Sonntag, 11. April 2021 - Etappe 3: Nussbaumen - Bülach (29 km)
Ich startete um 09:00 Uhr nach dem "Breakfast for one". Es ist schon ein ungewohntes Gefühl, der einzige Gast in einem grossen Hotel zu sein. Vermutlich für beide Parteien. Nichtsdestotrotz war ich froh, dass es geklappt hat.
Zurück an der Limmat, steuerte ich das Zentrum von Baden an. Vorbei an Enntebaden über die "Schiefe Brücke, vorbei am riesigen Casino und der Reha Klinik, erreichte ich bald das mächtige Eintrittstor, welches mir Einlass in die historische Badener-Innenstadt gebot.
Ich war fasziniert von diesem ursprünglichen Ort und nahm mir vor, hier wieder mal hinzukommen, um in der Altstadt zu flanieren und in einem der zahlreichen imposanten Hotels zu nächtigen. Bestimmt konnte man hier auch gut Essen.
Mein Blick galt auch dem auffallenden Grat des Lägern auf der anderen Seite der Limmat. Direkt von Baden aus würde meine geplante Gratwanderung auf dem Jura-Höhenweg nach Regensberg starten. Obwohl direkt in Stadtnähe, würde ein rot-weisser Wanderweg von hier starten. Unglaublich aber war!
Die imposante und sehr abwechslungsreiche Wanderung führte mich also über den östlichsten Ausläufer des Juras. Die rot-weisse Zuordnung war nicht übertrieben. Tatsächlich gab es immer wieder exponierte und ausgesetzte Stellen, an welchen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit zwingend erforderlich waren (T2).
Für jemanden wie mich mit Bergerfahrung eine spassige Angelegenheit. Doch sah ich unterwegs den ein oder anderen Wanderer, welcher auf allen vieren den schmalen Grat "entlangging". Doch vermutlich war ein Sonntag wie heute auch kein geeigneter Wochentag, um diese Tour zu machen.
Entweder es war das schöne Wetter oder die Corona-Zeit. Doch an diesem Tag waren Herrschaften von Leuten unterwegs. Spätestens beim Ausflugsrestaurant Lägern-Hochwacht kamen alle zusammen und verköstigten sich am Take-Away Stand. Auch ich konnte nicht widerstehen und kaufte mir für sage und schreibe 4.50 Fr. eine komplett überteuerte Coca-Cola.
Sofort verliess ich das dortige Ramba-Zamba wieder und schritt strammen Schrittes weiter. Bei der eindrucksvollen Radarstation Lägern (842m) hielt ich jedoch nochmals kurz inne und schaute mir das architektonische Kunstwerk in der Form eines Fussballs genauer an. Der Radar dient der funktechnischen Ortung und Vermessung des Flugverkehrs. Ja, der Flughafen Zürich war nicht weit entfernt.
Auf dem Weg zum antiken Städtchen Regensberg schweifte mein Blick immer wieder in die südlich gelegenen Berge. Die Schneepracht von Vrenelisgärtli, Tödi, klein & gross Mythen, Fronalpstock etc. glitzerten in der Sonne und auch der nah gelegene Uetliberg zeigte sich zusammen mit dem Zürichsee von seiner schönsten Seite.
Faszinierend fand ich das grossartig, auf dem Felshügel erbaute Regensberg. Im Internet hatte ich einen Bericht gelesen, wo der Autor dies als "schmuckes Örtchen" bezeichnet. Ich denke, diese Bezeichnung passt ganz gut.
Nun ging es steil runter bis Dielsdorf, weiter dem Fischbach entlang, bis dieser schliesslich in die Glatt mündete. Somit ging ich die letzten Tage vier namhaften Schweizer Flüssen entlang: Rhein, Aare, Limmat und Glatt.
Als mein heutiges Tagesziel hatte ich Bülach ausgewählt. Dies mit der Absicht, meine Streckenwanderung für ein paar Tage zu unterbrechen. Von Bülach aus hatte ich gute Verbindungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Denn es war so, dass der Wetterbericht für die nächsten Tage Schneeschauer, Regen und keine Sonnenstunden meldete. Mit Tageshöchsttemperaturen von 5 Grad Celsius wollte ich nicht wandern. Ein wenig "Genuss" musste da schon mit dabei sein!
Zudem schmerzten meine Füsse bereits. Dies, obwohl ich die gleichen Schuhe für das Weitwandern wie immer dabeihatte. War es das Alter oder die Zürcher Wanderwege, welche für einen Basler härter zu beschreiten waren?
Ich musste mir die Frage nicht beantworten. Denn noch bevor ich zu Hause ankam, regnete es aus Kesseln und am nächsten Morgen lagen 10 cm Schnee vor der Haustüre. Es war also die richtige Entscheidung ;-)