Strick & Hächle Überschreitung
Eine Ost-West Gratwanderung über die Schratteflue zwischen dem Abschnitt Gumme und Heidenloch.

Sonntag, 18. Mai 2025
Obwohl es bereits Mitte Mai war, lag in den Alpen in höheren Lagen noch immer reichlich Schnee. Für einen Tagesausflug suchten Dominik und ich daher etwas alpines in den Voralpen. Beim Blick auf die Karte fiel mir dabei die Schratteflue auf, über welche ein Bergwanderweg führt, der im Niveau T5 auch einige Kraxeleinlagen versprach.
Bei näherer Recherche erfuhr ich, dass die Schratteflue zu den ausgedehntesten Karstlandschaften der Zentralschweiz zählt und sich in der UNESCO Biosphäre Entlebuch befindet. Sie wird oft im Winter besucht, sei es auf Ski oder Schneeschuhen. Kaum bekannt ist, dass der lange First auch ideales Alpinwandergelände bietet. Das klang also ganz interessant.
Für die Anfahrt zum Ausgangspunkt Hirsegg, welcher sich knapp drei Kilometer vor dem bekannten Skiort Sörenberg befindet, benutzten wir das Auto. Eine Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die langgestreckten Täler der Emme wäre mit einem hohen Zeitaufwand verbunden gewesen.
Etwas südlicher der Busstation Hirsegg fanden wir dann auch den gut eingerichteten Wanderparkplatz (zahlbar mit TWINT) samt Toilette, von wo aus wir um 10:00 Uhr starteten. Bereits vom Tal aus hatten wir einen guten Blick auf die Schratteflue mit den Erhebungen Strick, Hächle, Hängst & Schibengütsch.
Von der Bushaltestelle Hirsegg folgten wir dem ausgeschilderten Wanderweg auf dem Fahrsträsschen bis kurz nach P. 1152 und bogen dann nach rechts in Richtung Schlüechtli ab und wanderten weiter nach Gummen.
Von Under Gummen schritten wir der rot-weissen Markierung entlang in nordwestliche Richtung. Über den steiler werdenden Pfad entlang dem Fuss des Tälle-Felsriegels erreichten wir schliesslich bei Ober Gummenegg den Grat der Schratteflue.
Vor uns lag nun eine lange Grattour über eine faszinierende Karstlandschaft. Zunächst wanderten wir den weiss-blau-weiss markierten Wegspuren entlang bis zum 1'912 Meter hohen Strick. Vom Gipfelkreuz ging es anschliessend teils kraxlig und exponiert (Fixseil) bis zum Heftibode auf 1’885 Meter und weiter zu der kleinen Hefti Hütte.
Die unbewirtschaftete Hütte in der Schratteflue ist eine ehemalige Militärunterkunft und seit 1951 Eigentum der SAC-Sektion Emmental. Sie würde sich ideal für eine Übernachtung anbieten, um die zahlreichen, bestens ausgerüsteten Sportkletterrouten rund um Hächlezänd in Angriff zu nehmen. Eine Idee, welche wir uns sogleich in unserer Vorhabensammlung notiert hatten.
Weiter ging es dem Bergweg entlang, ehe wir diesen verliessen und westwärts auf Wegspuren hoch zum Grat (Pt. 1978) kraxelten. Hier erwartete uns ein weitläufiges Karstgebiet, das mit Vorsicht und Achtsamkeit bei jedem Schritt zu begehen war. Der scharfkantige, spitze Kalkstein mit den vielen Löchern und Spalten würde ein Stolpern und Hinfallen nicht verzeihen. Auch durften wir nicht über die Schneefelder wandern. Das Risiko eines Einsturzes (Karstlöcher/-spalten) wäre zu gross gewesen.
Auf die erste Schlüsselstelle trafen wir hinter dem Hächle-Vorgipfel (Pt. 2088), wo es galt, eine Scharte hinunterzuklettern. Eine freudige Herausforderung folgte gleich anschliessend beim Hinaufklettern zum Hauptgipfel des Hächle (2’091m). Die Felsqualität ist grandios und die Oberfläche des Kalks so rau und scharf, dass darauf geachtet werden muss, dass man sich nicht schneidet oder mit einem Kleidungsstück hängen bleibt.
Nach dem obligaten Gipfelfoto schritten wir weiter auf dem immer breiter werdenden Grat bis zur Senke beim Heideloch (Pt. 1933). Der markierte Weg steigt nun durch weite Karstfelder allmählich ab bis zu den Bodenhütten. Von hier wanderten wir durch ein wunderschönes Waldstück und anschliessend durch ein Moorgebiet hinunter bis zur Verzweigung Pt. 1152, wo wir bereits beim Aufstieg vorbeigekommen sind.

Nach 1'200 Höhenmetern Auf- und Abstieg über eine faszinierende Karstlandschaft erreichten wir nach sechs Stunden wieder den Parkplatz bei Hirsegg. Ein Blick zurück zeigte uns nochmals unsere begangene Route und hinterliess uns ein wohlwollendes, befriedigendes Gefühl.
Eine Fortführung der Schratteflue-Überquerung (Heideloch – Hängst – Türstehäuptli – Schibegütsch mit Schibeflue) wäre sicherlich auch mal einen Tagesausflug wert. Und dann sind da ja noch die Hächlezänd, welche es zu erklettern gibt.