Klettern im Bächlital

Unterwegs im Klettermekka Bächlital mit dem Versuch, den grossen Diamantstock zu bezwingen.

Die Hüttenpaschas
Die Hüttenpaschas

Samstag, 18. Oktober 2014

Um 10:00 Uhr trafen Dominik und ich beim Grimsel Hospiz auf 1960m ein. Wir parkierten den Bus unterhalb der Staumauer des Grimselsees. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Trotzdem es bereits Mitte Oktober war herrschten angenehme Temperaturen.

Das Bächlital in seiner ganzen Schönheit!
Das Bächlital in seiner ganzen Schönheit!

Den Aufstieg zur Bächlitalhütte kann man fast nicht verfehlen. Zur Hauptsaison müssen hier wohl viele Bergwanderer und Kletterer vorbeikommen. Dies ist jedoch nur verständlich, denn die Natur auf dem Weg dahin ist einmalig und genial. Dem Bächlisbach folgend, erreicht man nach rund 500 Höhenmetern das breite, offene Bächlital mit den umliegenden Bergketten und am Ende den wuchtigen Bächligletscher.

Es ist wirklich ein Erlebnis im komplett flachen Hochtal dem niedrigen Wasserlauf dem Berg hinauf zu folgen. Die Gegend präsentiert sich wie irgendwo in den nordischen Ländern. Wir könnten uns hier in Island, Norwegen oder Schweden befinden.

Auf an die Kletterwände (im Hintergrund)!
Auf an die Kletterwände (im Hintergrund)!

Dem Kletterer fallen dabei bald die Kletterspots (Diamant, Platten, Schwarzwälderplatte etc.) auf, welche unterhalb passiert werden. Die Bächlitalhütte wurde protzig auf einer Erhebung am mittleren Talende erbaut. Majestätisch präsentiert sie sich über dem Tal.

Was für ein geiler Riss!
Was für ein geiler Riss!

Nach einem kurzen steileren Anstieg waren wir auch schon dort angelangt. Seit dem letzten Wochenende war sie nicht mehr bewirtet. Wir mussten also wie circa 10 andere Gäste selber kochen. Doch noch waren wir alleine und wir machten es uns in Liegestühlen in der wärmenden Sonne bequem. 

Auf dem Abstieg. Wir geniessen die Abendsonne.
Auf dem Abstieg. Wir geniessen die Abendsonne.

Eigentlich hatten wir keine Lust zum Klettern, aber etwas unternehmen mussten wir schon noch! Wir entschieden uns für eine einfachere Route und wählten den „Albis Weg“ im Sektor Beach aus. Der Einstieg war leicht zu finden. Bald waren wir in der ersten der sechs Seillängen (4a, 4c, 5b+, 5a, 5a, 5c).

Oben angekommen genossen wir die untergehende Herbstsonne, ehe wir zurück zur Hütte abstiegen. Zum Abendessen gab es Spaghetti mit Tomatensauce, Käse und Rotwein.

Weitere Fotos vom Samstag, 18. Oktober 2014

Sonntag, 19. Oktober 2014

Für heute und als Saisonabschluss hatten wir uns die Grattour auf den grossen Diamantstock vorgenommen. Doch mit unserer Planung machten wir bereits am Morgen den ersten Fehler… wir starteten zu spät. Wir waren von unseren Fähigkeiten so überzeugt, dass diese Tour ein genussvolles Erlebnis werden würde, an welchem wir nicht an unsere Grenzen kommen würden. Doch wir hatten uns getäuscht.

Das Herbstwetter war prächtig und die aufgehende Sonnte liess die Berge in einem goldenen Kleid erscheinen. Über den Bächligletscher erreichten wir langsam die „Undri Bächlilicken“ (2746m), wo sich der Einstieg in den Ostgrat befand. Als dritte und letzte Seilschaft starteten wir die erste Seillänge kurz vor 09:00 Uhr. Sie stellte mit der Bewertung 4c die Schwierigste dar. 

Die ersten zwei Seillängen auf den Grat des Diamantstocks.
Die ersten zwei Seillängen auf den Grat des Diamantstocks.

Wir kamen nur langsam vorwärts. Immer wieder mussten wir nach dem Weg suchen. Es gab ganz wenige Bolts; pro Seillänge etwa zwei oder drei. Stände existierten ebenfalls nicht massig oder wir fanden sie nicht. Aber schliesslich war dies ja auch eine alpine Tour und daher eigentlich toll, wenn man selber etwas bauen darf.

Olli im Reitersitz :-)
Olli im Reitersitz :-)

Doch irgendwie ging das immer auf Lasten der Zeit. Zudem hatten wir weder Friends noch Keile mit uns, um zusätzliche Sicherungen vorzunehmen. Mit fortgeschrittener Zeit fühlten wir uns unsicherer und das Klettern fiel uns immer schwerer. Auch in der Seilpartnerschaft stimmte es nicht mehr und wir diskutierten unnötiges Vorgehen oder die geeignete Wegwahl, welche wir einschlagen sollten.

Entscheidung getroffen: Wir benutzen den Notausstieg.
Entscheidung getroffen: Wir benutzen den Notausstieg.

Als die Uhr gegen Mittag zeigte und wir noch nicht da waren, wo wir eigentlich sein wollten, begannen wir uns ernsthaft zu fragen, ob wir überhaupt noch bis zum Gipfel gehen sollten. Die Vernunft siegte und wir beschlossen, über den zweiten Notaussieg fünf Seillängen vor dem Gipfel abzuseilen.

Einfach eine faszinierende Landschaft!
Einfach eine faszinierende Landschaft!

Bis dahin würden wir es problemlos schaffen, noch vor der Dunkelheit (es war ja schon Mitte Oktober) beim Auto am Grimselpass zu sein. Diesen Plan setzten wir schliesslich auch um. Nach zweimal Abseilen erreichten wir das (rutschige) Schneefeld auf der Südseite des Grates, auf welchem wir schliesslich wieder die Aufstiegsspur von heute Morgen erreichten.

Ein wenig enttäuscht über den misslungenen Saisonabschluss erreichen wir erst die Bächlitalhütte, wo wir die restlichen Spaghetti vom Vorabend verspeisten, und danach wieder unser Auto auf dem Grimsel Hospiz.

Der Blick zurück.
Der Blick zurück.

Noch lange beschäftigte mich diese Tour. Woran lag es, dass wir nicht erfolgreich waren. Zum Abschluss hier einige Erkenntnisse:

  • Im Oktober hat man nicht mehr die gleiche Anzahl Sonnenstunden wie im Sommer
  • Bessere Vorbereitung hätte nicht geschadet
  • Dann hätte ich auch die Friends und Keile eingepackt
  • The early bird catches the worm!
  • Fällt die Seilschaft ins Ungleichgewicht, ist dies schwierig zu korrigieren
  • Ist die Unsicherheit über die eigenen Fähigkeiten erst mal da, geht sie so schnell nicht wieder.

Doch steht’s zu beachten gilt: Es ist nicht jener ein guter Bergsteiger der den Gipfel erreicht, sondern jener, welcher wieder unversehrt nach Hause kommt! 

Weitere Fotos vom Sonntag, 19. Oktober 2014