Wolfsschlucht und Bärenloch
Eine sensationelle, voralpine Wanderung durch die Wolfsschlucht zum Bärenloch und via Rinderberg zurück.
Montag, 09. Juni 2025
Pfingstsonntag. Strahlendes Wetter. Familientag. Doch heute wählte ich das Programm für die Familie aus und dies sah vor, der Gegend rund um Welschenrohr einen Besuch abzustatten.
Schon lange war die Wolfsschlucht und das Bärenloch auf meiner Top-Ten-Liste der unbedingt „to do“-Touren in der näheren Region. Die Berichte über die eindrückliche, rund 20 Meter hohe Höhle, die keine geschlossene Decke aufweist und über deren natürlichen Felsbögen man über die nur 50 cm breite Brücke gehen konnte, faszinierten mich schon lange.
Emilia hatte keine Zeit, doch Lucas Freund Elliott kam an ihrer Stelle mit. Nachdem wir unsere Rucksäcke mit Kletterseil, Sicherungsmaterial und einem grossen Proviant an Essen und Trinken für unser geplantes Bräteln unterwegs gefüllt hatten, fuhren wir zum Ausgangsort Herbetswil.
Gleich gegenüber der Bushaltestellte «Herbetswil Wolfsschlucht», wo die Wanderung beginnt, befindet sich auch ein kleiner Parkplatz. Wir waren erstaunt, als wir von zwei Naturschutzaufsehern begrüsst wurden und sie uns fragten, was wir denn vorhatten. Die «Ranger» standen auch für Auskünfte aller Art zur Verfügung und wiesen darauf hin, dass im Naturschutzpark die Wege nicht verlassen werden dürfen.
Unsere Tour durch die Wolfsschlucht und weiter zum Bärenloch ist auf dem Tourenportal des SAC ausführlich beschrieben. Die Gegend zählt zu den landschaftlichen und geologischen Perlen des Naturparks Thal, ja des ganzen Solothurner Juras. Man kann sich gut vorstellen, dass zwischen den hohen und mit vielen Höhlen versehenen Felswänden einst mal Wölfe und andere Wildtiere lebten. Dieser abgeschottete, friedliche Ort lässt einem den Rest der Welt vergessen.
Bis zum Bärenloch T3 verläuft ein gesicherter, steiler Weg mit Geländern, wobei die letzten Meter vor der Höhle etwas erdig-rutschig und abschüssig sind. In der offenen Höhle war es schön kühl und wir betrachteten ehrfürchtig die schmalen Felsbögen, welche sich wie Rippen über die Grotte erstreckten. «Ganz schön hoch und schmal», um da drüber zu gehen dachten wir uns. Doch der einzige Weg hinauf zum Rinderberg führte über diesen Pfad. Zudem hatten wir Sicherungsmaterial und ein Seil mit dabei.
Luca war nach mir der Erste, der die Felsbrücke überquerte, gefolgt von Elliott und Tanja. Selbst mit Seil erforderte es etwas an Mut, um hoch über dem Bärenloch die etwa 15 Meter lange Passage zu meistern. Möchte man dabei noch hinunterschauen oder sogar ein Foto der Höhle machen, so ist man mit Schwindelfreiheit sicherlich besser bedient.
Nach dem Adrenalinkick folgten mehrere T4/T4+ Abschnitte mit Kraxelpassagen. Für diese blieben die Kinder gleich angeseilt und wir gingen am laufenden Seil, bis der Weg wieder einfacher wurde. Nun führte ein schwach ausgeprägter Pfad weiter hinauf bis zu einer Felswand, welcher wir bis zur Holi Flue entlanggingen. Dort wartete bereits das nächste Highlight auf uns; ein natürlicher Durchgang auf die andere Seite der Felswand.
Nach einer kurzen, nicht ausgesetzten Kletterstelle schritten wir gebückt und erwartungsvoll dem Licht auf der anderen Seite entgegen. Am Ausgang befindet sich eine Grotte mit Feuerstelle und dem «Höhlenbuch», wo uns Luca sogleich eintrug. Nach einer kurzen Trinkpause machten wir uns auf zur letzten Etappe, hoch zum Rinderberg.
Der Pfad war steil und das Zickzack schien kein Ende zu nehmen, ehe wir endlich den Gipfel des Rinderbergs (1’185m) erreichten und eine Feuerstelle fanden, wo wir unsere Klöpfer bräteln konnten. Von unserem Grillplatz hatten wir einen tollen Ausblick und unser verdientes, mitgetragenes Picknick schmeckte, dank dem anstrengenden Anstieg, umso mehr.
Der Abstieg erfolgte ostwärts über den Grat, bis wir auf den offiziellen Wanderweg trafen und auf diesem durch den Wald des Rinderbergs auf der Südseite abstiegen. Schliesslich trafen wir wieder auf den vom Aufstieg bekannten Wanderweg, welchem wir durch die Wolfsschlucht zurück zum Ausgangspunkt folgten.
Wir trafen glücklicherweise weder auf Wölfe noch Bären und konnten so die wilden Schluchten und Höhlen mit Sicherheit begehen. Doch wer weiss, vielleicht gibt es da doch noch die eine oder andere unbekannte Höhle, wo sich wilde Wesen versteckt herumtreiben. Es würde mich nicht erstaunen :-)