Von Champery (CH) nach Chamonix (F)

Eine fünftägige Wanderung mit den Alpendudes zum Fusse des Mont Blanc Massives

Ursprünglich wollten die Alpendudes eine Woche Bergsteigen gehen. Nach dem Unfall von Dominik am Oberaarhorn war dies jedoch nicht mehr denkbar. So suchten wir eine Alternative, welche wir in der Mehrtageswanderung von Champéry nach Chamonix de la Mont Blanc fanden.

Ausgehend von den Walliser Bergen führt ein Teilstück des Fernwanderwegs GR 5 mitten durch die unberührte Welt der Kalkalpen. Nach fünf Tagen Bergeinsamkeit rückte bei Chamonix langsam der König der Alpen ins Blickfeld...

Bahnhof Chamonix mit Mont Blanc Massiv
Bahnhof Chamonix mit Mont Blanc Massiv

Champery - Alpe le Lapisa

Freitag, 20. August 2010

Die Wanderung begann im kleinen, idyllischen Bergdorf Champéry. Für die Anreise dahin benötigten wir gleich mal einen halben Tag. Mit dem Zug von Basel über Bern, Lausanne nach Aigle, erreichten wir mit der ursprünglichen Regionalzahnradbahn gegen 17:00 Uhr Champéry.

Fängt ja gut an...
Fängt ja gut an...

Wir wechselten sogleich auf die Gondelbahn, welche uns bequem auf die Croix de Culet (1962m) brachte. Von dort aus war es ein Leichtes auf der Kiesstrasse zur Alp le Lapisa zu gelangen. Auf der Alp waren wir die einzigen Gäste. Zum Abendessen gab es nach einem reichhaltigen Speckteller ein Käsefondue; passend zu dem stürmischen Regen draussen.

Route Tag 1

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Alpe le Lapisa - Col de Coux - Pointe de la Golette - Ref. de la Vogealle

Samstag, 21. August 2010

Strahlender Sonnenschein huschte durch das Klappfenster unseres Matratzenlagers. Obwohl heute die strengste Etappe anstand, gab es das Frühstück erst um 08:00 Uhr. Eine Stunde später marschierten wir los. Den Col de Coux und somit die französische Grenze erreichten wir schnell. Hier stiegen wir erst mal 500 Höhenmeter im herrlichen Tannenwald ab. In der Hütte Col de la Golèse (1662m) gab es etwas zu trinken. Dann stand der lange aber einfache Aufstieg zum Tête de Bostan 2406m an. Hier machten wir eine Mittagspause und verpflegten uns mit Lunch aus dem Rucksack. Nun folgte der schwierigste Teil der Tour, der Aufstieg zum Pas au Taureau 2550m neben dem Pointe de la Golette (2638m).

Alp le Lapisa
Alp le Lapisa

Vorsichtig stiegen wir den steilen Steig hoch. Zickzack, über Schotter und Felsen durch dichten Nebel. Oben bot sich uns eine super Aussicht ins Tal mit den Montagne de Sageroux.

Den Abstieg nahmen wir ebenfalls langsam und vorsichtig unter die Füsse. Schon von oben sahen wir unsere Badegelegenheit, den Lac de la Vogealle. Dort angekommen, sprangen wir wagemutig in den Bergsee und wuschen unsere verschwitzten Kleider (wir waren mit dem absoluten Kleiderminimum unterwegs).

Wir sind die Alpendudes – doch um ehrlich zu sein, genehmigten wir uns das Bad deshalb, weil in unserem Führer stand, dass es im Refuge de la Vogealle kein Wasser und somit keine Waschmöglichkeit gäbe. Doch als wir da schliesslich um 18:00 Uhr eintrafen, stand vor uns eine topmoderne, gemütliche Hütte mit Duschen und allen Extras.

Die Bedienung staunte nicht schlecht, als wir drei (3) „grosse“ 0.75l Biere bestellen wollten. Sie fragte dreimal nach, ob wir dies wirklich alles trinken würden und dass 0.75l ganz schön viel wäre... doch diese putzten wir schon vor dem Abendessen weg.

Man muss dazu wissen, dass in dieser Region fast ausschliesslich Wein getrunken wird und Bier entsprechend spärlich und teuer verkauft wird.

Die Hütte war voll besetzt und es herrschte reger Betrieb als es um 19:30 Uhr Abendessen gab. Dank den milden Temperaturen konnten wir noch lange draussen sitzen, mit der MuHa (Mundharmonika) musizieren und den guten französischen Wein geniessen.

Route Tag 2

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Ref. de la Vogealle - le Bout du Monde - Sixt fer à Cheval - Salvany

Sonntag, 22. August 2010

Wir verliessen das Refuge de la Vogealle um 09:00 Uhr als die letzten Gäste. Denn heute hatten wir eine einfache, dafür umso schönere Tour vor uns. Der erste Teil war jedoch anstrengend; so mussten wir erst mal 500 Höhenmeter absteigen.

Auf der Alp Charlet du Boret kehrten wir ein. Die Sonne schien schon dermassen stark, dass wir schon wieder komplett verschwitzt waren (evtl. war dies auch dem Alkohol des Vorabends zuzuschreiben).

Nun lag der schönste Teil des Tages, evtl. sogar des ganzen Weges vor uns. Die Wanderung führte uns ans Ende der Welt, dem Bout du Monde, ein riesiger Talkessel umrundet von steilen Wänden. Die Felsformationen mit ihren Erosionen waren einmalig.

Panorama Fer a Cheval
Panorama Fer a Cheval

Immer leicht absteigend verliessen wir schliesslich langsam den Nationalpark in Richtung Plan des Lacs. Hier entschieden wir uns für den direkten Weg dem Fluss Giffre entlang nach Salvagny. Obwohl sich diese Strecke in die Länge zog, waren wir zeitlich sehr gut unterwegs. So kehrten wir in Sixt-Fer-a-Cheval im Chez Claudine noch für zwei Panaché ein, bevor wir uns zum Hotel Le Petit Teras dem heutigen Etappenziel aufmachten. Zu unserer Freude gab es da einen Pool mit Jacuzzi und Sauna. Wobei das Letztere an diesem Tag bestimmt niemand benötigte. Der Himmel war schon den ganzen Tag wollkenfrei und an windstillen Orten hielt man es in der Sonne schier nicht aus.

Das Essen im „Petit Teras“ war vorzüglich, endlich gab es wieder mal frisches Gemüse und Salat. Der Abend war kurz. Vollgefressen mit einigen Weingläsern im Bauch gingen wir noch vor 22:00 Uhr schlafen.

Route Tag 3

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Salvany - Collet d’Anterne - Refuge del Moëde Anterne

Montag, 23. August 2010

Eine lange erholsame Nacht lag hinter uns. Nach dem Frühstück und Check-out starteten wir. Den Cascade du Rouget, ein riesiger Wasserfall, erreichten wir schon nach drei Kilometern. Nun hiess es Höhenmeter gewinnen. Auf dem GR5 wandernd, erreichten wir in weiteren 1.5 Stunden den Collet d’Anterne 1796m und wenig später das Refuge d’Anterne Alfred Willis auf der traumhaften Alp d’Anterne.

The Alpendudes
The Alpendudes

Nach einer kurzen Mittagsrast, ging es in der Regenmontur weiter. Leider wich die Sonne den Wolken und es begann heftig zu stürmen und zu regnen. Doch bereits beim Lac d’Anterne war der Spuk vorbei und der Wind blies uns die Kleidung wieder trocken. Wir genossen die herrliche ursprüngliche Natur und erreichten gegen 14:50 Uhr den Col d’Anterne (2257m), den höchsten Punkt der heutigen Etappe. Von hier aus konnten wir unsere heutige Unterkunft, das Refuge del Moëde Anterne schon sehen.

Lac d’Anterne
Lac d’Anterne

Was wir jedoch auch sahen, waren weitere mächtige Regenwolken, welche auf uns zusteuerten und nichts Gutes verlauten liessen. Wir stiegen sogleich ab und quartierten uns noch vor dem nächsten grossen Schauer in der luxuriösen Hütte mit Warmwasserdusche ein.

Route Tag 4

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Refuge del Moëde Anterne - Le Brevent - Chamonix Mont Blanc

Dienstag, 24. August 2010

Die heutige Schlussetappe führte uns über den Col de Brevent auf den gleichnamigen Gipfel. Obwohl heute eine relativ kurze Etappe anstand, starteten wir bereits um halb neun, in der Hoffnung, den Gipfel trocken erreichen zu können. Doch gegen 10:00 Uhr holte uns der Regen ein, und es ging mit Regenschirm und Windjacke weiter.

Auf dem Gipfel des Le Brevent (2525m)
Auf dem Gipfel des Le Brevent (2525m)

Der Regen war von nun an ein ständiger Begleiter. Selbst eine Stärkungspause liessen wir aus und steuerten direkt unser Ziel an. Die Landschaft war dadurch jedoch nicht minder schön, im Gegenteil. Gerade der anfängliche Abstieg ins Tal war einem Trip im Regenwald sehr ähnlich. Je weiter wir hochstiegen, desto kühler und windiger wurde es jedoch. Leider blieb uns auch das prachtvolle Panorama auf das Mont Blanc Massiv verborgen. Dicke Wolken versperrten die Aussicht.

Vom le Brevent (2525m) nahmen wir die Seilbahn hinunter nach Chamonix. Die 1500 Höhenmeter ersparten wir unseren Beinen. Wir quartierten uns im Parc Hotel Suisse ein, welches ich zuvor über das Internet reserviert hatte. Nach einem Power-Nap ging es auf, Chamonix de la Monte Blanc zu erkunden und auf die erfolgreiche Tour anzustossen. Der Magen wurde am Abend ebenfalls mit einem grossen, guten Steak belohnt.

Am Ziel: Chamonix de Mont-Blanc
Am Ziel: Chamonix de Mont-Blanc

Für mich war hier die Tour beendet, denn ich musste zurück in die Schweiz, um für das nächste Ferienziel zu packen. Kommenden Samstag sollte es mit Tanja und Emilia für drei Wochen auf die kanarischen Inseln zum Wandern gehen. Da fällt einem der Abschied nicht so schwer. Marc und Dominik wollten noch zwei Tage anhängen und zu Fuss via Martini in die Schweiz zurückkehren.

Route Tag 5

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