Gotthardpass - Placche di Valletta

Klettern an der Placche di Valletta auf dem Gotthardpass. Charmante Mehrseillängenrouten in den unteren Schwierigkeitsgraden mit traumhafter Aussicht auf soliden Urnergranitplatten.

Unterwegs... im Hintergrund das Ospizio mit dem Lago della Piazza
Unterwegs... im Hintergrund das Ospizio mit dem Lago della Piazza

Samstag, 23. Juni 2018

Die Placche di Valletta und die gebotenen Klettermöglichkeiten kannte ich schon seit längerem. Doch ausschlaggebend für den Besuch war der Kletterspotbericht im Alpen Magazin, welcher mich wieder an diese Mehrseillängenrouten erinnerte.

Dort stand unter anderem, dass die Felsen schöne Reibungskletterei auf rauen Platten mit einigen wenigen athletischen Stellen bot. Doch leider "nur einige" und auch der Schwierigkeitsgrad lag deutlich unter meinem Niveau. Doch für einen Ausflug mit Tanja konnte dies gerade die richtige Tourenauswahl darstellen.

Die Placche di Valletta. Zwei Seilschaften üben sich bereits in der Reibungskletterei.
Die Placche di Valletta. Zwei Seilschaften üben sich bereits in der Reibungskletterei.

So starteten wir an diesem kinderfreien Wochenende hoch auf den Gotthardpass. Wir waren jedoch nicht die einzigen, welche sich mit und ohne motorisiertem Untersatz in die lange Reiseschlange hoch zum Ospizio einreihten. Das Wetter lud auch geradedazu ein.

Die pyramidenförmige Platte nördlich des Lago di Lucendro war einfach auszumachen. Wir parkierten auf dem unteren Kiesplatz und stiegen in circa 20 Minuten vorbei an kleiner werdenden Schneefeldern und Schmelzbächlein hoch zum Einstieg.

Und los geht es! Olli in der ersten Seillänge.
Und los geht es! Olli in der ersten Seillänge.
Tolle Aussicht!
Tolle Aussicht!

Wir waren tatsächlich nicht die einzigen. Zwei weitere Seilschaften übten sich bereits in den vielzähligen Routen. "Unsere" ausgesuchte Mehrseillängenroute war aber noch frei. Nach einem Lunch starteten wir auf zur "Prosa". Dazu wählten wir einen steilen Alternativeinstieg (Name unbekannt), welcher sich etwa zwei Meter tiefer als die Schneedecke befand, wir jedoch am Felsband runtersteigen konnten. Ich vermutete auch, dass in der Zwischenzeit einige Routen zusätzlich gebohrt wurden, welche noch nicht dokumentiert waren.

Unsere Tour bestand aus der Route "Prosa" mit vier Seillängen (4b, 5a, 4c, 4a) und der weiterfolgenden Route "Via delle Marmotte", welche ebenfalls über weitere vier Seillängen (5a, 4b, 3a, 4a) verfügte.

Der Routenbeschrieb log nicht! Es handelte sich wirklich um eine schöne relaxte Mehrseillängen-Klettermöglichkeit in den unteren Schwierigkeitsgraden. Kurze Erreichbarkeit bei tollem Panorama runden zudem diesen Spot ab. Und – es gibt zahlreiche Möglichkeiten um dort im Bus zu Übernachten.

Den Abstieg wählten wir zu Fuss. Es kam uns zugute, dass wir über die umliegenden Schneefelder runterrutschen konnten. Wo es Felsen gab, konnte runtergeklettert werden. Zurück beim Auto entschieden wir, erst mal beim Ospizio einen Kaffee trinken zu gehen. Zwar hatten wir unsere eigene Kaffeemaschine dabei, doch die Bise war derart stark, dass der Brenner wohl gleich wieder ausgegangen wäre. Zudem war es sehr unangenehm und kalt im Wind zu sitzen.

In der ersten Seillänge von "Via delle Marmotte" (5a).
In der ersten Seillänge von "Via delle Marmotte" (5a).

Auch beim Ospizio ging eine heftige Bise, weshalb wir uns entschieden, die Passhöhe zu verlassen und auf eine Übernachtung im Bus hier oben zu verzichten. Wir wollten Richtung Vierwaldstättersee weiterfahren um dort zu entscheiden, wo wir nächtigen.

In Bouchs – am wohl bekannten Strandbad – sonnten wir uns erst mal und relaxten auf der grünen Wiese oberhalb des tiefblauen Sees. Erstaunlicherweise war heute nicht viel los. Wir genossen die Ruhe und die wärmende Sonne bei einem kalten Panaché.

In Bouchs am Vierwaldstättersee
In Bouchs am Vierwaldstättersee

Aus der Nacht im VW-Bus wurde heute nichts mehr. Den Abend verbrachten wir wieder zu Hause bei Pizza und Bier vor dem Fernseher und erlebten, wie Deutschland in den Achtelfinals Schweden in der 95-ten Minute in die Knie zwang!

Weitere Informationen

  • Zustieg vom Ospizio 40 Minuten, vom Parkplatz 20 Minuten
  • 60 Meter Einfachseil, eigenes Sicherungsmaterial nicht nötig, top Absicherung (Sanierung 2016)
  • Abstieg zu Fuss oder Abseilen
  • Link zu weiterführenden Informationen: https://www.munggenverlag.ch/Kletterrouten/ von Bruno Bollinger

Weitere Fotos