Honeymoon am Meer - Durchquerung des Steinernen Meers

Als erstes soll die Überschrift ein wenig spezifizierter beschrieben werden. Wie jedes frisch vermählte Brautpaar (25.06.2011) wollten auch wir am Meer ein wenig flittern. Zumindest hatte ich dies so verstanden und damit die Planung gestartet.

Als Meer hatte ich mir das nah gelegene „Steinerne Meer“ ausgesucht, ein Grenzgebirge zwischen Deutschland (Bayern) und Österreich (Salzburg). An das Karsthochplateau grenzt im Norden der Watzmann, nordöstlich das Hagengebirge und östlich der Hochkönig. Es ist mit einer Fläche von 160km2 der grösste Gebirgsstock der Berchtesgadener Alpen, also bestimmt was für die heimatorientierte Tanja. Als Honeymoon Suite hatte ich uns das Riemannhaus (2177m) ausgesucht. Leider waren alle Zimmer schon vergeben, so dass wir im Matratzen-Schlaflager zwei Plätze bekamen. Tanja würde dies bestimmt verstehen. Ist schliesslich auch viel günstiger und nach der Hochzeit mussten wir wieder aufs Geld schauen! Der Wetterbericht war top und für Emilia war auch gesorgt. Es konnte also losgehen!

Königsee. Blick auf die Kirche von St. Bartolomä
Königsee. Blick auf die Kirche von St. Bartolomä

Dienstag, 28. Juni 2011

Die Titze-Oma brachte uns am frühen Morgen nach Schönau am Königssee, dem Ausgangspunkt unserer zweitägigen Flitterwanderung. Mit dem Boot ging es zum sagenumwobenen Wahlfahrtsort St. Bartholomä. Unterwegs horchten wir wie alle Touristen, welche die Schiffrundfahrt machten, dem Echo des Königsees zu und natürlich auch den tausendfach wiederholten Witzen der Schiffsbegleiter.

Die Oberlahneralm
Die Oberlahneralm

Die Stille, welcher der Ort vor der Watzmannostwand ausstrahlte war selig. Wir gehörten zu den ersten Gästen des Ortes und konnten die Schönheit in Ruhe geniessen. Um 09:20 Uhr brachen wir schliesslich auf und verliessen St. Bartholomä (603m) am Ufer entlang zur Wand des Burgstalls hoch. An der Wand entlang und etwas steiler ging es zur Schrainbachholzstube. Zum Glück verlief der Aufstieg im Wald, denn die Sonne trieb bereits jetzt den Schweiss hervor! Mir graute es schon vor der berüchtigten „Saugasse“, ein sich in Kehren zwischen dem Fels hochschlängelnder Steig, welcher sehr heftig sein sollte. Doch wir waren positiv enttäuscht: Der Weg lag noch im Schatten und (Wild-) Schweine trafen wir auch nicht :-)

Stärkung im Kärlingerhaus. Im Hintergrund der Funtensee.
Stärkung im Kärlingerhaus. Im Hintergrund der Funtensee.

Als wir um 12:45 Uhr das Kärlingerhaus erreichten, tropften wir schon ein wenig wie „Säulis“. Zum Glück war die Mittagspause angesagt und wir konnten die Kleider trocknen. Das Kärlingerhaus (1638m) befindet sich in schöner, idyllischer Lage oberhalb des Funtensees mit grossartigem Panorama. Im Liegestuhl mit Sicht auf den markanten Grieskogel vor dem blau glitzernden Funtensee, genossen wir die Brotzeitplatte, kaltes Radler und später noch einen Germknödel mit Vanillesosse und einen Kaffee.

Kärlingerhaus mit Funtensee
Kärlingerhaus mit Funtensee

Nach gut einer Stunde starteten wir um 14:00 Uhr wieder. Dem Funtensee entlang, ging es auf dem Via Alpina (Nr. 443) weiter durch den Berchtesgadener Nationalpark. Beim „Baumgartl“ durchwanderten wir das letzte Mal ein Wäldchen, dann lang das Steinerne Meer in seiner vollen Pracht vor uns! Ich hatte von der Dachsteinkalk und Karsterscheinungen geprägten Landschaft schon einiges gesehen, doch was uns hier an landschaftlichen Eindrücken geboten wurde, überstieg die Erwartungen. Wir bewegten uns tatsächlich mitten in einer Steinlandschaft. Immer wieder hatten wir herrliche Blicke auf die pyramidenförmige Schönfeldspitze, dem Watzmannmassiv, dem Hochkalter und Göll.

Der Eingang ins steinerne Meer. Im Hintergrund die Schönfeldspitze.
Der Eingang ins steinerne Meer. Im Hintergrund die Schönfeldspitze.

Unser Tagesziel war das Riemannhaus (2177m), welches unmittelbar oberhalb der auffälligen Berggestalt des Sommersteins lag. Doch der Weg dahin war sprichwörtlich steinig. Immer mit Blick auf die Schönfeldspitze, durchwanderten wir das steinige Labyrinth. Unser Übernachtungsplatz kam erst ganz am Schluss zum Vorschein, mit ihm auch der geniale Panoramablick nach Süden auf Saalfelden und Maria Alm hinunter. Einchecken, Radler, „Sünnele“, Schweinebraten und Rum trinken. So verbrachten wir kurz geschildert den restlichen Nachmittag und Abend.

Ein Prosit im Riemannhaus
Ein Prosit im Riemannhaus

Mittwoch, 29. Juli 2011

Mir war schon am Vorabend klar, dass ich vor dem Frühstück etwas unternehmen wollte. Das Wetter war so gut gestimmt und die Verhältnisse einfach genial. So stellte ich den Wecker auf 05:00 Uhr und machte mich ein wenig später auf zum Breithorn (2504m). Die Spitze des so genannten „Hausberges“ war bereits in der Sonne und das Gipfelkreuz funkelte. Eine Dreiviertelstunde später stand ich oben auf dem Gipfel. Der Sonnenaufgang über dem Steinernen Meer war mystisch. Stück für Stück der Steinfläche wurde beleuchtet. Ich sass windgeschützt in der Sonne und konnte das Spektakel in Ruhe geniessen.

Morgenstimmung
Morgenstimmung

07:30 Uhr: Ich war wieder zurück in der Hütte, Tanja war ebenfalls aufgestanden und wir konnten Frühstücken. Eine Stunde später um 08:30 Uhr starteten wir.

Das Riemannhaus mit dem markanten Sommerstein
Das Riemannhaus mit dem markanten Sommerstein

Bevor wir nach Maria Alm, dem Zielort unserer Wanderung absteigen, würden wir noch so manchen Gipfel „mitnehmen“. Der erste war der markante Pfeiler des Sommersteins (2308m), dem Torwächter der Ramseider Scharte und unmittelbar über dem Riemannhaus. Nach dem kurzen Aufstieg zum Gipfelkreuz, ging es weiter zum Schönegg (2389 m), von wo aus wir auf Kammhöhe weitergehend zum Hauptgipfel des Kammes, dem Wurmkopf (2451 m) kamen. Wir folgten dem breiten Grat in nordöstlicher Richtung bis das Grün aufhörte und der Fels begann. Auf dem ganzen Pfad hatten wir prächtige Ausblicke: Zur Linken lag das graue Steinerne Meer und zur Rechten eröffneten sich uns steile Tiefblicke in die grüne Ebene, wo Saalfelden und Maria Alm lag. Ein Kontrast der schöner nicht sein konnte.

Unterwegs
Unterwegs

Anschliessend ging es weiter auf dem ziemlich ausgesetzten Anstieg zur Schönfeldspitze (2653 m), welche am südlichen Rand des Massivs und westlich des Hochkönigs liegt. Um 11:15 Uhr standen wir schliesslich auf deren Gipfel, welcher formschön und pyramidenförmig aus der Karsthochfläche des Steinernen Meeres eindrucksvoll empor ragt. Die Aussicht war – den Leser wird es langweilen – einmal mehr atemberaubend, genial und eindrücklich. Anders kann man die Blicke auf den Königsee und die umliegenden Berge nicht bezeichnen. Eine Holzpietà mit der Figur der aufrecht stehenden Mutter Gottes Maria, die den Leichnam des toten Jesus horizontal in ihren ausgebreiteten Armen trägt, bildet das aussergewöhnliche Gipfelkreuz der Schönfeldspitze.

Auf dem Weg zur Schönfeldspitze
Auf dem Weg zur Schönfeldspitze

Wir verweilten jedoch nur kurz auf der Spitze, die Mittagsrast wollten wir uns erst gönnen, wenn wir sicher vom Berg heruntergeklettert waren. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Schönfeldspitze nur etwas für Berggänger mit absoluter Schwindelfreiheit, Trittsicherheit (T6) und Klettererfahrung (II) ist. Wie liessen uns sehr viel Zeit für den sicheren Abstieg. Konzentriert und bedacht stiegen wir in einer Stunde zur Buchauerscharte hinunter. Hier gönnten wir uns schliesslich die verdiente Mittagspause. Zur Feier gab es noch einen kleinen Prosecco, welcher die Reise im Rucksack bis hierher überstanden hatte.

Kletterei zum Gipfel der Schönfeldspitze. Im Hintergrund das steinerne Meer.
Kletterei zum Gipfel der Schönfeldspitze. Im Hintergrund das steinerne Meer.

In Gedanken sahen wir uns bereits in Maria Alm, unserem Zielort, den wir gut erkennen konnten. Nun würde es nur noch runter gehen. Gedanken an ein kühles Bier und Eiskaffee kamen auf. Doch zu früh gefreut… vor uns lagen noch ca. 1400 Höhenmeter, welche abgebaut werden mussten. Die ganze Absteigerei über Schotterfelder und Flussbette zog sich in die Länge. Tanja wurde schon ungeduldig und ich bekam das ungute Gefühl, wieder eine zu lange Wanderstecke herausgesucht zu haben.

Am Gipfel der Schönfeldspitze (2653m)
Am Gipfel der Schönfeldspitze (2653m)

Schliesslich konnte dank Gerhard der Abstieg ein wenig verkürzt werden. Unser Chauffeur für die Heimreise fuhr uns bis Rohrmoos entgegen, wo er auf dem Parkplatz mit kühlen Mineralwasserflaschen auf uns wartete! Um 15:30 Uhr wackelten wir dort schliesslich ein. Rein ging’s ins Auto und ab zum Restaurant Schörhof, wo wir unser verdientes Weissbier und Eiskaffee bekamen.

Brotzeit
Brotzeit

Danke nochmals an die beiden Chauffeure, welche diese Wanderung erst ermöglicht haben!

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