Städtereise St. Petersburg
Tag 2
Samstag, 8. Juni 2013
Tanja und ich teilten uns ein kleines Bett in einem eigenen Zimmer. Olya hatte ihren eigenen Raum. Ich schlief wie ein Murmeltier trotz der Helligkeit draussen. Um diese Jahreszeit sind hier die bekannten White Nights, an denen es nie ganz dunkel wird. Selbst als wir gestern um 23:30 Uhr ins Bett gingen war es draussen noch taghell.
Helena hatte das Frühstück mit frischen Pfannkuchen für uns bereits hergerichtet. Zu viert sassen wir in der kleinen Küche und genossen den Morgenkaffee. Helena hatte auch ein Lunchpaket mit russischen Pizzastücken und Äpfeln für uns vorbereitet. Wir wurden wie eigene Kinder versorgt. Schon nach dem ersten Tag zeigte sich die unglaublich Gastfreundschaft der Russen.
Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir schliesslich für den ersten Ausflug los. Unser Ziel war Puschkin (ehemals Zarskoje Selo genannt), eine Ortschaft 25 Kilometer ausserhalb von Sankt Petersburg, wo der berühmte russische Nationaldichter und Begründer der modernen russischen Literatur einst lebte. Dort ist auch das berühmte Bernsteinzimmer zu sehen. Beim Moscow-Prospekt wechselten wir dazu die Linie, ehe wir eine Stunde später die schönste Zarenresidenz Russlands erreichten.
Das sommerliche Wetter lud geradezu auf einen Spaziergang im prächtigen Katharinagarten ein. So flanierten wir im königlichen Anwesen umher, ehe wir vor einem aufkommenden Gewitter Schutz suchten. Doch nun war es bereits zu spät in den Katharinenpalast mit dem Bernsteinzimmer hineinzugehen, denn diese Idee hatten auch andere Leute und wir hätten sicherlich ein bis zwei Stunden angestanden. Daher entschieden wir uns, nach einem Bummel in den überteuerten Souvenirständen mit dem Bus wieder zurück ins Zentrum zu fahren. Unterwegs assen wir noch unser Lunchpaket, ehe wir den Nevsky Prospekt, dem Hauptplatz von St. Petersburg, erreichten.
Spontan traten wir hier einer Sightseeing-Bootsfahrt auf dem Kanalsystem der Stadt bei. Mit zahlreichen anderen Booten tuckerten wir rund eine Stunde quer durch St. Petersburg und begutachteten die Stadt vom Wasser aus, welche darin geboren zu sein scheint. Im Wasser der Newa, ihrer Arme und Kanäle spiegeln sich die Fassaden der Paläste: „Venedig des Nordens“ wird die Stadt, die 70 Jahre lang Leningrad hiess, genannt. Doch Petersburg hat sich im Vergleich zum fast schon vergessenen Leningrad wesentlich verändert. Es ähnelt heute einem Mosaik europäischer Städte mit russischen Farbtupfern und überflügelt an Pracht alle anderen Städte Russlands.
Als wir wieder an Festland waren, schauten wir uns den Nevsky Prospekt ein wenig genauer an und relaxten anschliessend in einem der zahlreichen Restaurants an der Strasse. Als nochmals der Hunger kam, führte uns Olya in den russischen "Mc Donald", dem Teremok. Es gab da zwar keine Burger, doch dafür sämtliche Fastfoodspeisen als Crêpe.
Wieder zurück in Helenas Wohnung, genossen wir erst mal eine kühle Dusche. Zum Abendessen gönnten sich Olya und ich zu rohem Lachs, frischem, leckeren Salat und Dillkartoffeln eine Büchse Baltika Nr. 7 (russisches Bier) im 1-Litermass. Danach liess es sich gut schlafen.