Wiwannihorn und Nasenlöcher

Kaum waren vier Wochen vergangen, machte sich das Alpen-Dream-Outdoor-Team (Steffi, Tanja, Alex, Olli) erneut auf den Weg nach Wiwanni. Durch den Baltschieder Klettersteig wurden wir dazumal erst richtig aufmerksam auf die schöne Umgebung rund um die Wiwannihütte. Dieses Mal gingen wir mit der Absicht, das Wiwannihorn über eine Mehrseillängentour zu erklettern und eine Höhlentour in den Nasenlöchern zu unternehmen.

The Alpen-Dream-Outdoor-Team
The Alpen-Dream-Outdoor-Team

Klettertour aufs Wiwannihorn 3001m - Samstag, 13. August 2011

Erfahrung macht schlauer! Durch den Abstieg bei unserem letzen Besuch auf der Wiwannihütte wussten wir, dass es mittels einer Fahrgenehmigung möglich war, bis zum Wegrand des Fuxtritt-Wanderweges zu gelangen. Von dort aus war die Hütte in angenehmen 1,5 Stunden (600hm) erreichbar. Ein solches Permit bekamen wir im Restaurant Hotel Bahnhof Ausserberg. Dies war also unser erstes Ziel.

Wiwannihorn mit Hütte und Zustiegsweg
Wiwannihorn mit Hütte und Zustiegsweg

Bern – Kandersteg – Lötschberg – Visp; die bekannte, klassische Anfahrt ins Wallis. Um 08:30 Uhr waren wir bereits in Ausserberg wo wir im Bahnhofrestaurant frühstückten. Am grosszügigen Buffet stärkten wir uns für den bevorstehenden Tag. Mit vollen Bäuchen und dem Parkingpermit, fuhren wir schliesslich zum Fuxtrittwanderweg, wo wir das Auto parkten.

Perfekte Aussicht
Perfekte Aussicht

Der Aufstieg durch den Lärchenwald und anschliessend über die Almwiesen zur Hütte war sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Nach knappen eineinhalb Stunden erreichten wir die Wiwanni. Die Ziegen hiessen uns innig willkommen und begleiteten uns auf den letzten Metern in der Hoffnung was Essbares zu bekommen.

Auf dem Weg zum Einstieg der Gemsrittroute
Auf dem Weg zum Einstieg der Gemsrittroute

Nach einem kurzen Umpacken der Rucksäcke, ging es weiter hinauf zum Fusse des Wiwannimassivs. Unser Ziel war die Gemsritt-Route, eine Klettertour auf das Wiwannihorn in sieben Seillängen (4b). Um an den Einstieg zu gelangen, war ein steiler Anstieg über ein grosses Schotterfeld nötig. Die meisten Routen waren angeschrieben, gut zu finden und top ausgebaut!

Und los geht's. Olli in der ersten Seillänge.
Und los geht's. Olli in der ersten Seillänge.

Um 13:00 Uhr stiegen wir nach einem kleinen Snack ein. Für Steffi und Alex war es die erste alpine Mehrseillängenroute. Somit stieg ich mit Tanja vor, und hängte die Exen ein. Die Route war so gut abgesichert, dass zusätzliche Sicherungen und das selber bauen von Ständen nicht notwendig war. Irgendwie schade, gehört dies doch irgendwie schon zu einem alpinen Klettererlebnis.

Gipfel des Wiwannihorns (3001m)
Gipfel des Wiwannihorns (3001m)

Mit der Höhe wurde das Gelände einfacher. Alex stieg nun ebenfalls rotpunkt vor und auch bei Steffi setzte langsam die Routine ein. Gegen Routenende wechselte der Routencharakter in Gratkletterei, bevor wir über ein flaches Schotterfeld das Gipfelkreuz des Wiwannihorns auf 3001m erreichten.

Auf dem Grat zur Abseilstelle
Auf dem Grat zur Abseilstelle

Der Abstieg war nicht minder spektakulär: Über den schroffen Südwestgrad (III) stiegen wir am kurzen Seil bis zur Abseilstelle der Ratatoui-Route ab, wo wir 60m am Seil entlang runterrutschten. Wie so oft dauerte dies eine gefühlte Ewigkeit… Wieso können nicht alle Abseilstellen senkrecht sein?

Perfekter Kitsch: Posierender Steinbock vor dem Dom
Perfekter Kitsch: Posierender Steinbock vor dem Dom

Pünktlich zum Abendessen waren wir um 18:00 Uhr zurück bei der Hütte. Wie bei unserem letzen Besuch gab es die Hüttenspezialität „Gulasch“ an einer Zitronensauce. Dazu natürlich das feine Suone Kräuterbier und später einen Pinot Noire aus dem Wallis. Zu unserem Glück war die Hütte nicht voll belegt und wir hatten unser eigenes Separee. Entsprechend gut hatten wir geschlafen.

Hüttenfeeling
Hüttenfeeling

Klettertour und Höhlentour in den Nasenlöchern - Sonntag, 14. August 2011

08:00 Uhr: Mildes, perfektes Bergwetter. Wir frühstückten ganz alleine draussen vor der Hütte auf dem grossen Holztisch. Die Sicht auf die umliegenden Berge war phantastisch. Ungern verliessen wir unsere bequemen Sitze. Doch es lag noch einiges vor uns. Heutiges Ziel war die Erkundung der Nasenlöcher im Bietschtal.

Blick auf den Dom 4545m vom Frühstückstisch aus
Blick auf den Dom 4545m vom Frühstückstisch aus

Der Sage nach soll auf der Alp Leiggern, oberhalb Ausserberg wegen benötigtem Wasser ein Streit ausgebrochen sein. Es kam zum Brudermord und seit diesem Tag versickert das Wasser oberhalb der Alp und kommt eben erst in der Felswand im Bietschtal aus den beiden Nasenlöchern heraus. Die Bauern haben versucht mit Schwellen das Wasser zu stauen und wieder auf die Alp zu lenken. Deshalb findet man noch heute solche Holzschwellen im „Gehirn“ der „Nasulecher“ vor.

Zmörgele in der Sonne vor der Hütte
Zmörgele in der Sonne vor der Hütte

Um 09:00 Uhr verliessen wir auf dem Höhenweg oberhalb Leiggeralp die Hütte. Zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht bewusst, auf welches Abenteuer wir uns da einliessen. Über einen bewaldeten Rücken steil oberhalb des Bietschtal, stiegen wir durch einen wunderschönen Lärchenwald hinunter zum Trosiboden 1765m. Die Fauna und Flora war hier wild und wunderschön sanft zugleich. Wir fühlten uns wie in einem Märchenwald und wären nicht erstaunt gewesen, wenn wir hinter dem nächsten Baum plötzlich das Rumpelstilzchen oder Ronja die Räubertochter getroffen hätten.

Blick ins Bietschtal
Blick ins Bietschtal

Doch das Adrenalin holte uns zurück in die Realität. Nach dem Abzweigen beim „Trosibodu“, hielten wir uns nordwestseitig und stiegen einen steilen Fels durchsetzten Hang schräg abwärts. An einigen Stellen erleichterten uns Ketten das Herunterkraxeln. Dann folgten einige Querungen abschüssiger Platten und steiler Rinnen. Um diese zu meistern seilten wir uns schliesslich an. Der Weg war zwar klettertechnisch nicht schwierig, aber extrem ausgesetzt und abschüssig. Dafür stand uns alle zwei, drei Meter ein guter Bohrhaken zur Verfügung.

Der Zustieg zu den Nasenlöchern ist nicht ohne. Nur die ersten Stellen sind mit Ketten gesichtert, danach benötigt man ein Seil und Exen.
Der Zustieg zu den Nasenlöchern ist nicht ohne. Nur die ersten Stellen sind mit Ketten gesichtert, danach benötigt man ein Seil und Exen.

Der Weg zog sich in die Länge und wir konnten die Nasenlöcher in der Wand lange nicht sehen. Doch schliesslich kam das Wasserrinnsal in den Blickwinkel. Um zu dem Einstieg in die Höhle zu gelangen, mussten die Nasenlöcher erst links oben umgangen werden. Doch schliesslich fanden wir den Eingang - ins linke Nasenloch.

Die Nasenlöcher in Sichtweite. Der Zustieg dauert jedoch noch etwas.
Die Nasenlöcher in Sichtweite. Der Zustieg dauert jedoch noch etwas.

Doch ehe wir mit Stirnlampe und Regenjacke einstiegen, stärkten wir uns nochmals. Wer weiss wie lange wir uns da drinnen aufhielten. Der Einstieg war anfangs sehr eng und verlief direkt neben dem tosenden Wasser. Kraxeln war angesagt und Platzangst durfte man nicht haben.

Einstieg ins Dunkle...
Einstieg ins Dunkle...

Der Gang zog sich leicht aufwärts, stets neben dem Wasser, welches diese Höhle geformt hatte. Des Öfteren mussten wir Klimmzüge und andere Verrenkungen anstellen, um durch die engen, verwaschenen und feuchten Gänge zu kommen. Schliesslich erreichten wir das „Gehirn“, wo die Höhle grösser wurde und wir stehen konnten. Hier befand sich auch ein kleines Seelein.

Noch kann man gut Gehen...
Noch kann man gut Gehen...

Wir verliessen die Höhle durch das linke „Ohr“ und kehrten so, etwa 100m höher, zurück ans Tageslicht. „Eine cooles Abenteuer!“ – da waren wir uns alle einig. Die Kletterpartie zurück zum Trosiboden meisterten wir in sensationellen 50 Minuten. Wir waren nun top eingespielt und verloren kaum Zeit als wir zu viert am Seil gingen. Ich stieg vor, hängte die Expressen ein, Tanja und Steffi hängten sich jeweils um und Alex räumte wieder auf.

Durch das linke Ohr ging es wieder raus
Durch das linke Ohr ging es wieder raus

Der Weg führte uns nun über einen wunderschönen Trampelpfad altiplano über Lerchwald zurück zum Ausgangspunkt des Fuxtrittwanderwegs, wo wir unser Auto parkten. Hier warteten Flip-Flops und trockene Kleider auf uns. Es ist nicht einfach die schöne Natur dieser Gegend in Worte zu fassen, dafür sollen die Fotos sprechen. Nur so viel: Wir werden der Wiwannihütte bestimmt wieder mal einen Besuch abstatten.

Heitere Stimmung beim Zurückklettern zum Trosiboden
Heitere Stimmung beim Zurückklettern zum Trosiboden

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