Weissmies 4023m (Walliser Alpen, Schweiz)

Ein neuer Sommer, eine weitere Bergtour. Darauf haben wir - Tanja, Steffi, Alex und ich - uns gefreut und nach einem möglichen Ziel gesucht. Der Weissmies ist sicherlich einer der einfachsten und vielbegangensten 4000er der Schweiz. Unternimmt man allerdings eine Überschreitung über den alten Normalweg von Süd-/Südosten via Almageller Hütte vor, so bietet die Tour alles was das Bergsteigerherz begehrt: schöne Wanderwege, einfache Blockkletterei, einen schmalen Grat zum Gipfel und eine grosse Eiswüste im Abstieg.

Aufbruch am Morgen (Almagellerhütte)
Aufbruch am Morgen (Almagellerhütte)

Anreise und Aufstieg

Samstag, 17. Juli 2010

Emilia wurde dieses Wochenende bei meinen Eltern untergebracht. Wir gaben auch ein kleines aufblasbares Schwimmbecken mit. Es soll heiss werden. Uns freut es, auch wenn wir Mütze und Handschuhe anstelle von Badesachen einpacken. Es wird Tanja’s erste Bergtour nach der Schwangerschaft werden. Demensprechend haben wir eine technisch einfache Route bestimmt.

Steffi und Alex trafen wir auf dem Weg ins Wallis. Ab dem Kandertal fuhren wir in einem Auto weiter, verluden schliesslich in Kandersteg und waren wenig später im Saastal. Hier nahmen wir die Gondelbahn über den Kreuzboden (2397m) und weiter zur Glaskiste Hohsaashaus (3101m). Nach einer kleinen Stärkung starteten wir unsere Rundwanderung.

Tagesziel war die Almageller Hütte (2860m), welche man über einen angenehmen Höhenwanderweg mit fantastischem Panorama erreichen konnte. Bei der Almagelleralp (2194m) wechselten wir dann auf den Säumerweg mit dem Steilaufstieg kurz vor der modernen, jedoch klassisch aussehenden SAC Berghütte (3,5h mit Pausen).

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Die Überschreitung

Sonntag, 18. Juli 2010

Rückschauend auf den Abend und die Nacht kann ich mich nicht mehr an viel erinnern. Die Hütte hatte Vollbelegung und vor dem Einnachten hatte es kurz geregnet. Dies war am Tag danach jedoch vergessen. Die Nacht war dunkel und klar. Die zahlreichen Seilschaften vor uns zeichneten eine Leuchtspur in die Finsternis und am Himmel funkelten die Sterne.

Es war 04:30 Uhr als wir losliefen. Geheimnisvoll brach über den herumliegenden Bergspitzen die Morgendämmerung ein. Das Panorama und die Farbenspiele der Sonne waren sagenhaft. Die anderen Seilschaften ignorierten wir und auch die Route passten wir an. Wir kletterten direkt auf dem Südostgrat, was unverständlicherweise die wenigsten taten. War hier doch fantastischer Fels, wo man sich austoben konnte :-)

Kurz vor 11:00 Uhr standen wir auf dem Vorgipfel. Hier lag nochmals eine wunderschöne Schlüsselstelle vor uns: Ein schmaler Firngrat zwischen den Gipfeln. Doch diese war mit Vorsicht, Konzentration und Gehen am kurzen Seil ebenfalls kurzum erfolgreich gemeistert worden.

Nun standen wir auf dem höchsten Berg im nordöstlichen Teil der Walliser Alpen und genossen bei milden Temperaturen die Aussicht: Im Süden Portjengrat, Stellihorn und Monte Rosa. Im Westen der ganze lange Gratkamm über Strahlhorn, Rimpischhorn, Allalinhorn, Täschhorn, Dom, Nadelgrat und natürlich der vor zwei Jahren bestiegene Alphubel. Im Norden zeigte sich uns das nahe Lagginhorn und die Berner Alpen, im Osten schauten wir ins Zwischenbergen- und Laggintal sowie in die Ferne bis Engadin und Bernina.

Der Abstieg auf der Normalroute zurück zum Hohsaashaus (3101m) erwies sich schwieriger als erwartet. Zum einen war es erdrückend heiss, Tanja verspürte starke Knieschmerzen und etliche Brücken und Spaltenverschneiungen waren bereits eingebrochen. Wir mussten so schnell als möglich runter. Doch mit Tanja’s Knie ging’s nur sehr langsam vorwärts. In der Zwischenzeit konnte sie es nicht mehr biegen.

Eine Stelle der Normalroute war auf Grund der hohen Temperaturen der letzten Tage bereits eingebrochen und musste mühsam mit Sicherung an einer Eiswand entlang umgangen werden. Doch dann hatten wir es geschafft. Endlich wieder Fels unter den Füssen. In der Ferne krachten Eisblöcke runter. Wir waren froh wieder in Sicherheit zu sein. In der Zwischenzeit war es bereits halb zwei Uhr geworden und Bergsteiger hatten nichts mehr auf dem Gletscher zu suchen.

Zurück ging es wie angereist. Groggy und mit einem "roten Grind" ging es am Abend ins Bett. Hoffentlich schläft auch Emilia durch ;-)....

Orientation

Weissmiespanorama
Weissmiespanorama
Aufstiegsroute
Aufstiegsroute
Abstiegsroute
Abstiegsroute
Fernansicht der Umgebung
Fernansicht der Umgebung
Hüttenzustieg
Hüttenzustieg

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