Pizzo di Claro 2727m, (Tessin/Graubünden, Schweiz)
Eigentlich hatten die Alpendudes vor, eine alte Rechnung mit dem Blüemlisalphorn zu begleichen. Im Jahr 2005 mussten wir dort unterhalb des Gipfels umdrehen. Doch auch dieses Jahr sollte aus dem "Hore" nichts werden. Zu schlecht waren die Wetterprognosen, zu ausgeapert der Gletscher und zudem viel Schneefall vor einer Woche.
Wir entschieden also wieder einmal dem Tessin einen Besuch abzustatten. Auch da gab es noch einen Berg, dessen Gipfel wir wegen zu viel Schnee im Herbst 2007 nicht erreichen konnten: den Pizzo di Claro!
Samstag, 24. September 2011
Mit dem Auto fuhren wir inmitten des Herbstferienverkehrs durch den Gotthard nach Süden. In Bellinzona kauften wir dann die Verpflegung für die zwei Tage ein. Das war nicht wenig, denn die Hütte wo wir übernachten wollten war nicht bewirtschaftet und dementsprechend gab es einiges zum schleppen.
Unser Startpunkt war die Kirche von Claro, wo wir das Auto parkierten. Punkt 12:00 Uhr liefen wir los. Grund zur Eile gab es nicht. Unser heutiges Ziel war das uns bereits bekannte Refugio Alpe di Peu auf 1725m. Um dahin zu gelangen lagen 1500 Höhenmeter vor uns.
Der erste Wegpunkt war das Monastero di Santa Maria. Das alte Frauenkloster befindet sich bereits auf stolzen 621m. Vermutlich wurde der Zustieg den Nonen im Verlaufe der Zeit zu anstrengend, wofür eine kleine Gondelbahn gebaut wurde. Das Kloster ist immer noch intakt, inwiefern jedoch der Nachwuchs vorhanden ist, bleibt fraglich.
Weiter ging es nach Maruso (1205m), wo wir eine ausgiebige Mittagspause einlegten und ein wenig in der Sonne entspannten. In weiteren 1,5 Stunden erreichten wir die Alpe Domas (1666m), danach die Alpe di Motto (1864m) und schliesslich die Alpe Garerescio (1783m).
Wenig später erreichten wir unser Ziel, die Hütte auf der Alpe di Peu auf 1725m. Zuerst dachten wir, die Hütte sei verschlossen, da wir nirgends den Schlüssel fanden, welcher jedoch direkt vor unserer Nase aufgehängt war. Dude Marc war es zu verdanken, dass wir schlussendlich doch hinein kamen!
Noch immer stand die Sonne sehr hoch und wir konnten unsere mitgeschleppten Bierli vor der Hütte geniessen. Zum Abendessen gab es Spaghetti mit Knoblauch, Zwiebeln und Chili. Doch diese kulinarische Waffe war gegenüber evtl. anderen Hüttenbesuchern nicht notwendig, wir blieben die einzigen Gäste in der idyllischen Berghütte.
Den Abend verbrachten wir gemütlich bei Rotwein vor dem wärmenden Cheminée.
Sonntag, 25. September 2011
In dieser fortgeschrittenen Jahreszeit wurde es erst um circa 07:00 Uhr hell. Wir brauchten also nicht früh aufzustehen, wir wollten die schöne Umgebung geniessen. Um 08:00 Uhr liefen wir los. Es ging gleich steil hoch bis zur Alpe di Canee. Dann auf schönem Weideland mit vielen Flüsschen weiter zum Lago di Canee (2198m).
Hier standen wir schon am 30. September 2007 mit Schneeschuhen in winterlichen Verhältnissen. Jetzt, wo wir das doch relativ steile Gelände nochmals anschauten war es kaum zu fassen wie weit wir dazumal gekommen sind. Doch dieses Mal waren die Verhältnisse super: kein Schnee, gutes Wetter und wir waren fit.
Wir wählten die Route Via Lumino über den Südgrat (T5), welcher ein wenig ausgesetzt über einen Bogen zum Gipfel führte. Ab und zu waren ein paar Klettereinlagen notwendig was die Wanderung zusätzlich interessant machte.
Immer wieder zogen dicke Nebelfetzen über den Kamm, welche die ganze Umgebung mystisch wirken liessen. Leider löste sich der Nebel auch nicht auf, als wir den Gipfel des Pico di Claro (2727m) erreichten. Trotzdem gelang es der Sonne sich ab und zu durchzusetzen.
Den Abstieg nahmen wir über den Normalweg unter die Füsse. Über Schotter und Grassbänder ging es oberhalb des Sees hinunter. Da die Sonne uns noch nicht beglückte, entschieden wir weiter zum Refugio di Peurett abzusteigen. Hier machten wir die Mittagspause und genossen die nun hervorgekommene Sonne.
Um 13:30 Uhr nahmen wir den weiteren Abstieg in Angriff. Zu den bereits 1000 abgestiegenen Höhenmetern erwarteten uns nochmals 1500. Über Bens und Bamigio erreichten wir mit einer weiteren kleinen Pause um 16:00 Uhr die Kirche von Claro wieder, wo unser Auto stand.
Die Rückfahrt war leider nicht so gemütlich wie der bisherige Tagesverlauf. Am Gotthardportal verloren wir fast eine Stunde und auch der restliche Rückweg zeigte sich mühsam. Doch schliesslich zu Hause war diese Kleinigkeit schon wieder vergessen. Wir hatten ein erlebnisreiches Wochenende, einen tollen Berg und wunderbares Spätsommerwetter!