Hangendgletscherhorn 3292m

Dominik organisierte diese Tour im Vorfeld im Alleingang. Von dem komisch klingenden Horn hatte ich zuvor noch nie was gehört und überhaupt… egal wo er hinwollte, ich wollte einfach mal wieder über den Gletscher in die Höhe gehen und war mit allem zufrieden. Entsprechend überrascht war ich schliesslich, als wir in das abgelegene Ürbachtal bei Innertkirchen abbogen. War ich doch erst kürzlich auf meinem Bärentrek auf der anderen Talseite im Reichenbachtal. Hier, ganz am Ende des Tales befand sich also unser Wochenendziel.

Samstag, 27. Juli 2013

Gerade mal zwei Kilometer trennen die beiden Täler voneinander. Dazwischen türmen sich die eleganten Engelhörner, welche majestätisch auf dem Kamm thronen und zu Beginn unserer Wanderung immer wieder unsere Blicke an sich zogen. Schon lange wollte ich da Klettern gehen, jetzt stand unser Auto auf dem Parkplatz Mürvorsess, nahezu 2000Hm unter der fast senkrechten Felswand.

Aufstieg zur Gaulihütte.
Aufstieg zur Gaulihütte.

Unser Tagesziel war die Gaulihütte auf 2205m, welche auf einem gut ausgebauten Bergweg zu erreichen war. Da wir heute sowieso nichts Besonderes mehr vorhatten, liessen wir uns für die 1300 Höhenmeter reichlich Zeit und genossen die tolle Aussicht auf die umliegenden Berge.

Blick auf die Engelhörner. Links der Dossen.
Blick auf die Engelhörner. Links der Dossen.

Für den Hüttenzustieg (es gibt zwei Zustiegswege) wählten wir den Weg über Pt 2216, welcher uns zusätzlich tolle Impressionen auf den gegenüberliegenden Bergkamm und den Mattenalpsee bot. Den Rest des Nachmittages verbrachten wir mit Sünnele und Biertrinken und nach dem Abendessen ging es wie immer auf Hochtouren früh ins Bett.

Traumhafter Hüttenzustieg.
Traumhafter Hüttenzustieg.

Sonntag, 28. Juli 2012

Eigentlich habe ich auf Berghütten kein Problem mit dem Schlafen. Doch dieses Mal konnte ich kein Auge zumachen. Ständig musste jemand aufs WC und draussen schlug der lauwarme Föhnwind dauernd die Läden gegen die Fenster. Es dauerte für mich eine Ewigkeit bis es 04:00 Uhr wurde, doch dann ging es endlich los.

Uns geht es gut!
Uns geht es gut!

Als wir nach dem Frühstück um 04:30 Uhr starteten, taten wir dies im T-Shirt. Der Föhn war so warm, dass wir bis zum Gletscher kurzärmlig aufsteigen konnten. Nun wusste ich auch, weshalb ich in der Nacht keine Ruhe fand, das Wetter hatte wohl seine Einflüsse auf meinen Kopf.

Beim Aufstieg. Der Tag bricht an.
Beim Aufstieg. Der Tag bricht an.

Als um 05:30 Uhr langsam der Tag anbrach und es hell wurde, war auf der anderen Talseite bereits eine Schlechtwetterfront auszumachen. Kurze Zeit später trug der Wind schon die ersten Regentropfen herüber.

Hier geht's hoch. In der Bildmitte der Vorgipfel des Hangendgletscherhorns.
Hier geht's hoch. In der Bildmitte der Vorgipfel des Hangendgletscherhorns.

Wir entschlossen uns trotzdem weiterzugehen und uns ein Bild von der Lage zu machen wenn es ganz hell wurde. Dies war schliesslich auch die richtige Entscheidung, denn… auf unserer Talseite war blauer Himmel, auf der anderen dunkle Wolken :)

Auf Fels und Eis.
Auf Fels und Eis.

Wir kamen gut vorwärts. Stetig ging es auf der perfekten Schneedecke aufwärts. Die Verhältnisse waren so gut, dass wir vom Pt 2724 fast eine gerade Linie bis zur Steilstufe des Hangendgletschers nehmen konnten.

Auf dem Grat.
Auf dem Grat.

Auch den steilen Schlussaufstieg auf den Ostgrat konnten wir mühelos über den kompakten Schnee meistern. Hier legten wir die Steigeisen schliesslich ab und kletterten am kurzen Seil über die Krete (II) bis zum Gipfelkreuz (Aufstiegszeit 3:40h).

Noch ein wenig die Krete Hochklettern, dann ist's geschafft!
Noch ein wenig die Krete Hochklettern, dann ist's geschafft!

Der Abstieg erfolgte auf dem gleichen Weg, nur dass wir die Schneefelder, welche wir mühsam erklommen hatten nun elegant auf den Bergschuhen heruntergleiten konnten. Eine spassige, knieschonende Angelegenheit, denn schliesslich lagen heute stolze 2‘500 Höhenmeter Abstieg vor uns.

Gletscherseelein beim Abstieg.
Gletscherseelein beim Abstieg.

Zurück auf der Gaulihütte assen wir erst mal zu Mittag, um uns für die restlichen 1325 Höhenmeter Abstieg zu stärken. Der Weg zog sich in die Länge und wir waren froh – wir waren bereits 11 Stunden unterwegs – als wir den Parkplatz in Mürvorsess erreichten. Dort kühlten wir erst mal in einem kalten Brunnen unsere schmerzenden Füsse.

Nach der Tour ist vor der Tour. Verdientes Fussbad nach dem Abstieg.
Nach der Tour ist vor der Tour. Verdientes Fussbad nach dem Abstieg.

Da wir nicht so verschwitzt zu Hause ankommen wollten, verliessen wir in Sarnen die Autobahn und nahmen im Sarnersee noch ein erholsames Bad. Doch dann ging es nach Hause; das kuschelige Bett wartete bereits!

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