Vrenelisgärtli 2904m

Hochtour auf das Glärnischmassiv mit Tanja, Melanie und Dominik

Kurz vor dem Glärnischfirn
Kurz vor dem Glärnischfirn

Samstag, 11. August 2012

Mit einem Glarner stand mal eine Hochtour in einer anderen Region an. Unsere Fahrgemeinschaft startete in Rheinfelden und führte uns nach Glarus. Von da bogen wir ins Klöntal ab und fuhren hinauf zum Ende des Klöntalersees. Hier parkten wir das Auto und assen im Gasthaus Klöntal Plätz zu Mittag. 

Und los gehts. Beim Parkplatz bei Plätz.
Und los gehts. Beim Parkplatz bei Plätz.

Um 14:30 Uhr ging es dann bequem mit dem Alpentaxi nach Chäseren (1272m). Erst hier starteten wir die Wanderung hinauf zur Glärnischhütte auf 1990m. Bei gemütlichem Gehen im Sonnenschein erreichten wir die Hütte schliesslich nach zwei Stunden.

Im "Alpentaxi"
Im "Alpentaxi"

Mit einem kühlen Panaché auf der Sonnenterasse überbrückten wir die Zeit bis zum Abendessen. Dann schmiedeten wir die Pläne für den morgigen Aufstieg.

Die Mädels im Aufstieg
Die Mädels im Aufstieg

Nach dem prächtigen Sonnenuntergang gingen wir bald Schlafen; wie bei jeder Hochtour würde es morgen sehr früh losgehen.

Ausblick von der Glärnischhütte
Ausblick von der Glärnischhütte

Sonntag, 12. August 2012

04:30 Uhr war Tagwache. Unzählige Seilschaften zogen sich an, packten die Rucksäcke und verpflegten sich am Frühstücksbüffet. Das erwartete Gedränge blieb aber glücklicherweise aus.

Olli auf dem Fels der König der Löwen. Der Tag bricht an.
Olli auf dem Fels der König der Löwen. Der Tag bricht an.

Als wir um 05:15 Uhr losliefen, hellte der Himmel bereits auf. Noch vor dem Glärnischfirn konnten wir die Stirnlampen ausschalten. Bald montierten wir den Klettergurt und die Steigeisen. Nun ging es auf dem Blankeis weiter, immer hoch, der grossen weissen Gletscherkuppel am Horizont entgegen.

Auf dem Glärnischfirm.
Auf dem Glärnischfirm.

Nach knapp drei Stunden erreichten wir die Abseilstelle auf dem Schwandengrat (2860m). Dort angekommen war eine dreier Seilschaft am abseilen, zwei weitere warteten. Allerdings hatten einige Probleme mit der Kletterei und so entschlossen wir uns die Aufstiegsroute zum runterklettern zu nehmen. Das war zu diesem frühen Zeitpunkt noch möglich, da noch keine Wanderer vom Gipfel zurückkamen. Der Abstieg funktionierte problemlos und so konnten wir die drei Seilschaften schnell überholen und mussten nicht warten.

Vom Grat zum Gipfel des Vrenelisgärtli brauchten wir nur noch 45 Minuten. Der Grat war komplett schneefrei und so kamen wir gut voran. Als wir um 09:00 Uhr am höchsten Punkt ankamen, waren wir sogar alleine! Was für eine angenehme Überraschung. Doch die Horden liessen nicht auf sich warten. Kurze Zeit später war der Gipfel mit weiteren Bergsteigern „dekoriert“.

Blick auf den Schwändigrat. Dahinter der Gipfel des Vrenelisgärtli
Blick auf den Schwändigrat. Dahinter der Gipfel des Vrenelisgärtli

Um 09:20 Uhr traten wir den Rückweg an. Über den Schwändigrat zurück zur Kletterstelle und dann über die lange Gletscherzunge hinunter zum Bergweg, welcher uns zurück zur Glärnischhütte führte.

Die Kletterstelle
Die Kletterstelle

Nach einer Verschnaufpause im Liegestuhl an der Sonne, stiegen wir weiter bis Chäseren ab. Nach einem Bierchen, fuhr auch bald schon das Alpentaxi, welches uns mit acht anderen abstiegsfaulen Wanderern hinunter zum Klöntalersee fuhr.

Gipfelaufstieg
Gipfelaufstieg

Nach einem erfrischenden Fussbad im Rossmatter Chlü ging es dann langsam mit dem Auto wieder heimwärts. 

Die Gipfelglocke
Die Gipfelglocke

Der Bekanntheitsgrad und die relativ einfache Anreise zum Glärnisch zieht entsprechend auch die Massen an. Eine Gletschertour in so tiefer Höhenlage ist zudem schon fast eine Seltenheit. Um alleine an diesem Berg unterwegs zu sein, sollte man unter der Woche hinreisen. Aber leider kann das ja nicht jeder.... Trotzdem, Vrenelisgärtli ist dank dem grandiosen Panorama unbedingt eine Begehung Wert!

Obligates Gipfelfoto
Obligates Gipfelfoto

«DS VRENELISGÄRTLI» (SAGE)

Von weitem ist die höchste Erhebung von Schwanden, der 2900 m hohe Berg «Vrenelisgärtli», sichtbar. Insbesondere das weisse, hell leuchtende Schneefeld ist von Zürich her gut erkennbar, und mancher auswärtige Glarner hat schon wehmütig hinaufgeschaut. Zum Namen des Berges und zu diesem Schneefeld entstand folgende Glarner Sage in ursprünglicher Mundart:

 

«Es isch emal en übermüetigi Jumpfere gsii, de hät Vrine gheisse. De hät gmeint, si chäm zoberscht uffem mittlere Glärnisch e Garte mache. D’Lüüt händ si gwarnet und händ züenere gseit: ‹Me törf de Härrgott nüd versueche!› Si aber hät gseit: ‹Und ietz guuhn i ztratz ufe, sig’s em Härrgott lieb oder leid.› Due ninnt de Jumpfere, es isch e bäumig starchs Meitli gsii, e grosses chüpferigs Sännechessi übere Chopf, as si nüd nass wärdi, wänn’s chäm gu schniie. Wo si aber dobe gsii isch, hät’s äso raass afuh fogge, as d Vrine ds Chessi vor Schweeri gar nümme hät chänne abzieh. Dr nass, schwäär Schnee hät das Meitli z’Bode truggt, und es isch ganz igschniit worde.

Me gsieht uffem mittlere Glärnisch ietz nuch vu wiit ummen e chliis viergeggets Schneefäld. D’Lüüt säged dem ds Vrenelisgärtli, wil de übermüetig Gärtneri drunder begrabe liit.»

Auf dem Weg zur Glärnischhütte
Auf dem Weg zur Glärnischhütte

Und hier noch für die Hochdeutschen:

Es war einmal eine übermütige Jungfrau, welche Vreni genannt wurde. Diese meinte, sie könne zuoberst auf dem mittleren Glärnisch einen Garten machen. Die Leute warnten sie und sagten zu ihr: «Man darf Gott nicht herausfordern!» Sie aber sagte: «Und jetzt gehe ich aus Trotz hinauf, sei es dem Herrgott lieb oder leid.» Da nahm die Jungfrau, sie war ein baumstarkes Mädchen, einen grossen Kupferkessel über den Kopf, damit sie nicht nass werde, wenn es zu schneien beginnen sollte. Als sie aber oben war, begann es so stark zu schneien, dass das Vreni wegen des Gewichts den Kessel nicht mehr abziehen konnte. Der nasse, schwere Schnee drückte das Mädchen zu Boden, und es wurde gänzlich eingeschneit. Man sieht auf dem mittleren Glärnisch jetzt noch von weitem ein kleines, viereckiges Schneefeld. Die Leute nennen es das Gärtli von Vreneli, weil die übermütige Gärtnerin darunter begraben liegt.

 

PS: Das Firnfeld ist übrigens im Sommer 2003 vollständig abgeschmolzen, aber Überbleibsel des Vreneli oder seiner Schüssel sind nicht gefunden worden.

Weitere Fotos