewusst, welche Arbeit bereits im Vorfeld anfällt, um für die Gäste alles zu planen. Das war bei uns ja nicht anderes. Unsere Planungsarbeiten begannen ja bereits ein Dreivierteljahr im Voraus! Ich möchte betonen, dass die Aussagen bzgl. dem Pauschalverdienst von ihm kamen – ob sie stimmen, weiss ich nicht.
Eindrücklich war auch seine Frage, ob wir für ihn irgendwelche deutschsprachigen Bücher für das Erlernen der Sprache hätten. Es ist schon lange her, dass ich an einem Ort war, wo die Leute so aktiv an Weiterbildung interessiert waren. Tanja hatte noch eine Zeitschrift aus dem Flugzeug, welche wir ihm mit auf den Weg gaben.
Nach dem Frühstück stiegen wir für einen Spaziergang am Strand hinunter zum Meer. Die See war zum baden zu gefährlich. Doch das Entlangschlendern auf dem schwarzen, feinen Sand und dem weissen, von den Wellen aufgeschäumten Meerwasser, war ein Traum. Fast alleine waren wir auf dem kilometerlangen schwarzen Sandstrand „Praia da Bila“ unterwegs. Natürlich mussten wir uns auch kurz ins Wasser legen. Die Sonne brannte ganz schön runter und der anschliessende Weg hinauf zum Hotel war jener einer Tortur gleichzusetzen. Doch das Stranderlebnis war einmalig.
Im Hotel gab es dann nach dem duschen und packen ein leckeres Mittagessen. Spaghetti für Luca, Pommes für Emilia und Tanja und ich teilten uns Crevetten an Knoblauchöl sowie einen ganzen und wunderbar zubereiteten Garoupa-Fisch (Juwelenbarsch). Wie bereits erwähnt, sind die Fremdsprachenkenntnisse der Einheimischen oftmals sehr bescheiden und so auch diejenigen der Hotelmitarbeiter. So staunten wir nicht schlecht, dass die Crevetten bei englischer und spanischer Bestellung aus waren. Als der Keller aber wieder mit der portugiesischen Menükarte kam, bestellten wir das gleiche nochmals und lustigerweise gab es nun die Crevetten in Knoblauchöl.
Dann war es auch schon wieder Zeit die Reisetaschen zu packen. Der Transfer zum Flughafen war um 16:00 Uhr. Die Fahrt dauerte gerade einmal 10 Minuten. Als wir dort ankamen wurden wir für den Security-Check rausgepickt und unsere Taschen genauestens durchsucht. Nach dem Check-in wurde schon bald der Flug ausgerufen und wir standen mit den anderen Passagieren gemeinsam in der Warteschlange.
Der Rückflug nach Praia verlief problemlos. João wartete bereits beim Flughafenausgang auf uns. Als wir all unser Gepäck eingeladen hatten, fuhren wir zum Hotel Santa Maria, welches sich im Bezirk „Platô“ im Zentrum von Praia befand. Wir konnten auf der Fahrt eindrücklich mitverfolgen, wie die Sonne als grosse, orangene Kugel hinter den Bergen von Santiago unterging.
Das Hotel Santa Maria befand sich inmitten der Fussgängerzone von Praias Neustadt. Zahlreiche Geschäfte, Restaurants und Hotels säumten die autofreie Promenade. Die Unterkunft war modern und schön eingerichtet, unsere zwei Zimmer jedoch so klein, dass das Gepäck neben den Betten kaum Platz fand. Hier bekamen wir auch unsere vierte Reisetasche, welche wir vor einer Woche im Gepäckraum deponiert hatten, zurück. Auf den morgigen Flug auf die Insel Maio würden wir all unsere Gepäckstücke mitnehmen.
Nachdem das ganze Gepäck im Zimmer einen Platz fand, brachen wir auf, um die Innenstadt ein wenig zu erkunden. Bereits neben dem Santa Maria befand sich eine kleine Bar mit einem Street-Fastfood-Restaurant und rhythmischer Kapverden-Musik. Hier gönnten wir uns erst einmal einen Caipirinha mit Maracujasaft und die Kinder ein Sprite.
Bei der anschliessenden Restaurantsuche waren wir nicht so erfolgreich. Zahlreiche und empfohlene Restaurants waren geschlossen, da Sonntag war. Wir entschieden uns dann für das Avis, doch überzeugt hatte uns weder das Essen noch der Service. Die ganze Familie war müde und freute sich auf die Betten.