Klettern in den Gastlosen auf die Pfadfluh

Grossartige Mehrseillängentour mit Tanja auf die Pfadfluh, jedoch mit unschönem Ausgang auf dem Rückweg.

Nach über einem Jahr Kletterpause wollten Tanja und ich wieder mal zusammen eine anspruchsvollere Klettertour unternehmen. Dazu reservierten wir unter der Woche zwei Tage, um nicht von dem üblichen Wochenendklettertourismus gestört zu werden. Ein paar Tage vor dem Termin war jedoch klar, dass aufgrund der Wetterverhältnisse ein zweitägiger Ausflug nicht in Frage kam. So entschieden wir uns für einen Tagesauflug in den Gastlosen.

Wohl die letzte gemeinsame Klettertour in diesem Sommer...
Wohl die letzte gemeinsame Klettertour in diesem Sommer...

Dienstag, 01. Juli 2014

Als Wiedereinsteigertour für Tanja suchte ich eine einfachere Genussroute im unteren fünften Grad aus. Die schon fast legendäre und oft begangene Route Glenfiddich kam da wie gerufen. Wir parkten das Auto nach einer steilen, kurvenreichen Bergfahrt auf dem kostenpflichtigen Parkplatz Oberberg. Von hier war der Sektor Pfadfluh über einen gut ausgebauten Wanderweg in 45 Minuten zu erreichen.

Einem Bächlein entlang, durch ein romantisches Wäldchen, erreichten wir bald die Lichtung am Rande des Gastlosenmassivs. Wenig später kam auch schon die Pfadfluh in unser Blickfeld. Doch als wir näher kamen mussten wir feststellen, dass doch tatsächlich bereits eine grössere Seilschaft (vermutlich eine geführte Gruppe) in die Glenfiddich-Route eingestiegen ist. Gibt’s denn so was; ausgerechnet in „unsere Route“ und das an einem Dienstag!

Anfahrt. Im Hintergrund das Gastlosenmassiv.
Anfahrt. Im Hintergrund das Gastlosenmassiv.

Dass wir nicht hinten anstehen wollten war uns gleich klar. Eine Alternative musste her. Schliesslich ist der Sektor breit bestückt mit verschiedenen Routen. Doch der Schwierigkeitsgrad würde sich erhöhen.

Wir entschlossen uns für die Route „Hallo Marco“ (6a) mit der positiven Einstellung „wir schauen mal wie weit wir kommen“. Die ersten zwei Seillängen meisterten wir problemlos. Die dritte SL hatte eine knackige Stelle auf einer Platte die mich forderte. Tanja musste sich dann bei den anschliessenden 6er Stellen (mit Hilfen etwa 5b+) mit Überschwüngen profilieren, was nach einigen Anläufen ebenfalls klappte.

Und los geht's. Olli beim Einstieg in die Route Hallo Marco.
Und los geht's. Olli beim Einstieg in die Route Hallo Marco.

Es folgten einige Aufstiege in perfekten, griffigen Wasserrinnen, welche das Kletterherz höher schlagen lies. Die ganze Route war perfekt abgesichert, die Stände mit Abseilstellen (immer doppelt vorhanden) hervorragend positioniert und in bester Qualität.

Routeninfo zu Hallo Marco: 5b, 5a, 5b, 6a, 5c+, 5c, 5c+, 5b

 

Grandiose Aussicht.
Grandiose Aussicht.

Das Abseilen verlief ebenfalls problemlos und ohne „Seilgnusch“. Schon von oben sahen wir, wie die Murmeltiere interessiert um unser Rucksackdepot schleichten. Vermutlich rochen sie unsere Sandwiches, welche nach der fünfstündigen Tour auf uns warteten.

Nach einer kleinen Stärkung, wanderten wir schliesslich zurück zum Parkplatz Oberberg. Und da geschah es: Einen kurzen Moment nicht aufgepasst, ein unkontrollierter Schritt auf dem gut ausgebauten Wanderweg, und Tanja verdrehte sich den Knöchel und fiel zu Boden. Sofort war klar, dass etwas kaputt gegangen war. Dicht gefolgt hinter ihr, konnte ich den Fehltritt gut mitverfolgen und war perplex, wie stark sich der Fussrist auf die Seite bog.

Die wohl schönste Seillänge entlang griffigen Wasserrinnen :-)
Die wohl schönste Seillänge entlang griffigen Wasserrinnen :-)

Der Zufall wollte es, dass zur selben Zeit noch eine weitere Seilschaft auf dem Weg hinunter zum Parkplatz war. So konnten wir dank freundlicher Hilfe Tanja’s Rucksack mitgeben und ich sie auf dem – nun sehr „langwierigen“ und „unebenen“ – Wanderweg stützen. Vor der Heimfahrt konnte sie den Knöchel, welcher interessanterweise gar nicht geschwollen war, im Bergbach noch runterkühlen.

Der Besuch beim Sportarzt am Folgetag war wie befürchtet ernüchternd: Bänderriss am Fussrist. Massnahmen: Künzli-Schuh für den Tag, Schiene für die Nacht, drei Monate keine sportlichen Aktivitäten für den Fuss und Physiotherapie. Wir hatten uns den Sommer anders vorgestellt, zumal wir eine super Klettertour mit Lust auf mehr hatten und Tanja nach ihrer Babypause endlich mal wieder mehr Outdoor-Aktivitäten unternehmen wollte. Doch so schnell kann es gehen, was dieser Vorfall einmal mehr zeigte.

Nach dem Arztbesuch...
Nach dem Arztbesuch...

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